Tierhaltung | 27. Januar 2017

Mobile Hühnerhaltung: Kein Selbstläufer

Von Dr. Christiane Keppler, Inga Garrelfs, LLH Hessen
Bei der mobilen Hühnerhaltung gibt es etliche kritische Phasen, in denen die Tiere sehr aufmerksam betreut werden müssen. Eine besondere Herausforderung ist natürlich die derzeitige Aufstallungspflicht, aber auch generell im Winter sowie direkt nach dem Einstallen muss man gut auf die Tiere achten.
Dieser Außenklimabereich ist nicht nur im Falle der Aufstallungspflicht nützlich, sondern auch für die Eingewöhnungsphase kurz nach Einstallung der Hennen. Zudem bietet er Schutz bei widrigen Witterungsbedingungen. Der Stall hier im Bild ist noch nicht in Betrieb.
In Zeiten der Vogelgrippe und Aufstallungspflicht ist es eine besondere Herausforderung, Freilandgeflügel zu managen – vor allem  in mobilen Ställen, die oft nicht über einen angegliederten Außenklimabereich verfügen. Durch die aktuellen Positivbefunde bei  Wildvögeln ist es nicht absehbar, wann die  Aufstallungspflicht aufgehoben wird. Klar ist, dass nach zwölfwöchiger Stallpflicht laut  Vermarktungsnorm  alle  Eier aus Freilandhaltung (Kennzeichnung „1”) als Bodenhaltungseier  (Kennzeichnung „2”) vermarktet werden müssen. Dies wäre für die Betriebe, abhängig von der Länge der andauernden Stallpflicht, mit sehr großen finanziellen Einbußen verbunden. Es wäre  eine zusätzliche Belastung für die Betriebe, die  sich ja gerade erst an das  erschwerte Management von  Herden mit intaktem Schnabel gewöhnen.   Bio-Betriebe sind nicht durch diese Regelung betroffen, sondern können die Tiere nach der „EG-Öko-Verordnung” (EG Nr. 834/2007) über eine längere Periode im Stall lassen (die Tiere müssen mindestens ein Drittel der Lebenszeit im Freiauslauf gewesen sein).
Mobiler Stall mit Folientunnel
Für Betriebe mit mobiler Hühnerhaltung ist die Aufstallungspflicht eine besondere Herausforderung hinsichtlich des Herdenmanagements. Unabhängig davon gibt es bei der mobilen Hühnerhaltung weitere kritische Phasen, die besonders gut betreut werden müssen. Dies sind zum Beispiel die Einstallungs- und Eingewöhnungsphase und das Lichtmanagement zur Steuerung der Legereife. Aber auch besonders feuchte Witterungsbedingungen, die das Versetzen des mobilen Stalles insbesondere im Winter erschweren und zusätzlich den Infektionsdruck für die Tiere erhöhen, erfordern Mehraufwand. Im Folgenden sind Tipps beschrieben, die hinsichtlich der Herdenführung beachtet werden sollten.
Außenklimabereiche
Aufstiegshilfen sind wichtig, damit die Legehennen alle Bereiche im Stall gut erreichen.
Zunächst sollen hier  Möglichkeiten für Außenklimabereiche im Winter oder in Zeiten der Aufstallungspflicht aufgezeigt werden. Außenklimabereiche, die für die Aufstallungspflicht geeignet sind, müssen wildvogeldicht sein. Zudem muss sichergestellt sein, dass kein Wildvogelkot in Berührung mit unserem Hausgeflügel kommt. Im Bild unten ist ein mit Vlies abgedeckter Folientunnel für Erdbeeren zu sehen, den ein Landwirt von seinem Nachbarn ausgeliehen hat. Der Tunnel ermöglicht den Tieren die Nutzung eines kleinen Teils des Grünauslaufs. Der zusätzliche Platz wird so gut durch die Tiere angenommen, dass der Tunnel eingestreut werden sollte.
Luftbewegung und Luftaustausch sollten vorsichtig dosiert werden, damit es nicht zu Zugluft kommt, aber das Stallklima trotzdem gut ist. In einem strengen Winter kann es daher auch nötig sein zu heizen, um den Stall frostfrei und trocken zu halten.
Eine weitere Möglichkeit ist ein zusätzlicher Außenklimabereich, der ab Werk mitgeliefert werden kann. Vorteil: Der Außenklimabereich wird zusammengeklappt und fährt beim Verstellen mit. Auch dieser Außenklimabereich ist wildvogeldicht und verschafft den Tieren ein zusätzliches Platzangebot mit Außenklimareizen. Die Hennen können so ihr natürliches Pick- und Scharrverhalten weiter ausleben, was das Risiko für Federpicken und Kannibalismus reduziert.
