Tierhaltung | 14. Dezember 2017

So lassen sich die Stromkosten senken

Von Mathias Harsch, LAZBW Aulendorf
Obwohl auf vielen Milchviehbetrieben die Stromkosten jedes Jahr ansteigen, wird viel zu wenig über Einsparmöglichkeiten nachgedacht.
Werden auf einem Milchviehbetrieb mehr als 400 kWh Strom pro Milchkuh und Jahr verbraucht, besteht im Normalfall Handlungsbedarf.
Werden auf einem Milchviehbetrieb mehr als 400 kWh Strom pro Milchkuh und Jahr verbraucht, so besteht im Normalfall Handlungsbedarf, das heißt, auf solch einem Betrieb gibt es fast immer Stromeinsparpotenziale. Den größten Einspareffekt gibt es sicherlich bei den drei „Großverbrauchern” Milchkühlung, Vakuumpumpe und Warmwassererzeugung (Spülautomat).
Die Milchkühlung benötigt etwa 40 bis 50 Prozent des Gesamtstroms auf einem Milchviehbetrieb. Mit einem zwischen Milchabscheider und Milchtank eingebauten Vorkühler (Platten- oder Rohrkühler) kann der Stromverbrauch teilweise mehr als halbiert werden (siehe Tab. 1 mit Praxisbeispielen). In solch einem Wärmetauscher wird ein Liter Milch mit etwa ein bis zwei Liter  möglichst kaltem Leitungs- oder Brunnenwasser vorgekühlt.
Bei einem zur Leistung der Milchförderpumpe passenden Vorkühler wird die Milch auf eine Temperatur heruntergekühlt, die 3–5 °C über der Wassertemperatur liegt. In den meisten Betrieben wird das Wasser vom Platten- oder Rohrkühler als Tränkewasser für die Kühe benutzt, indem das leicht erwärmte Wasser in eine entsprechend groß dimensionierte Trogtränke geleitet wird. 
Milchkühlung
Ein Rohrkühler ist sehr einfach sauber zu halten.

Die Kopplung eines Vorkühlers mit einer einer schon lange auf vielen Betrieben vorhandenen Wärmerückgewinnung, bei der die Abwärme der ermolkenen Milch genutzt wird, ist möglich. Hier muss aber immer betriebsspezifisch geklärt werden, wieviel warmes Wasser auf dem Betrieb benötigt wird und wie weit die Milch heruntergekühlt werden kann, um noch genügend warmes Wasser zur Verfügung zu haben. Zudem empfiehlt es sich, zum Beispiel durch die Installation eines einfachen Kugelhahnes die Wassermenge, die durch den Vorkühler läuft, je nach Jahreszeit bzw. Bedarf anzupassen.
Bei der Installation eines erweiterungsfähigen und hocheffizienten Plattenkühlers ist darauf zu achten, dass auch beim Spülen der Melkanlage ein Milchfilter eingesetzt wird, um Verschmutzungen und nachfolgende Keimprobleme zu vermeiden. Zudem muss der Plattenkühler regelmäßig entkalkt werden. Bei geringeren Milchmengen je Zeiteinheit – zum Beispiel bei einem AMS-Betrieb –  wird sehr häufig ein Rohrkühler verwendet, der zwar nicht so effizient arbeitet, aber absolut unproblematisch sauber zu halten ist. 
Vakuumpumpe
Durch den Einsatz eines Plattenkühlers kann der Strombedarf für die Milchkühlung im Schnitt um etwa 50 Prozent reduziert werden.
Die Vakuumpumpe benötigt im Schnitt etwa 20 bis 25 Prozent des Gesamtstroms des Betriebs. Eine frequenzgesteuerte Vakuumpumpe kann etwa 50 bis 70 Prozent weniger Energie verbrauchen als eine leistungsgleiche Vakuumpumpe ohne Frequenzumrichter. Die verschiedenen Pumpenbauarten unterscheiden sich zudem, was die Eignung zur Frequenzsteuerung angeht, teilweise deutlich (siehe Tab. 2).
Dem geldwerten Vorteil von geringeren Stromkosten stehen allerdings zusätzliche Anschaffungskosten für einen Frequenzumrichter (ca. 2000 Euro) gegenüber. Entscheidend für die Rentabilität sind somit erstrangig die täglichen Pumpenlaufzeiten. Ab einer Laufzeit von über fünf Stunden am Tag (Melken plus Melkanlagenreinigung) rechnet sich normalerweise die Investition in einen Frequenzumrichter.
Generell ist es auch möglich, eine „alte”  Vakuumpumpe mit einer Frequenzsteuerung auszurüsten. Zuvor muss aber überprüft werden, ob der Elektromotor der Vakuumpumpe und die Vakuumpumpe selber dafür geeignet sind. Ist das nicht der Fall, kann es zu Motorschäden bzw. zu einem zu geringen Einspareffekt kommen (siehe Tab. 2).
Melkanlagenreinigung
Bei der Melkanlagenreinigung steht auf den meisten Betrieben für den Hauptspülgang das etwa 50 °C heiße Wasser der Wärmerückgewinnung nahezu kostenlos zur Verfügung. Um aber auch am Leitungsende am Ende des Hauptspülganges mit dieser Temperatur arbeiten zu können, ist es von entscheidender Bedeutung, dass man sich Gedanken um eine weitere kostengünstige Wassererwärmung macht.
Grundsätzlich ist die Wassererwärmung mit zugekauftem Strom am teuersten. Deshalb kann es zum Beispiel Sinn machen, auf einen leistungsstarken Durchlauferhitzer im Spülautomaten zumindest teilweise zu verzichten oder eine Kochendwasserreinigung zu installieren und dann das benötigte warme/heiße Wasser unter günstigeren Nachtstrombedingungen oder mit günstig erzeugtem Eigenstrom (z. B. PV-Anlage) in einem separaten Boiler zu erhitzen.
Die Stromfresser ermitteln
Hier wurde ein Messgerät auf dem Zählerkasten angebracht, um den Stromverbrauch einzelner Geräte relativ genau schätzen zu können.
Steigende Stromkosten sowie die Notwendigkeit eines effizienten und verantwortungsvollen Umgangs mit elektrischer Energie sprechen eindeutig für den Einsatz stromsparender Techniken. Um sich aber einen Überblick über den tatsächlichen Stromverbrauch der in diesem Beitrag aufgezeigten Großverbraucher machen zu können, reicht es nicht aus, nur den Gesamtstromverbrauch des Betriebs zu kennen. Man muss sich einen Überblick über den tatsächlichen Stromverbrauch jedes größeren Stromabnehmers verschaffen.
Am besten gelingt dies zum Beispiel durch die Installation von Hutschienenzählern im Stromkasten. Damit können für etwa 100 Euro je Zähler (ohne Installation) genaue Aussagen über den Stromverbrauch der wichtigsten Verbraucher  gemacht werden. Ist dies nicht machbar, so kann versucht werden, sich mit Spezialgeräten, die auf dem Stromzähler befestigt werden, einen Überblick über den Verbrauch der einzelnen Geräte zu verschaffen.