Pflanzenbau | 25. Mai 2016

Maiszünsler lassen (noch) auf sich warten

Von Dr. Hubert Sprich, ZG Raiffeisen und Dr. Bernd Wührer, AMW Nützlinge GmbH
Derzeit findet man in alten Maisstoppeln zahlreiche lebendige Zünslerraupen, die mit der Verpuppung noch nicht begonnen haben. Damit liegt die Entwicklung zeitlich hinter dem Durchschnitt zurück, sodass der ideale Zeitpunkt der Bekämpfung 2016 später als in der Vergangenheit sein dürfte.
Multicopter, beladen mit Trichogramma-Kapseln gegen Maiszünsler.
Der Winter 2014/2015 war relativ mild und trocken, daher haben die meisten Zünsler den Winter gut überstanden. In Gebieten, in denen im vergangenen Jahr ein starker Befall auftrat, ist daher wieder ein starkes „Zünslerjahr” zu erwarten.
Ob das nasskalte Frühjahr den Larven des Schädlings noch zusetzt, lässt sich momentan nicht eindeutig sagen. Bislang konnte in speziellen Schlupfkäfigen laut dem Montoring-Koordinator Franz Kansy vom LTZ Augustenberg noch kein Absterben beobachtet werden. Die langsame Entwicklung in diesem Frühjahr, bedingt durch die kühlen Temperaturen, führte aber zu einer deutlichen Entwicklungsverzögerung der Insekten gegenüber den Vorjahren.
Im Rheintal bisher Ruhe an der Front
So konnte bis zum 20. Mai weder im südlichen noch im nördlichen Rheintal eine Verpuppung bei der univoltinen Zünslerrasse festgestellt werden. Diese bildet nur eine Generation pro Jahr und kommt in ganz Deutschland vor. Demgegenüber kommt die bivoltine Rasse, die zwei Generationen pro Jahr schafft, nur in einem begrenzten Gebiet um Freiburg vor. Bei der bivoltinen Rasse haben sich nach Beobachtungen von Kansy erst rund 10 % der Raupen verpuppt, in den vergangenen Jahren waren es zu diesem Termin bereits mehr als 50 % gewesen. Dies weist auf einen späten Zünslerflug hin.
Derzeit ist davon auszugehen, dass in den warmen Lagen des Rheintals mit der ersten Eiablage der univoltinen Maiszünslerrasse nicht vor der dritten Juniwoche zu rechnen ist. Bei der bivoltinen Rasse im Raum Freiburg dürfte der Flug vermutlich Ende der ersten Juniwoche beginnen. 
Biologisch oder chemisch bekämpfen
Der Maiszünsler kann chemisch oder biologisch bekämpft werden. Es stehen verschiedene Insektizide zur Verfügung. Damit sie gut wirken, sollten sie zum Hauptlarvenschlupf appliziert werden, dies ist meistens Mitte Juli der Fall. Da zu diesem Zeitpunkt die Maispflanzen in der Regel 180 cm hoch oder höher sind, ist der Einsatz von speziellen Hochradschleppern empfehlenswert.
Seit 2015 wird bei der Zünslerbekämpfung in Baden-Württemberg verstärkt auf die Nützlingsausbringung aus der Luft gesetzt. GPS-gesteuert und somit äußerst exakt werfen Multikopter kleine Kugeln mit Trichogramma-Schlupfwespen über den Maisfeldern ab. Die Vorteile dieses biologischen Verfahrens liegen in seiner einfachen Handhabung, der guten Wirksamkeit und der Ungefährlichkeit für Anwender und Umwelt. Nicht zu vergessen ist auch die positive Wahrnehmung der biologischen Schädlingsbekämpfung in der Öffentlichkeit. Hinzu kommt, dass die Ausbringung mit Multikoptern wenig kostet. Außerdem wird die Schlupfwespenausbringung im Mais mit 60 Euro je Hektar über das FAKT-Programm des Landes Baden-Württemberg gefördert. Damit ist die biologische Zünslerbekämpfung annähernd kostenneutral und damit deutlich wirtschaftlicher als der Einsatz von Insektiziden. 
Einmal oder zweimal ausbringen
  • In maisintensiven Regionen wie beispielsweise im Rheintal oder Kraichgau empfiehlt sich dringend eine zweimalige Ausbringung der Schlupfwespen. Nur eine zweimalige Applikation im Abstand von rund zwei Wochen gewährleistet in diesen Gebieten einen ausreichenden Bekämpfungserfolg. Insbesondere in der Region um Freiburg, in der die bivoltine Rasse auftritt, sollte auf jeden Fall eine zweimalige Ausbring vorgenommen werden. 
  • In Gebieten mit geringem Befall kann auch eine einmalige Ausbringung ausreichen, deren Wirkungsgrad geringer ist, wenn mindestens 200000 Trichogramma-Schlupfwespen pro Hektar freigelassen werden. Sie wird ebenfalls im Rahmen des FAKT-Programms gefördert. Um den Maiszünslerbefall unter der Schadschwelle zu halten, sollten allerdings spezielle Nützlingsprodukte zum Einsatz kommen, die eine verlängerte Wirkungsdauer aufweisen.
Landwirte, die noch Interesse an der biologischen Kontrolle des Zünslers haben, sollten die Nützlingskapseln umgehend bestellen. Die Vorlaufzeit ist relativ lang. Bis zum 31. Mai kann der gemeinsame Antrag noch verändert und diese förderfähige Maßnahme beim zuständigen Landratsamt nachgereicht werden.