Nach der Einstallung
Licht unterhalb der Nestreihe zur Ausleuchtung dunkler Bereiche, um verlegten Eiern vorzubeugen.
Bei Neueinstallung sollte darauf geachtet werden, dass alle Tiere die Möglichkeit haben, ausreichend Futter und Wasser aufzunehmen. Durch Feuchtfütterung in zusätzlichen Behältern kann die Futteraufnahme deutlich verbessert werden.
Junghennen, die erst vor Kurzem in einen mobilen Stall eingestallt wurden, benötigen Zeit, um das Nest zu inspizieren und dieses schließlich auch anzunehmen. Eigentlich sind Hennen Bodenbrüter und in der Aufzucht haben sie kein Nest kennengelernt. Wenn ein mobiler Stall über aufgeständerte Nester oder eine Voliere mit mehreren Ebenen verfügt, muss das Nest zunächst für die Hennen attraktiv gestaltet werden. Aufstiegshilfen zum besseren Erreichen der Nester sind sehr wichtig.
Die Henne unten mit dem blassen Kamm geht entweder nicht ins Freie oder hat eventuell Würmer oder Blutentzug durch Milben.
Bodeneier sollten möglichst direkt aufgesammelt werden. Hennen legen instinktiv Gruppennester an und wo ein Ei liegt, bleibt es nicht lange allein. Hennen, die am Boden sitzen, können in das Nest gesetzt werden. Außerdem können Lichtschläuche in dunklen Ecken, zum Beispiel unterhalb der Nestreihen, verlegte Eier reduzieren.
Gesundheitskontrolle
Der bläulich-blasse Kamm dieser Henne zeigt an, dass mit dem Tier etwas nicht in Ordnung ist.
Auch bei niedrigen Außentemperaturen sollte stets ein gutes Stallklima durch ausreichende Frischluftzufuhr gewährleist werden, um Ammoniak (NH3) oder hohe CO2-Werte zu verringern. Dabei sollte allerdings das Herdenverhalten gut beobachtet werden. Wenn Bereiche wie die oberen Sitzstangen plötzlich von den Hennen gemieden werden, kann dies ein Anzeichen für Zugluft sein. Hennen reagieren darauf sehr empfindlich. Infektionskrankheiten, Drücken der Tiere in bestimmte Ecken oder verlegte Eier können die Folge sein.
Wichtig ist, die  Tiere regelmäßig zu begutachten. Helle, blasse Kämme deuten auf Unterernährung und eventuell Blutentzug durch Parasiten hin (Würmer, Milben, Federlinge). Kämme, die farblich ins Bläuliche gehen,  deuten ebenfalls auf Stoffwechselstörungen oder Infektionen hin.
Tiere in trauernder Körperhaltung befinden sich tagsüber oft auf den oberen Sitzstangen. Wenn sie sehr schwach sind, sitzen sie am Boden bzw. auf den Rosten. Oft ist dann eine Nottötung notwendig.
Wenn viele Tiere anhand der Kammfarbe auffallen oder/und sich im Stall viele Tiere  in trauernder Körperhaltung befinden (eingezogener Kopf, eventuell häufiges Kopfschütteln, geschlossene Augen, gesträubtes Gefieder, Stehen auf einem Bein, Kloakenausfluss), sollten die Tiere separiert und der Tierarzt um Rat gebeten werden. Diese Tiere sind oft sehr leicht. Eine Ursache könnte sein,  dass sie nach der Einstallung den Anschluss hinsichtlich der körperlichen Entwicklung verloren haben. Auch ein Mobilstall bräuchte daher eigentlich ein kleines Krankenabteil oder die Tiere müssten auf dem  Hof an einem geeigneten Ort untergebracht werden.
In diesem Kot befinden sich viele unaufgeschlossene Futterreste.
Regelmäßig sollte man auch den Kot der Hennen kontrollieren. Wenn viele Futterreste wieder ausgeschieden werden, fehlen den Tieren Magensteinchen. Zur Unterstützung der Verdauung und einer guten Nährstoffaufnahme sollten je Tier einmal monatlich drei Gramm  säureunlösliche Magensteinchen (z. B. Basalt oder Quarzsand) in einer Größe von 2–5 mm Körnung zur Aufnahme angeboten werden.
Um aktuelle Informationen über den Gesundheitszustand des  Geflügels zu erhalten,  müsste die Wasserabnahme der Tiere täglich dokumentiert und überprüft werden. Eine unerklärliche Reduktion der Wasserabnahme im Stall ist der schnellste Indikator, um beispielsweise ein Infektionsgeschehen frühzeitig zu erkennen. Dafür sollte auch ein mobiler Stall über eine Wasseruhr verfügen. Um den  Futterverbrauch zumindest etwas einschätzen zu können, ist ein  Vorratsbehälter mit  Schauglas von Vorteil.