Pflanzenbau | 18. Januar 2018

Sachgerechte Beizung von Sommergetreide

Von Dr. Friedrich Merz, Regierungspräsidium Stuttgart
Bei Sommergetreide ist vor allem die Bekämpfung der mit dem Samen übertragenen Krankheitserreger notwendig. Eine Dauerwirkung gegen vom Boden ausgehende Infektionen, die bei Wintergetreide eine wichtige Rolle spielt, ist nur bei einer frühen Aussaat gefordert.
Gebeiztes Saatgut darf weder für Nahrungsmittel noch als Viehfutter eingesetzt werden.
Zu den Krankheiten, die mit den geringen Wirkstoffmengen einer Saatgutbeizung sehr gut bekämpfbar sind, zählen Steinbrand, Streifenkrankheit, Flugbrand, Schneeschimmel und früher Befall durch Fusarium-Pilze. Je nach Wirkungsbreite des eingesetzten Beizmittels werden auch Blattkrankheiten, wie beispielsweise die Netzfleckenkrankheit, am Getreidekeimling erfasst. 
Universalbeizmittel und Spezialpräparate
Eine Übersicht über die zugelassenen Beizmittel für Sommergetreide 2018 gibt die Tabelle. Universalbeizmittel wie EfA, Landor CT Formel M, Orius Universal, Rubin TT können in Weich- oder Hartweizen, in Gerste sowie je nach Zulassung auch in Hafer angewendet werden. Spezialbeizmittel für Weizen sind Arena C + Formel M, Celest Formel M, für Gerste Baytan 3 und Zardex G mit Zulassung in Hafer.Die biologischen Saatgutbeizen Cedomon und Cerall enthalten den Bakterienstamm Pseudomonas chlororaphis MA 342. Die Bodenbakterien vermehren sich auf der Saatgutoberfläche und konkurrieren dort mit den anhaftenden Krankheitserregern. Sie setzen zudem Substanzen frei, die Sporen der Schadpilze in ihrer Entwicklung hindern und abtöten. Die Beizen induzieren zusätzlich Resistenz und fördern die Entwicklung des Keimlings.Die beiden Formulierungen wurden speziell für Getreide mit und ohne Spelzen entwickelt.
  • Das als Emulsion formulierte Cedomon ist in Gerste gegen Streifenkrankheit, Netzfleckenkrankheit und zur Befallsminderung von Fusarium-Arten zugelassen.
  • Mit dem Suspensionskonzentrat Cerall kann Weizen gegen Steinbrand, Septoria nodorum und zur Befallsminderung von Fusarium-Arten gebeizt werden.
  • Als weitere Alternative zu chemischen Saatgutbehandlungsmitteln steht die Elektronenbeizung (E-PURA, e-ventus) zur Verfügung. Sie wirkt in Sommergerste gut gegen die Streifenkrankheit und die Netzfleckenkrankheit. Gegen Flugbrand und bodenbürtige Krankheiten bietet das physikalische Verfahren jedoch keinen ausreichenden Schutz.
Beizempfehlung
Unbedingt erforderlich ist die Beizung gegen die folgenden Krankheiten:
  • Streifenkrankheit an Gerste,
  • Steinbrand und Schneeschimmel an Weizen,
  • Flugbrand an Hafer und
  • Flugbrand an Weizen und Gerste für die Saatguterzeugung.
Empfehlenswert ist eine Beizung in folgenden Fällen:
  • Gegen Schneeschimmel und andere Fusarium-Pilze an Braugerste. Wegen der speziellen Qualitätsanforderungen in der Braugerstenerzeugung muss dieses Kriterium besonders beachtet werden. Empfehlenswerte Beizmittel mit Wirkung gegen diese Krankheiten sind unter anderem EfA, Landor CT Formel M, Orius Universal und Rubin TT.
  • Gegen Frühbefall durch Blattkrankheiten wie Netzflecken, Rhynchosporium oder Mehltau an Sommergerste. Wo diese Krankheiten klimatisch bedingt regelmäßig und früh die Keimlinge befallen und aus arbeitswirtschaftlichen Gründen Fungizide nicht rechtzeitig gespritzt werden können, ist eine entsprechende Saatgutbehandlung sinnvoll. Die Wirkung bleibt jedoch auf den Keimlingsbefall beschränkt. Ein Beizmittel mit Wirkung gegen Mehltau, Rhynchosporium und Netzflecken ist zum Beispiel Baytan 3.
  • Gegen samen- und bodenbürtige Krankheiten an Hafer. Der Flugbrand des Hafers tritt selten auf. Häufiger werden Krankheitserreger der Gattungen Fusarium und Drechslera am Hafersaatgut gefunden. Zur Bekämpfung dieser Pilzkrankheiten wird eine Beizung des Hafersaatgutes empfohlen, insbesondere bei früher Aussaat.
  • Eine Beizung gegen den Zwergsteinbrand ist für Sommerweizen nicht erforderlich, weil diese Pilzkrankheit nur während des Winters günstige Infektionsbedingungen hat. 
Von den konventionellen Beizmitteln werden bevorzugt Produkte empfohlen, die mehrere Wirkstoffe enthalten. Diese haben in der Regel eine gute Breitenwirkung gegen mehrere Krankheiten.
Richtige Anwendung
Die Anforderungen an die Qualität der Saatgutbehandlung werden immer größer.
  • Das Saatgut sollte vor der Beizung möglichst staubfrei sein.
  • Zusatzstoffe wie Formel M, Inteco und Maximal Flow verbessern die Anhaftung.
  • Das Saatgut muss trocken sein, der Wassergehalt sollte unter 16 % liegen.
  • Schäden können sowohl durch Unter- als auch durch Überdosierungen entstehen.
  • Mit Mitteln, für die die  Auflagen NH677, NH678 und NH679 gelten, gebeiztes Saatgut darf nicht offen auf dem Boden liegen bleiben.