Im Jahr nach der Intervitis findet auf dem Obstversuchsgut in Heuchlingen traditionell der Tag der Technik im Wein- und Obstbau statt. Die Weinbauschule Weinsberg war am 10. Mai mit den knapp 1000 Besuchern aus nah und fern zufrieden. Angereist waren rund 80 Aussteller.
Bei den Maschinenvorführungen auf dem Obstversuchsgut Heuchlingen war stets reichlich Publikum anzutreffen.
Vor der Veranstaltung hatte es geregnet, auch die Auswirkungen der Frosttage Ende April waren noch zu spüren. Angereist waren Aussteller aus Deutschland, Italien, Frankreich und den Niederlanden. Die Vorführung der Besonderheiten war der erste Programmpunkt.
Derzeit sind Drohnen und Multikopter in aller Munde. In Heuchlingen
wurden den Besuchern insgesamt drei verschiedene Varianten vorgestellt.
Als größter Vertreter war die Spritzdrohne der Weinbauschule
ausgestellt. Mit einem maximalen Startgewicht von knapp 25 kg ein echtes
Schwergewicht in diesem Segment.
Weiters waren zwei Exemplare zu sehen, die der bodennahen Fernerkundung
dienen. Hier sind vielerlei Einsatzgebiete denkbar. Kartierungsarbeiten
können ebenso übernommen werden wie Messungen von Pflanzenstress. Hier
wiederum können unterschiedliche Indikationen im Interesse des Anwenders
stehen. Beispielhaft seien der Wasserstress genannt, die
Nährstoffversorgung oder auch ein Pilzbefall.
Pflanzenschutzgeräte
Geier-Raupe Typ 85 Hybrid mit schwenkbarer und überzeiliger Applikationstechnik. Im Hintergrund der Vitrac.
Ebenfalls
bei den Besonderheiten wurden drei verschiedene Gerätschaften zur
Pflanzenschutzmittelausbringung vorgestellt. Von der Firma Ebinger wurde
das Spritzgerät SPE 200 vorgestellt. Das Trägerfahrzeug Donkey XL-T mit
stufenlosem elektrischem Akkuantrieb ist eine wirkliche Besonderheit.
Es handelt sich in der Kombination der Geräte um eine Karrenspritze, die
eine konstante Geschwindigkeit bei der Ausbringung ermöglicht. Der
Hersteller sieht als Einsatzgebiete Beetkulturen im geschützten Anbau
oder auch im Freiland. Durch die Flexibilität des Gestänges, welches
sowohl horizontal als auch vertikal geführt sein kann, können auch
hochwachsende Kulturen wie Gurken, Paprika oder Tomaten behandelt
werden.
Von der Firma Geier gab es die Raupe 85 Hybrid in Verbindung mit einem
Überzeilensprühgerät für den Weinbau zu sehen. Bei der Raupe wird
anfallende Bremsenergie verstromt und in einen Akku gespeist. So kann
der Verbrennungsmotor im Bedarfsfall um weitere 20 % Leistung aus dem
Elektroantrieb unterstützt werden. Die Pflanzenschutzeinheit kann hinter
der Raupe seitlich verschoben werden.
Eine sonst übliche Leerfahrt, da die Raupe in derselben Reihe hinunter-
und hochfahren muss, entfällt und kommt der Applikationsqualität zugute.
Anstelle von zwei halben Reihen wird so eine Zeile beidseitig
behandelt. Die nicht benötigte Tankmischung wird aufgefangen, gereinigt
und wieder in den Vorratsbehälter gespült. Bei der zweiten Fahrt
schwenkt die Applikationseinheit über die unbehandelte Zeile.
Pflanzenschutz in Steillagen
Die vom Hersteller des Geräteträgers Vitrac gelobte Stabilität am Seitenhang wurde selbst beim Verladen der Maschine noch einmal auf Herz und Nieren geprüft.
Zu sehen war in Weinsberg ferner eine wirklich sinnvolle Weiterentwicklung für den Einsatz in Steillagen. Als Spezialist für Steillagen ist die Firma WM Agri Technics zu nennen. Vorgestellt wurde der Vitrac mit einem Pflanzenschutzgerät. Der Geräteträger kann, wie auch die Raupe von Geier, mit vielen anderen Anbaugeräten ausgestattet werden.
