Betrieb und Wirtschaft | 26. November 2015

Sirup, Software und sonst so einiges

Von Katja Brudermann
Was tut sich in der Direktvermarktung? Trends in der Branche und neue Produkte konnte man auf der expoDirekt vergangene Woche in der Messe Karlsruhe in Augenschein nehmen.
Mit 92 Ausstellern bewährte sich die Direktvermarktermesse, die jährlich zeitgleich als kleine Schwester der Spargel- und Erdbeermesse ExpoSE stattfindet. Die expoSE zählte 426 Aussteller.  von den über 6000 Besuchern profitierten beide Messen gleichermaßen. 
 Die drei  Innovationspreise der Messe erhielten  Schusters Spezialitäten mit dem Sirup für Glühwein,  die Firma  Metasa mit dem Kundeninfocenter Cleverpoint sowie die EDV-Firma Börger GmbH mit der MES Direktvermarktung, einem Waagensystem für Verkaufsstände.Zimt und Nelken entfalten ihr Aroma eigentlich erst, wenn man sie gründlich auskocht. Mischt man sie dem Wein bei, ist entweder der Alkohol verkocht oder die Aromen sind nur zu einem geringen Teil in den Wein übergegangen. Gabriele Schuster hat sich den Sirup als praktische Lösung ausgedacht. Die Glühweingewürze werden  ausgekocht, der Extrakt wird mit Zucker haltbar gemacht. Ein Schuss  Sirup in den erwärmten Wein, und der Winterabend kann kommen.
Hanna Schuster produziert einen Sirup auf Essigbasis namens "Shrub!"

 Gabriele Schuster vermarktet ihre Erfindung unter dem Label „Schusters Spezialitäten”. Tochter Hanna Schuster produziert  Sirup auf Essigbasis: „Shrub!” heißt das Produkt:  Man nehme Früchte nach Wahl, werfe sie in Apfelessig und lasse sie ziehen. Wenn Aroma und Farbe der Früchte in den Essig übergegangen sind, seiht man die Früchte ab, gibt der Flüssigkeit Zucker bei.  Über 20  Sorten hat Hanna Schuster entwickelt, von roter Bete über Holunderblüten bis zu Traube und Zitrone. Shrub! taugt mit Wasser verdünnt als Erfrischungsgetränk genauso wie als Basis eines Salatdressings. (www.schusters-spezialitaeten.de)
Wie kann man Kunden im Hofladen  über den eigenen Betrieb informieren? Die Firma Metasa  präsentierte den CleverPoint:  ein Display mit zugeschaltetem einfachen Computer, eingebaut in einen dekorativen, individuell gestaltbaren Ständer mit Ablageflächen für Flyer und dergleichen.
 Auf dem Display ist genau das zu sehen, was der Betriebsleiter ins System einspeist: Bilder aus der Produktion, Wetterdaten, Internetseiten, Veranstaltungshinweise. „Der Betriebsleiter kann auch über ein Smartphone aktuelle Fotos oder Sonderangebote  einspeisen”, erklärt Jörg Amft, Betriebsleiter von Metasa. Die Variante in einem geschlossenen Kasten ist für 1450 Euro erhältlich; 1350 Euro kostet  eine Variante, die nach vorn eine ansprechende Fassade zeigt, hinten jedoch teils offen ist. 

Vernetzt
Wer mehrere Verkaufsstände betreibt, dem hilft ein  von der Firma Börger  GmbH entwickeltes Softwareprogramm.  „Die Waage am Verkaufsstand wird mit einem Mobilfunkrooter verbunden,” erklärt Mitarbeiter Thomas Lupp, „somit ist eine Datenübertragung übers Mobilfunknetz in beide Richtungen möglich.” Konkret bedeutet dies: Jeder Verkaufsvorgang an jedem Verkaufsstand kann vom zentralen Computer im Büro des Betriebsleiters sekundengenau abgefragt werden.
Der Betriebsleiter kann also genau sehen, welche Produkte an, welchem Stand zur Neige gehen, und Nachliefertouren  planen. Auch lässt sich anhand der übertragenen Daten besser prüfen, ob die Verkäufer gewissenhaft und ehrlich arbeiten.
In entgegengesetzter Richtung ist der Datentransfer ebenfalls hilfreich: Mit einem Mausklick lässt sich die Preisliste für alle Verkaufsstände aktualisieren.  Ein Starterpaket mit Waage, Tablet-PC, Software und Unterstützung bei der Einrichtung liegt in der günstigsten Variante bei 2500 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer.
Das Waagensystem ist auch für den  Hofladen geeignet, doch empfiehlt der Hersteller in diesem Fall, die Waage über ein Kabel mit dem Computer im Büro zu verbinden.  Module zur Ernte- und Zeiterfassung können das MES Direktvermarktung  ergänzen (www.bmes.de).
Vor wenigen Jahren dachte ein Erdbeererzeuger an Erdbeermarmelade, Erdbeersaft und Erdbeerlikör zur Erweiterung seines Sortiments. Vielleicht auch an Himbeeren und Blaubeeren. Bei der expoDirekt konnte man ganz andere thematische Anknüpfungspunkte entdecken: Erdbeerpostkarten, Erdbeernudeln, Erdbeerlutscher und dergleichen mehr.
Wer nur ein neues Ladenregal sucht, wird bei mehreren Anbietern fündig. Wer am Stand des Innenarchitekturbüros p2raumdesign hängenbleibt, der sucht etwas anderes. Dieser ist provokant in schwarz gehalten, Möhren und anderes Gemüse sind auf langen Spießen präsentiert. „Wir wollen die Lebensmittel  in den Mittelpunkt stellen”, erklärt Geschäftsführer Rainer Palinkasch. Zu diesem Zweck bietet er Gesamtkonzepte an, gestaltet Hofladen und nach Bedarf auch Gastronomiebereich und sanitäre Anlagen.