Betrieb und Wirtschaft | 02. Juli 2015

Schwarzwaldmilch mit Top-Auszahlung

Von René Bossert
Die Schwarzwaldmilch hat 2014 ihr nach eigener Einschätzung erfolgreichstes Jahr hinter sich. Das laufende Jahr beurteilt die Molkerei mit Blick auf das Markengeschäft bisher als erfreulich, wobei die Gesamtsituation am globalen und nationalen Milchmarkt merkliche Preisrücknahmen zur Folge hat.
„2014 war nicht nur wegen des Umsatzrekordes unser bestes Wirtschaftsjahr, sondern auch wegen des hervorragenden Auszahlungspreises und weil wir viele Dinge nach vorne entwickelt haben”, sagte Geschäftsführer Andreas Schneider am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Freiburger Werk.
Der Umsatz der Schwarzwaldmilch-Gruppe legte um 2,7% auf 187 Mio. Euro zu. Davon entfielen 137,9 Mio. auf das Werk Freiburg und 47,8 Mio. auf das Werk Offenburg. Der Netto-Auszahlungspreis lag bei 41,71 Cent/kg (4,2% Fett/3,4% Eiweiß) für konventionelle Milch und 49,52 Cent/kg für Biomilch. Laut Schneider hat die Molkerei damit den höchsten Auszahlungspreis in Deutschland bei konventioneller Milch bezahlt, bei Biomilch gehörte sie zu den Top 3. 
Unter dem Punkt „Dinge nach vorn entwickeln” benannte Schneider die höheren Investitionen (6,2 Mio. statt 3,8 Mio. Euro im Jahr zuvor) sowie höhere Ausgaben für Instandhaltung und Marketing – alles in allem wurde laut Schneider ein zweistelliger Millionenbetrag dafür in die Hand genommen. Die Marken seien weiterentwickelt worden, die Akzeptanz nehme zu: „Black Forest zieht”, stellte Schneider fest.
H-Weidemilch nach Shanghai
Nahezu  zwei Drittel der in Freiburg verarbeiteten Milch gingen in Markenprodukte. Die höchsten Umsatzzuwächse gab es bei der Laktosefreien Linie (+9%) und Bio (+4,5%). Im Offenburger Werk wurden bei den Spezialpulverprodukten und den pharmazeutischen Produkten die Umsätze um 7% gesteigert, beides Bereiche, in denen Schneider noch Potenzial sieht.
 Die Investitionen seien komplett eigenfinanziert, der Cash-Flow stieg von 4,6 Mio. Euro im Jahr 2013 auf 10,5 Mio. Euro. Freilich ging der Bilanzgewinn von 3,57 Mio. Euro auf 90000 Euro zurück.
Die Exportquote in der Gruppe lag 2014 unverändert bei 12%.  In diesen Tagen gehen die ersten Container mit H-Weidemilch nach Shanghai. „Wir wollen da keine großen Mengen bewegen, wir nehmen das mit”, sagte Schneider. Auch in Shanghai gebe es beispielsweise badische Gastronomen.
Bei der Zahl der Milcherzeuger gab es größere Veränderungen als üblich: 88 Betriebe der Milcherzeuger-Gemeinschaft (MEG) Ortenau verließen das Unternehmen, dafür kamen 44 Betriebe aus den angrenzenden Regionen dazu, die meisten davon Bio-Betriebe.
Auch das Jahr 2015 bewertete Schneider als bisher erfolgreich, obwohl  sein Blick auf die aktuelle Lage am deutschen Milchmarkt ernüchternd ausfiel: Das russische Embargo werde bleiben und in China belebe sich die Nachfrage im Moment nicht: „Ich sehe keine Anzeichen für eine Änderung der Gesamtlage”, betonte er. Das Quotenende habe keine Wirkung, im Moment liege das Problem auf der Nachfrageseite. Mit einem Auszahlungspreis von 33 Cent/kg seit Mai gehöre die Schwarzwaldmilch im Moment zu den Top 2 der Molkereien in Deutschland, wo im Schnitt zwischen 27 und 28 Cent/kg ausbezahlt werden. Die Milcherfassung liege per Ende Mai rund 3 Mio. kg über dem Vorjahr.  
Durch die Marken sei immerhin eine gewisse Stabilität gegegben.  Mit Listungsausweitungen im Markensortiment   sowohl regional als auch national soll deren Anteil am Verkauf gesteigert werden. Der Vertrieb werde personell intensiviert, so dass die Molkerei in wichtigen Regionen bundesweit vertreten sei.
Neben dem Bergkäse (siehe Kasten) gebe es weitere neue Markenprodukte, unter anderem glukose-, fructose- und glutenfreie Produkte. Damit habe die Molkerei ein Alleinstellungsmerkmal im deutschen Markt. 
Von einer harmonisch verlaufenen Generalversammlung der Milcherzeugervereinigung Schwarzwaldmilch eG am Tag zuvor berichtete Aufsichtsratsvorsitzender Markus Kaiser. Die zur Wahl stehenden Gremienmitglieder seien einstimmig in ihren Ämtern bestätigt worden. Bernd Linder aus Elzach rückte aus dem Aufsichtsrat in den Vorstand. Für ihn wurde kein Nachfolger gewählt, weil es Überlegungen gebe, das Gremium zu verkleinern. Im Moment ruhen ein Aufsichtsrats- sowie ein Vorstandssitz. Im Blick auf die MEG Ortenau sage Kaiser: „Die Linien sind geklärt.
Der neue Käse
Der kürzlich eingeführte Bio-Bergkäse der Schwarzwaldmilch hatte bisher keine gute Presse: In mehreren Artikeln wurde beispielsweise beklagt, dass die Ware bis nach Bayern gefahren werden muss und der Produzent auf der Packung nicht genannt wird. Auch in der Pressekonferenz wurde mehrmals bei diesem Thema nachgehakt. „Wir sehen keinen Imageschaden und sind superstolz auf das Produkt”, erklärte Schneider dazu.    Die Resonanz bei Verbrauchern und den Mitgliedern sei „überragend”.
 Eine näher gelegene Molkerei als die Allgäu Milch Käse eG in Kimratshofen, die qualitativ und quantitativ und mit getrennter Verarbeitung den Käse produzieren könne, gebe es nicht. Der Bau einer eigenen Käserei sei als Vision denkbar. Im Moment sei das aber aus Kostengründen kein Thema.