Betrieb und Wirtschaft | 14. Januar 2016

Omira will in nächster Zeit kräftig investieren

Von René Bossert
Die Omira will im Rahmen der „Strategie 2020 plus” in den kommenden fünf Jahren rund 60 Millionen Euro investieren. Nachhaltigkeit und die Betonung der regionalen Herkünfte sind wichtige Bestandteile der Strategie.
Die Omira sieht sich nach zwei Jahren erfolgreicher Restrukturierung wieder als stark genug an, um in den nächsten Jahren kräftiger als zuletzt zu investieren. Mit 31 Ct/kg (inklusive Alpenmilch-Bonus) habe man 2015 deutlich über dem deutschen und knapp unter dem süddeutschen Durchschnitt ausbezahlt, dazu kämen ein positives Jahresergebnis und eine minimale Bankverschuldung, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Erich Härle am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Ravensburg.
Stellten die neue Omira-Strategie vor (von links): Ralph Wonnemann, Erich Härle und Johannes Eder.
Im Schnitt 12 Millionen Euro sollen in den nächsten fünf Jahren in die Hand genommen werden. Die Abschreibungen lagen zuletzt bei rund 8 Mio. Euro. Falls notwendig, werden für die Investitionsoffensive auch Kredite in Höhe von maximal 20 Mio.  Euro aufgenommen. Die Erzeuger stehen den hohen Investitionen überwiegend positiv gegenüber, schilderten Härle und Geschäftsführer Ralph Wonnemann ihre Eindrücke aus den bisherigen Winterversammlungen. Um die vom Aufsichtsrat im Oktober einstimmig abgesegnete „Strategie 2020 plus” zu erarbeiten, habe sich die Molkerei ein gutes Jahr lang Zeit genommen, berichtete Wonnemann. In allen drei Hauptgeschäftsfeldern – Minus L, Industrieprodukte und Frische – stehe qualitatives Wachstum im Vordergrund. „Wir wollen nicht auf Tod und Teufel Milch akquirieren”, betonte Wonnemann. Die Omira sei eine Molkerei der „wertvollen” Regionen wie Allgäu, Bodensee, Alpen oder Schwarzwald. Folgendes soll konkret geschehen:
  • Minus L: Bei der laktosefreien Marke sieht die Omira weiteres Potenzial, das beispielsweise durch eine deutliche Verstärkung des Außendienstes gehoben werden soll. International sieht Wonnemann in Asien und darüber hinaus Möglicheiten.
  • Industrieprodukte: Im Hauptgeschäftsfeld der Omira stehe die Ausweitung der technischen Möglichkeiten im Vordergrund. Mit der Modernisierung und Erweiterung der Anlagen würden Möglichkeiten geschaffen, um neue Markt- und Kundensegmente zu erschließen. So werde beispielsweise in die Walzentrocknung investiert.
  •  Frische/Weiße Linie: Ausbau der regionalen Marken, Weiterentwicklung der Dessert-Kompetenz und ein besseres Innovationsmanagement benannte Wonnemann hier als Handlungsfelder.
Relaunch
Bisher werde die Regionalität  nur bei der Alpenmilch umgesetzt, das soll sich ändern (siehe Kasten). Die regional bekannte Marke der Omira werde derzeit relauncht. Sie soll moderner und emotionaler gestaltet und als Premiumprodukt positioniert werden. Ein Wiedereinstieg bei Biomilch ist nicht Bestandteil der Strategie. Der Ausstieg sei richtig gewesen, betonte Wonnemann. Die Marktaussichten für das laufende Jahr sieht Wonnemann verhalten, weil die weltweite Milchanlieferung nach wie vor hoch sei. Die Spotpreise in Deutschland liegen derzeit Wonnemann zufolge bei 14 Cent/kg. Ab 2017 sollte sich das Preisniveau verbessern, langfristig sei ein erhebliches Wachstum am Weltmarkt durch höhere Nachfrage in den Schwellenländern absehbar. Die Volatilität werde aber hoch bleiben. Die Omira will mit einem Partner an den wachsenden internationalen Märkten teilhaben. „Wir suchen eine langfristige Partnerschaft, aber in Ruhe”, sagte Wonnemann.  Das Nachhaltigkeitskonzept der Omira spielt eine wichtige Rolle bei der neuen Strategie. Man sei spät in das Thema eingestiegen, inzwischen aber sehr dynamisch dabei, sagte Wonnemann. 2015 gab es erste Akzente in der Umsetzung, wie der Nachhaltigkeitsbeauftragte Dr. Johannes Eder berichtete: verbesserte Energieeffizienz, Beitritt in den Global Compact der Vereinten Nationen, Durchführung eines Sozial-Audits und Erstellung eines CO2-Fußabdrucks. Den CO2-Ausstoß will die Omira unter anderem durch eine Umstellung auf 100% Ökostrom senken. Ab 2016 wird die Omira den  CO2-Fußabdruck mithilfe von UN-Emissionsrechten kompensieren und damit für die kommenden Jahre ein klimaneutrales Unternehmen sein. Das  Nachhaltigkeitskonzept wurde in Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf sowie dem Agrarbeirat der Omira als Repräsentanten der Milcherzeuger entwickelt. Neben den Themen Tierwohl und Umwelt werde dabei auch der Landwirt in den Mittelpunkt gestellt. Hier soll der Schwerpunkt auf das soziale Engagement, gesundheitsfördernde Maßnahmen und Fortbildung gelegt werden.Im Laufe von  2017 wird sich Nachhaltigkeit auch im Auszahlungspreis bemerkbar machen: Wer bestimmte Kriterien erfüllt, soll ab dann einen Zuschlag bekommen. Der könnte zwischen 1 und 2 Ct/kg liegen, deutete Wonnemann an. Bei den relevanten Kriterien werde das Tierwohl hoch gewichtet. 
Omira setzt auf den Schwarzwald
Der Schwarzwald ist eine der attraktiven Regionen, auf die man in Ravensburg setzen will. Die Rohstoffbasis der Omira im Schwarzwald liege bei über 100 Mio. kg, sagte Ralph Wonnemann. Bereits im Sommer sollen die ersten Omira-Frischeprodukte einer Schwarzwald-Marke auf den Markt kommen, kündigte er an. Um welche Produkte es sich dabei konkret handelt, wollte er nicht sagen. Mit Blick auf die Konkurrenzsituation zur Schwarzwaldmilch sagte Erich Härle, dass es Gespräche mit Freiburg gebe. Man müsse auch schauen, ob man etwas gemeinsam hinbekomme.