Land und Leute | 16. Oktober 2014

Hofübergabe im Kino

Von Gisela Ehret
Hofübergabe – eine nervenaufreibende Phase für alle Beteiligten. Der Film „Sauacker” dokumentiert das Leben einer schwäbischen Bauernfamilie mitten in dieser anstrengenden Zeit des Umbruchs. Am Mi, 29. Oktober, gibt es den Film exklusiv im Scala Kino in Tuttlingen zu sehen.
„Sauacker” dokumentiert Arbeit und Leben der Familie Kienle aus Sigmaringen authentisch und ganz und gar kitschfrei.
Der Betrieb Kienle steht nicht gut da. Die Stallgebäude sind veraltet, Investitionen längst überfällig. Die bisherigen Betriebszweige sind nicht mehr rentabel, die Schulden häufen sich. Das Landwirtschaftsamt attestiert dem jungen Hofnachfolger ein Verlustgeschäft seit den Neunzigern. „Mein Vater ist kein Betriebswirtschaftler”, gibt Philipp Kienle zu. Und während Konrad Kienle zusieht, wie der Karren in den Dreck fährt, verkauft der Sohn selbigen – nämlich seinen Ford Mustang, um mit dem Erlös Maschinen zu kaufen. Schließlich muss die Arbeitswirtschaft dringend optimiert werden. Das Auskommen reicht für zwei Generationen bei Weitem nicht, deshalb hat Philipp zusätzlich zwei Jobs.  
Loslassen und Weichen neu stellen
Den Hof aufgeben will er trotzdem nicht – er ist stolz darauf, dass die Kienles seit 1725 an diesem Standort Landwirtschaft betreiben. Aber er will es auf seine Weise machen – „Wie Frank Sinatra: I did it my way.” Für seine Visionen besucht der Jungbauer Infoveranstaltungen, informiert sich über Fördermöglichkeiten, putzt die Klinken bei Banken und Ämtern. Aber Konrad Kienle lässt sich mit dem Termin für die Übergabe Zeit. Und gegen neue Ideen ist er immun. Investieren geht nicht, einen Betriebszweig aufgeben schon gar nicht. „Ich werd mich schon mit Philipp einigen. Ich muss ihn halt überzeugen”, sagt der Vater. Hier treffen zwei Sturköpfe aufeinander, die nur eines vereint: Sie wollen, dass der Hof erhalten bleibt. Dieser Film zeigt genau die Konfliktfelder auf, die sich auf so vielen Höfen abspielen, wenn die Betriebsleiter altern und eine junge, tatkräftige Generation das Ruder übernehmen will: Die Probleme der Übergeber, loszulassen; das Beharren auf Altbewährtem und das Bedürfnis, das Geschaffene zu bewahren; der Drang der Jungen, selber Verantwortung zu übernehmen und die Weichen neu zu stellen.
„Sauacker”-Film und Diskussion
Der Bund Badischer Landjugend, das BLHV-Bildungswerk und die AG Junger Bauern im Hegau haben am Mi, 29.10. im Scala Kino in Tuttlingen einen Kinosaal angemietet, um den Film zu zeigen, der nur in wenigen Kinos läuft. Ab 19.30 Uhr gibt es eine Führung hinter die Kulissen des Kinos, um 20 Uhr läuft der Film. Anschließend wird mit den Hauptdarstellern  Konrad und Philipp Kienle diskutiert. Der Eintritt kostet 5 Euro. Anmeldung auf der BBL-Homepage.