Betrieb und Wirtschaft | 30. Juni 2016

Omira verarbeitete deutlich weniger Milch

Von Matthias Borlinghaus
Im turbulenten Milchmarkt konnte sich die Omira 2015 nach eigener Einschätzung gut behaupten. Das Unternehmen sei trotz der Marktkrise stabil und habe sich positiv entwickelt. Der Milchpreis lag über dem Bundesschnitt und leicht über dem Landesschnitt, wenn man den Alpenmilchbonus einrechnet.
Ralph Wonnemann (links) und Erich Härle stellten die Lage bei der Ravensburger Molkerei dar.
Das berichteten Geschäftsführer Ralph Wonnemann und der Aufsichtsratsvorsitzende Erich Härle im Anschluss an die Gesellschafterversammlung vergangene Woche vor Journalisten   in Ravensburg.
Durch vorsichtige Steuerung des Unternehmens und konservative Bilanzierung konnte die Gruppe das Jahr mit einem positiven Ergebnis in Höhe von 627000 Euro (Vorjahr: 3,3 Millionen  Euro) abschließen. Dabei verzichtete man bewusst auf einen höheren Gewinn, um die Milcherzeuger zu stützen. „Wir sind bestrebt, so viel Milchgeld wie möglich nach draußen zu geben. Den Bankern muss man das erklären, warum der Gewinn zurückgeht”, berichtete  Wonnemann.
Das gilt auch für das laufende Jahr. In den ersten vier Monaten erzielte die Omira  ein positives Unternehmensergebnis und eine laufende  Milchgeldauszahlung  von 26,73 Cent pro Kilogramm.  Wegen  des dramatischen Preisverfalls am Milchmarkt und den fast 400 ausgeschiedenen Milchlieferanten, deren Kündigungen aus dem Jahr 2012 und Anfang 2013 zum 1. Januar 2015 voll wirksam wurden,  sind die Umsätze  2015 gegenüber 2014 um rund 25 Prozent zurückgegangen.
Wonnemann zeigte sich wie gewohnt offen, was die Unternehmenszahlen betrifft. In Richtung Erzeuger meinte er: „Wir bleiben im Eigentum der Bauern. Egal in welche Versammlung wir gehen, wir geben jeden Monat die aktuellen Zahlen raus, damit alle wissen, wie der Laden läuft, der ihnen gehört.” Der Spagat zwischen dem Milchgeld einerseits und dem Ergebnis  andererseits bleibe eine  Herausforderung.
Das Anlagevermögen der Omira-Gruppe hat sich 2015 erhöht, weil mehr investiert als abgeschrieben wurde. So lagen die Investitionen bei 11,0 Millionen  Euro, die Abschreibungen bei 6,5 Millionen  Euro. Das Eigenkapital stieg auf fast 51 Millionen  Euro, die Eigenkapitalquote liegt  bei 41 Prozent.
80 bis 90 Prozent eigene Milch
Mit den Investitionen will man die Kapazitäten nur leicht erhöhen, aber die Milchbasis stabil halten. Soll heißen: 80 bis 90 Prozent der Kapazitäten werden mit Eigenmilch ausgelastet. Wenn die Märkte anziehen, wird Milch zugekauft. Die Gesamteigenmilchanlieferung der Gruppe lag 2015 bei nur noch bei 820 Millionen Kilogramm, das sind über 110 Millionen Kilogramm  weniger als im Vorjahr mit 936,6 Millionen Kilogramm.
Unter Berücksichtigung der Nachzahlung für Alpenmilch lag der Milchpreis der Omira- Gruppe bei netto 31,53 Cent pro kg (Vorjahr: 40,13 Cent). Ohne diese Nachzahlung waren es im Durchschnitt aller Qualitäten inklusive Endabrechnung 30,70 Cent pro Kilogramm. Der Alpenmilchbonus macht bei der Omira auf die komplette Milchmenge bezogen 0,8 Cent aus. Er gilt derzeit für 327 Millionen Kilogramm Milch und beträgt 1,8 Cent pro Kilogramm.
Die Omira sieht sich als einzige Molkerei in Deutschland, die in so vielen attraktiven Regionen aktiv ist: vom Schwarzwald über die Schwäbische Alb, den Bodensee bis zu den Donaugebieten und großen Teilen des Voralpenlands. Aus dem Voralpengebiet konnte die Omira bereits über die Mondelez-Partnerschaft einen Mehrwert schaffen. Wonnemann setzt künftig noch stärker auf Regionalität, einschließlich mehr Qualität und Nachhaltigkeit.
Mit der Neueinführung der Marke „Omira Milch” habe sich bereits einiges getan. Weiter ausgebaut werden die laktosefreien Produkte. Im Industriegeschäft am Standort Ravensburg wurden Anlagen modernisiert und unter anderem in eine neue Walzentrocknung investiert. In Neuburg, einem der größten Dessertstandorte Europas, werden die Verwertungen ständig weiter optimiert. Gerade im Frischebereich sei es ziemlich aufwendig, wenn je nach Herkunft der Milch und Art der Fütterung verschiedene Linien gefahren werden müssen. „Wir müssten die getrennte Verarbeitung von vorne bis hinten durchziehen”, so Wonnemann.
Festkontrakt
 Die Omira ist nach eigenen Angaben die erste Molkerei, die einen Festkontrakt für Milch über ein Jahr für die Erzeuger gemacht hat. „Das ist wichtig für unsere Milchbasis. Denn sowohl wir als auch unsere Abnehmer wollen Sicherheit”, so Wonnemann. Das Geschäft lautet: 100 Millionen Kilogramm  Alpenmilch (Menge) für 32,5 Cent pro kg (Preis) von Juli 2016 bis Juni 2017 (Laufzeit). Aktuell profitieren rund 700 Erzeuger davon. „Das ist ein völlig neues Agieren und wir stellen uns künftig mehrere solcher Geschäfte vor”, so Wonnemann.
Zur turnusgemäßen Wiederwahl stellten sich Konrad Kling, Ewald Kostanzer und Harald Zolg. Alle drei Aufsichtsräte wurden für weitere vier Jahre in ihrem Amt bestätigt. Altersbedingt schied Willi Armbruster aus dem Aufsichtsrat aus. An seine Stelle wurde Ernst-Martin Bilger, Vorstandsvorsitzender der Albmilch eG in Rottweil, gewählt.