Land und Leute | 21. Mai 2015

Bauernhoftourismus als Zukunftsmarkt

Von Sylvia Pabst
„Urlaub auf dem Bauernhof ist eines der interessantesten Urlaubsangebote, die wir im Land anzubieten haben”, unterstrich Ministerialdirigent Joachim Hauck bei der diesjährigen landesweiten Saisoneröffnung auf dem Steiertbartlehof in Oberried (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald). Zudem könnten viele Höfe ohne diesen Betriebszweig nicht mehr bestehen.
Überraschung: Im Namen der LAG zeichnete Edeltraud Brunner den Steiertbartlehof als „Anerkannten Urlaubsbauernhof” aus. Diese Anerkennung erhalten diejenigen Betriebe, die den Anforderungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Urlaub auf dem Bauernhof entsprechen. Mit ihr freuen sich Gabi und Michael Riesterer.
Wie beachtlich das touristische Ferienangebot zur Existenzsicherung der Anbieter beiträgt, machen die Zahlen der Landesarbeitsgemeinschaft Urlaub auf dem Bauernhof in Baden-Württemberg (LAG) deutlich: So liegt für 55 Prozent der entsprechenden Betriebe der Anteil des Betriebszweigs zwischen zehn und 49 Prozent des Betriebseinkommens, für 23 Prozent sogar zwischen 50 und 74 Prozent und für rund sieben Prozent der Mitgliedsbetriebe bei mehr als 75 Prozent.
Von den 42400 landwirtschaftlichen Betrieben im Land (Stand 2013) bieten 1600 Ferienunterkünfte an, was einem Anteil von 3,8 Prozent entspricht, Tendenz steigend. „Dies ist ein Betriebszweig, der Entwicklungspotenzial hat”, sagte Hauck in Vertretung von Landwirtschaftsminister Alexander Bonde (Grüne) und ergänzte: „Viele Betriebe könnten ohne den Tourismus nicht mehr bestehen.”
Sehr gute Einnahmequelle
Entsprechend sagte auch LAG-Geschäftsführerin Constanze Bröhmer mit Bezug auf den Betriebszweig: „Wer investiert und mit Herzblut drangeht, hat sehr gute Einnahmemöglichkeiten.”
Per Glockenschlag läutete Hofchefin Gabi Riesterer gemeinsam mit Ministerialdirigent Joachim Hauck, LAG-Vorsitzendem Karl Rombach und Bürgermeister Klaus Vosberg (von links) die Urlaubssaison ein.
Um welch ein Qualitätsprodukt es sich bei Urlaub auf dem Bauernhof handelt, war bei der Saisoneröffnung auf dem Steiertbartlehof zu erleben. LAG-Vorsitzender Karl Rombach brachte es auf den Punkt: „Es fehlt an nix!” Das Ehepaar Gabi und Michael Riesterer bieten auf ihrem Vollerwerbshof mit Milchvieh, Forstwirtschaft, Schottischen Hochlandrindern und Pensionspferden sieben Ferienwohnungen, verteilt auf zwei Häuser, an. Fünf Wohnungen sind mit vier Sternen, zwei mit fünf Sternen ausgezeichnet. Nach Angaben von Gabi Riesterer liegt die durchschnittliche Belegungszahl bei 220 Tagen im Jahr, wobei die Gäste im Mittel zwischen sieben und zehn Tagen bleiben.
Bei der Einrichtung der Wohnungen handelt die Familie nach einem offenbar erfolgreichen Motto: „Uns soll es gefallen, dann gefällt es den Gästen auch”, wie die Hofchefin klarmachte. So haben alle umfassend und geschmackvoll eingerichteten Wohnungen Balkon, zum Teil überdacht, oder eine Terrasse. Auch stehen Angebote wie Whirlpool und Sauna, eine Festscheune und ein kleiner Selbstbedienungsladen zur Verfügung. Ein Spielplatz mit Trampolin sowie in der Spielscheune eine Tischtennisplatte, Tischkicker und Billardtisch sorgen für Abwechslung.
Die vierfache Mutter unterstrich, dass die Bewirtschaftung kein Kinderspiel ist: „So was kann man nur als Familie bewerkstelligen.” Gleichzeitig ging ihr Lob an die „FiT-Frauen”, die sie insbesondere bei der Ausrichtung der diesjährigen Saisoneröffnung engagiert unterstützten. „FiT –  Frauen im Tourismus” ist eine Schulung der LAG, deren Ziel  die Qualitätsverbesserung bei Unterkünften von Urlaub auf dem Bauernhof ist. Sie wird über das Programm „Innovative Maßnahmen für Frauen im ländlichen Raum” (IMF) durch das Land Baden-Württemberg und die EU gefördert. Entsprechend rief Gabi Riesterer der am Regierungspräsidium Freiburg zuständigen Ansprechpartnerin zu: „Frau Munz, es lohnt sich, die Schulungen weiter zu genehmigen!” Und auch Oberrieds Bürgermeister Klaus Vosberg wandte sich unter dem Beifall der Gäste ans Land, denn was das Bauen im Außenbereich angehe, sei es mit der Landesbauordnung „noch nicht so einfach”.