Während die Geier-Raupe mehr im extrem steilen Direktzug zum Einsatz kommt, dürfte der Vitrac in querterrassierten Steillagen sein Haupteinsatzgebiet finden. Die extreme Wendigkeit kommt dem Fahrzeug hierbei erheblich zugute. Das Gebläse ist schwenkbar, verfügt über eine elektronische Einzeldüsenabschaltung und wird von einem 200 Liter fassenden Behälter gespeist.
Abgerundet wurden die Besonderheiten beim Pflanzenschutz durch das weiterentwickelte easyFlow M von agrotop und Bayer CropScience. Es handelt sich um ein System zur kontaminationsfreien Entnahme von Pflanzenschutzmitteln aus kleinen und mittleren Behältergrößen. Beim Vorgängermodell war keine Messeinrichtung zur Bestimmung der entnommenen Menge vorhanden. Diese Weiterentwicklung wird jetzt in die Praxis eingeführt.
Konservierende Bodenbearbeitung
Im Bereich der Sonderkulturen ist die konservierende Bodenbearbeitung bisher nicht sehr verbreitet. Ein Grund hierfür ist die geringe Verfügbarkeit von geeigneten Geräten. Im Ring der Besonderheiten konnten am 10. Mai zwei Vertreter gezeigt werden.
Für die Einsaat oder Nachsaat in lückenhaften Beständen wurde eine Selbstbaulösung vorgestellt. Als Dosiereinheit und Vorratsbehälter kommt das bekannte System von APV, Typ PS 150 M1, zum Einsatz. Die Saatgutablage wird durch ein Zweischeibensäschar sichergestellt. So kann ein Säschlitz geöffnet und das Saatgut in optimaler Tiefe abgelegt werden. Nach der Saatgutablage sorgt eine Prismenwalze für den erforderlichen Bodenschluss.
Scheibensäschare erlauben in Begrünungen, entweder diese nachzusäen oder einem in der Artenvielfalt verarmten Pflanzenbestand wieder Diversität zu geben. Mit Schleppscharen wäre dies nicht möglich.
Arbeitsbühnen
Als weiteres Gerät wurde der GreenManager von Güttler vorgeführt.
Einsatzgebiet ist die Aussaat von Begrünungen. Hierbei kann in der
ganzen Gassenbreite ausgesät oder gleichzeitig auch in der
Fahrgassenmitte anderes Saatgut ausgebracht werden.
Die Begrünung kann
ganz oder teilweise gewalzt oder mit Grubberscharen unterfahren werden.
Sehr schön am Aufbau dieses Gerätes ist der Umstand, dass die
Komponenten Grubber, Striegel und Prismenwalze mit Säeinheit nicht nur
beliebig kombiniert werden, sondern auch einzeln als
Dreipunkt-Anbaugerät verwendet werden können.
Mit Hebebühnen lässt sich die Pflückleistung um rund 30 % steigern. Ihr Einsatz als mobile Arbeitsbühne verkürzt die Amortisation.
Den Abschluss der Besonderheiten im Ring bildeten die selbstfahrenden Arbeitsbühnen – hier ausgestattet als Erntehilfemaschinen – von Revo, Typ Piuma 4WD, und Frumaco, Typ Tecnofruit. Mit dem Ziel, die Produktionskosten zu senken, kommen viele Obstbaubetriebe an der Betrachtung der Erntekosten nicht vorbei. Da die Pflückleistung einer Arbeitskraft mit dieser Technik um rund 30 % gesteigert werden kann, liegt darin Potenzial.
Besonders vorteilhaft sind diejenigen Maschinen, die auch zur mobilen Arbeitsbühne umgebaut werden können. Somit sind viele weitere Einsatzgebiete denkbar wie beispielsweise Fruchtausdünnung, Schnittmaßnahmen und Arbeiten an Hagelnetzen.
Srühgeräte für den Obst- und Weinbau
Besonders aufgefallen sind die Überzeilengeräte. Hiermit wird der Forderung aus der Praxis nach mehr Schlagkraft Rechnung getragen.
Regen Zulauf fanden auch die Vorführungen in den Obstanlagen. Bei der Vorstellung der Pflanzenschutzgeräte waren neun verschiedene Hersteller mit insgesamt zwölf Geräten aufgefahren. Es waren sowohl Lösungen für den weinbaulichen als auch für den obstbaulichen Einsatz dabei.
Besonders aufgefallen sind die Überzeilengeräte. Hiermit wird der Forderung aus der Praxis nach mehr Schlagkraft Rechnung getragen. Des Weiteren waren Informationen über die Eintragung in das Verzeichnis verlustmindernder Geräte gefragt.
