Tierhaltung | 25. August 2017

Schmallenberg-Virus – es zirkuliert noch

Von STUA Aulendorf/red
Ein neues Merkblatt zum Schmallenberg-Virus (SBV) hat das Staatliche Tierärztliche Untersuchungsamt Aulendorf – Diagnostikzentrum herausgegeben. Hier die wichtigsten Punkte.
Bei einem Verdacht auf eine SBV-Infektion sollten Blutproben für einen Antikörpernachweis eingesandt werden.
2017 kommt es in Baden-Württemberg erneut zu Aborten, verursacht durch das Schmallenberg-Virus. Auch deutschland-weit und in Nachbarländern werden SBV-Nachweise gemeldet. Vor fünf Jahren breitete sich das erstmals im Herbst 2011 in Europa nachgewiesene SBV  rasant über  Deutschland und weitere Länder aus. Die ausgelöste Infektionswelle, die Folgeerscheinungen wie Missbildungen und Aborte mit sich brachte, wiederholt sich nun nach 2012 und 2015 ein weiteres Mal.
Als Überträger des SBV spielen blutsaugende Insekten, insbesondere Gnitzen, eine Hauptrolle. Das Virus ist infektiös für Rinder, Schafe und Ziegen, wurde aber auch schon bei diversen Wildwiederkäuern nachgewiesen. Es löst im akuten Infektionsfall nur bei Rindern unspezifische Symptome wie Milchrückgang, Fieber und teilweise Durchfall aus. In erster Linie äußert sich die Infektion jedoch bei trächtigen Wiederkäuern aller Arten mit Zeitverzug von mehreren Wochen bis Monaten durch Aborte, Totgeburten oder lebensschwache Neugeborene (siehe Tab.) mit zum Teil schweren Missbildungen, die insbesondere im Bereich des Gehirns, der Wirbelsäule und der Gliedmaßen auftreten. Das Vorkommen und der Schweregrad sind dabei vorwiegend vom Trächtigkeitsstadium zum Zeitpunkt der Infektion abhängig.
Aktuell gibt es deutliche Hinweise, dass im Herbst 2016 ein erneutes SBV-Geschehen stattgefunden hat. Von Nord- nach Süddeutschland ziehend wurden im Winter 2016/2017 vermehrt abortierte bzw. missgebildete Feten mit SBV-Nachweisen zunächst bei Schafen und Ziegen gemeldet. Inzwischen sind auch wieder Rinder betroffen. Im STUA – Diagnostikzentrum konnte das Schmallenberg-Virus erneut bei aktuellen Rinderaborten nachgewiesen werden. Die Feten zeigten ebenfalls die für SBV typischen Missbildungen in unterschiedlicher Ausprägung. Rechnet man auf die jeweils sensible Phase der Trächtigkeiten dieser Tierarten zurück, ergibt sich der erneute Durchzug von SBV-Infektionen von Nord- nach Süddeutschland für den Zeitraum Sommer bis Herbst 2016.
Nach mittlerweile fünf Jahren deuten alle bisherigen Beobachtungen darauf hin, dass sich das Auftreten von SBV zu einem jährlich wiederkehrenden saisonalen Geschehen entwickelt. Jede im Laufe einer neuen Infektionswelle stattfindende Durchseuchung hat die Ausbildung einer Immunität in der Population zur Folge, die offenbar jedoch keinen andauernden umfassenden Schutz gewährt. Die gebildeten Antikörper sind wenig beständig und gehen teilweise bereits nach ein bis eineinhalb Jahren verloren. Mit der Schwächung der Herdenimmunität kann das Virus wieder in der Population zirkulieren und eine neue Infektionswelle auslösen.
Bei entsprechendem Verdacht sollten Blutproben für einen Antikörpernachweis eingesandt werden. Weiterhin ist es sinnvoll, abortierte Feten, Totgeburten oder Neugeborene mit Missbildungen zur Untersuchung zu bringen.