Pflanzenbau | 12. Oktober 2017

Nach feuchter Ernte Kartoffeln gut lüften

Von Versuchsstation Dethlingen
In den meisten Regionen sind Anfang Oktober noch Kartoffeln auf dem Feld. Vielleicht bleibt gutes Herbstwetter aus, das für einen guten Abschluss der Ernte so wichtig ist. Dann muss man beim Roden, aber vor allem beim Abtrocknen der Kartoffeln im Lager angepasste Lösungen finden.
Eine professionelle Lüftung im Kartoffellager ist wesentlich für den weiteren Erhalt der Knollenqualität.
Unter feuchten Bedingungen gerodete Knollen sind mehr oder weniger mit Erde „paniert”, so dass neben dem Feuchtigkeitsfilm auf der Oberfläche auch der anhaftende Boden zu trocknen ist.
Dabei enthält sandiger Lehm etwa doppelt so viel Wasser wie reiner Sandboden. Das führt zu deutlich längeren Abtrocknungszeiten, die bei einem höheren Anteil loser Erde im Lager noch weiter ansteigen. Eine gute Enterdung der Kartoffeln vor der Einlagerung ist daher unter diesen Bedingungen ganz wichtig.
Viel mehr Zeit und eine intensive Beobachtung ist bei Partien erforderlich, die nassfaule Knollen aufweisen. Diese geben über einen längeren Zeitraum Feuchtigkeit ab und in den ersten Wochen kommen häufig weitere Fäulnisknollen hinzu. Dann muss auch in der Wundheilungsphase und eventuell länger Wasser über einen vermehrten Umluftbetrieb abgeführt werden, um eine Ausbreitung von Fäulnisherden zu verhindern.
 
Zwangsbelüftung
Unter diesen Erntebedingungen zeigen Zwangsbelüftungssysteme ihre großen Vorteile, denn das aktive Durchströmen der eingelagerten Kartoffeln erhöht die Austauschfläche für Feuchtigkeit und Wärme um das Zehnfache gegenüber einer Raumbelüftung. Außerdem können einzelne Bereiche in einem Lager bei Bedarf gezielt belüftet werden.
Diese schnelle und wirkungsvolle Abtrocknung kann auch bei offenen Großkisten erreicht werden, wenn diese beispielsweise mithilfe von mobilen Zwangsbelüftungen oder durch das Aufstellen über Unterflurkanälen ausreichend vorgetrocknet werden. Hier sind kreative Lösungen gefragt, die sich eventuell im Selbstbau mit vertretbarem Zeitaufwand umsetzen lassen.
Belüftung anpassen
Die Ernte kalter und feuchter Knollen erfordert ein Umdenken im Belüftungsregime, da vor allem Feuchtigkeit abgeführt, aber die Temperatur der Kartoffeln wegen der späteren Wundheilung möglichst langsam absinken soll. Dies kann erreicht werden, indem die Temperaturdifferenzen deutlich geringer eingestellt werden. So kann die Differenz zwischen Außenluft und Kartoffeln bei zwangsbelüfteten Systemen auf 0,5 °C reduziert und die Differenz zwischen Kanal und Kartoffeln auf 1,5 °C begrenzt werden. Dies ermöglicht einen früheren Belüftungsbeginn mit Außenluft, die durch die Wärme des Gebläsemotors zwar nicht kälter, aber trockener als die Stapelluft ist.
An wärmeren Tagen kann auch durch den halbtäglichen Wechsel von Anwärmen und Abkühlen der eingelagerten Knollen die Abtrocknung fortgeführt werden. Eine sehr wirkungsvolle Maßnahme zur Abtrocknung ist auch der Einsatz warmer, trockener Luft, beispielsweise über die Nutzung eines Heizlüfters bei Umluftbetrieb. Um das dabei bestehende Risiko einer Fehlbelüftung zu minimieren, sind betriebsindividuelle Lösungen erforderlich. Deshalb sollte man immer Beratung einschalten.
Messen vor Fühlen
Regelmäßiges Graben in den obersten Kartoffelschichten hilft. Sichere Erkenntnisse liefert aber erst eine elektrische Widerstandsmessung