Ebenfalls von Interesse für die Anwender war der Stand bei den Applikationscomputern. Hier wird der Markt seit einigen Jahren durch einen neuen Anbieter bereichert.
Bodenmanagement
Bei der Vorführung von Geräten für das Bodenmanagement
kamen die Gerätegruppen Mulcher, Unterbaum- und Unterstockpflegegeräte
sowie Geräte für die Bodenbearbeitung im Gassenbereich zum Einsatz. Bei
den Mulchern waren die linear breitenverstellbaren Geräte mannigfaltig
präsent.
Besonders aufgefallen ist eine Frontmaschine von Perfekt, die optimal
mit einem hinten angehängten Pflanzenschutzgerät in Kombination gefahren
werden kann. Durch die eingebauten vier kleinen Mulchkreisel ist die
Gerätelänge sehr günstig ausgefallen.
Die Firma Humus zeigte einen
Blühstreifenmulcher. In der Gassenmitte kann ein 40 cm breiter Steifen
unbearbeitet bleiben. Durch diesen Streifen werden Nützlinge in der
Anlage gefördert. Sollte jedoch aus anderen Gründen der Streifen ebenfalls gemulcht
werden, kann der Messerkreisel stufenlos hydraulisch abgesenkt werden.
Das heißt, es ist das Köpfen der Blüten ebenso möglich wie eine
ganzflächige Bearbeitung.
Für den Weinbau wurde von der Firma Wehrda ein
Mulcher mit tief gezackter Hohlscheibe vorne und Fingerhacke hinten
gezeigt. So kann die Arbeit in der Gasse mit einer Unterstockbearbeitung
kombiniert werden.
Unkraut in der Reihe mechanisch bekämpfen
Aus der immer präsenten Diskussion um die schwindende Verfügbarkeit von
Herbiziden ergab sich ein großes Interesse an den Maschinen für die
Unterbaum- und Unterstockpflege. Von Braun gab es mehrere verschiedene
Lösungsansätze zu sehen: eine Rollhacke, einen
hydraulisch angetriebenen und tastarmgesteuerten Kreiselkrümler, ein
Flachschargerät sowie die klassische Hohlscheibe.
Von der Firma Adelhelm
wurde ein doppelseitiger UGR-Rahmen mit Rollhacke in den Einsatz
gebracht. Einmal mehr wurde deutlich: Geräte, die um einen Baum oder
Rebstock herumfahren, sind in der Schlagkraft unterlegen. Die Zukunft
für diese Verfahren wird bei Geräten liegen, die zügig entlang der Reihe
gefahren werden können.
Weiter wurde von Freilauber ein Rollhackenelement gezeigt, das an ein
„Y” erinnert. Diese Form war vorher nicht bekannt. Bei der Vorführung
konnte auch damit gepunktet werden.
Weiterer Vertreter war Clemens mit
der überarbeiteten Form ihres Rollhackenelements.
Bodenbearbeitung in der Gasse
Abschließend wurden noch Bodenbearbeitungsgeräte für den Gassenbereich
eingesetzt. Für die Grundbodenbearbeitung stand eine Spatenmaschine von
Celli auf der Brachfläche.
Unter guten Bodenbedingungen konnte die Arbeit der Maschine, die nach
dem Stech-Wurf-Prinzip arbeitet, überzeugen. Als weiteres Schmankerl war
die breitenverstellbare Scheibenegge der Firma Herzau und Schmitt zu
sehen – diese Entwicklung ist auf der Intervitis 2016 mit einer
Silbermedaille ausgezeichnet worden.
Aufgrund einer durchdachten Kinematik ist es möglich, eine V-förmige
Scheibenegge in der Breite zu verstellen. Bei der Verstellung wird der
Schnittwinkel der Scheiben nicht verändert, die Bearbeitungsintensität
bleibt somit dieselbe. Da Hohlscheiben die Erde immer in eine Richtung
bewegen, ist es hier besonders günstig, dass der Verstellweg in beide
Richtungen zur Verfügung steht. Es kann also die Erde sowohl zur Reihe
hin als auch von der Reihe weg bewegt werden.
Auch die ganzflächige Rollhacke von Braun konnte im Einsatz betrachtet
werden. Es kommen dieselben Rollhackenelemente wie bei der Unterbaum-
oder Unterstockpflege zum Einsatz. So kann der Bearbeitungseffekt vom
bloßen Walzen bis hin zu fast kreiseleggenähnlichen Verhältnissen
eingestellt werden. Hierzu wird der Winkel in Fahrtrichtung verändert.
Auch die Sämaschine wurde vorgeführt.