Land und Leute | 02. Dezember 2017

Mit Innovationen Akzente gesetzt

Von Silvia Rueß
Den Sieg beim Landwirtschaftlichen Unternehmerpreis L•U•I hat ein Pfullendorfer für eine Auf- und Abstiegshilfe für Traktoren erzielt. Platz zwei geht an die Gärtnersiedlung der Genossenschaft Reichenau Gemüse. Die Frauen der Kräutermanufaktur des Vereins Kräuterland Baden-Württemberg erreichen Platz drei.
Strahlende Gesichter bei der L.U.I.-Preisverleihung in Bad Waldsee
Daniel Griener ist die Freude anzusehen, als ihm Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch und Jury-Sprecher Thomas Huschle vom BLHV in Bad Waldsee die Glastrophäe überreichen. Mit seinem Grifa Softstep hat er den ersten Platz geholt. Der Grifa Softstep ist eine Auf- und Abstiegshilfe für Traktoren oder Baumaschinen mit hohem Einstieg. Steigt der Benutzer vom Fahrzeug ab, senkt sich die unterste Stufe beim Betreten automatisch ab. Ebenso fährt sie beim  Aufstieg durch Auftreten aus. Die Idee zum Produkt kam Daniel Griener bei der Oberschwabenschau in Ravensburg. Hier sprang er für eine Simulation von einer Traktoraufstiegsleiter auf eine Waage: Sie zeigte beim Aufkommen 400 Kilo statt seiner 80 Kilo Körpergewicht an. Diese Kraft wirkt bei jedem Absprung auf Bänder, Knochen und Wirbelsäule. Seine an alle Traktormarken anpassbare Trittstufe ermöglicht einen bequemen Ein- und Ausstieg mit einer Höhe von 25 Zentimetern. Die Jury fand: eine einfache, innovative Lösung, die gesundheitlichen Langzeitschäden vorbeugt. Für ihre erfolgreiche Unternehmenskooperation wurde die Gärtnersiedlung der Genossenschaft Reichenau Gemüse mit dem zweiten Platz ausgezeichnet. 2009 haben sich fünf Familienbetriebe zusammengeschlossen, um ein elf Hektar großes  Gewächshaus in Singen-Beuren zu bauen. Von Januar bis November wird dort unter dem Label „Reichenauer Gärtnersiedlung – frisch aus dem Hegau” Paprika angebaut. Auf der Gemüseinsel Reichenau war für ein solch großes Projekt zum einen kein Platz, zum anderen ist eine solch umfangreiche Produktion dort auch nicht gewollt. 2015 wurde die Anlage um 1,8 Hektar für den Auberginenanbau erweitert. Das Gemüse wird exklusiv an Edeka Südwest abgegeben, die es unter dem Label „Unsere Heimat” vermarktet. Das Urteil der Jury lautete: Durch die genossenschaftliche Vermarktung und den Marktzugang profitieren alle Mitglieder. Gefreut haben sich auch die Frauen der Kräutermanufaktur mit Sitz in Schwanau-Ottenheim über den dritten Platz. Der Verein Kräuterland Baden-Württemberg mit der Kräutermanufaktur  wurde 2013 von einigen Frauen aus den Reihen des Vereins Bauerngarten-  und Wildkräuterland Baden gegründet. Derzeit bauen 17 Frauen in Handarbeit Kräuter auf ihren eigenen Feldern an. 50 verschiedene Heil- und Gewürzkräuter werden so gemeinschaftlich zu sortenreinen Tees, Kräuterteemischungen, Kräutersalzen und Blütenzucker verarbeitet. Der Verein  übernimmt die Kosten für Saat und Setzlinge sowie Biokontrollgebühren. Jede Anbauerin kann ihren Arbeitseinsatz und so ihren Verdienst selbst bestimmen. Vermarktet werden die Tees über einen Online-Shop an über 70 Hof- oder Bioläden und andere Geschäfte sowie 1200 Privatkunden. Für die Jury ein tolles Konzept, da die Umsetzung ein Paradies für Insekten bedeute. Der Preisverleihung vorausgegangen war die Festrede von Friedlinde Gurr-Hirsch. Die Staatssekretärin war besonders stolz, dass auf den Plätzen 2 und 3 Projekte ausgezeichnet wurden, die über Programme des Landes gefördert wurden. Gurr-Hirsch lobte die Innovationskraft von allen, die sich beworben haben: Den Einklang von Mensch, Tier und Natur zu finden zwischen vertretbarer Ethik und Wirtschaftlichkeit sei für Landwirte heute nicht einfach. Umso wichtiger sei es, Nischen zu entdecken oder Innovationen zu entwickeln. Die Preisträger gäben dabei Beispiel für andere und würden damit Akzente setzen, auf die ganz Deutschland blicken könne.
Positive Botschaft
Ewald Glaser, Vorstandsvorsitzender der ZG Raiffeisen, erinnerte daran, dass der L•U•I  auch nach 21 Jahren nicht an Attraktivität verloren habe. Er helfe nicht nur neuen Ideen zum Durchbruch, sondern trage auch eine positive Botschaft direkt aus der Landwirtschaft in die Bevölkerung. Ansgar Horsthemke vom Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband sieht in Innovationen keinen Bruch mit Traditionen – im Gegenteil: Die Verbindung von beiden mache die Landwirtschaft zu einer Branche von Bestand. Träger des L•U•I sind die drei berufsständischen Landjugendverbände in Baden-Württemberg, die Landfrauenverbände sowie die Bauernverbände. Er wird jährlich verliehen und ist insgesamt mit 5000 Euro dotiert. Finanziell gefördert wird er von der ZG Raiffeisen und dem Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband.