Pflanzenbau | 18. Mai 2017

Lehren aus der Kartoffel-Frostberegnung 2017

Von Mark Mitschke und Corinna Fuchs, Beratungsdienst Kartoffelanbau Heilbronn e.V.
Massiver Luft- und Windfrost in der Nacht vom 19. auf den 20. April hat auch den Kartoffelanbau getroffen. Die Anbauer versuchten, ihre Frühkartoffeln durch Frostberegnung zu schützen. Das gelang mal besser und mal schlechter.
Frühkartoffeln konnten bei geeigneter Frostberegnung geschützt werden.
Bei der Ursachensuche fallen folgende Punkte ins Auge:
1. Die Tage vor dem Frost waren kalt und nicht sonnig. In der Regel wurden tagsüber 2 bis 5 °C gemessen. Die Böden sowie die Bestände konnten sich nicht erwärmen.
2. Der Wind, der über ganz Deutschland gezogen ist, hat zusätzlich ausgekühlt.
3. Die Frostdauer war ungewöhnlich lang und ist schnell in tiefere Regionen gesunken, in der Pfalz und Baden-Württemberg musste um 22.00 bis 23.00 Uhr mit der Beregnung begonnen werden. Ende der Froststunden war gegen 7.30 bis 8.00 Uhr. Bei Folien- und Vlies-
abdeckung wurde die Beregnung bei kompletter Sonneneinstrahlung ausgeschaltet, so blieb das Eis schwimmend. Bei nicht abgedeckten Beständen musste etwa eine Stunde länger gewartet werden, da hier mehr Schatten vorhanden ist, dieser muss erst überwunden werden.
4. Die Luftfeuchtigkeit war sehr niedrig. Dies hat sich besonders auf die Vliesabdeckung ausgewirkt, da diese dadurch schlechter zugefroren ist. Es konnte wenig warme Luft vom Boden her aufsteigen, die mit weniger Wasser beladen war, welches dann im Vlies gefriert. Der Frostschutz im Vlies lebt von der aufsteigenden Wärme und der Wärme, die im Bestand nach dem Zufrieren des Vlieses erhalten bleibt. Hier war deutlich zu beobachten: Je höher die Kartoffeln sind, umso besser ist das Luftpolster und umso höher und länger ist der Schutz.
5. Die Betriebsstrukturen und Größen sind mittlerweile so, dass Betriebe bis zu 1,5 Stunden brauchen, bis der letzte Regner seine erste Umdrehung macht.
6. Der Bedarf an Wasser zur Frostschutzberegnung bei Luftfrost über einen längeren Zeitraum bei nicht zugedeckten Kartoffeln liegt bei 2,2 mm pro Stunde, berechnet für einen 18er Dreieckverband mit etwa 4 bar Druck. Diese Wassermenge ist schon nicht mehr verfügbar bei einer Intervallberegnung mit 4,2er Düsen bei einem Standardabstand von 18 m (Regner-Strang) auf 24 m (geschuldet den Folienbahnen). Noch schlechter wird es bei 24er auf 24er Verbänden (geschuldet den Wassermengen). Kommt noch Wind dazu, dann wird es eng.
7. Wenn jemand Vlies und Folie auf seinen Kartoffeln hatte und über Kopf im Intervall bewässerte im 18er-auf-24er-Verband, hatte er genügend Frostschutz, solange kein Wind ging. Sobald Wind aufkam, gab es Frostnester.
Was geholfen hat
Ende der Frostphase war gegen 7.30 bis 8.00 Uhr.
Kartoffelanbauer, die mit vergleichsweise geringen Schäden davongekommen sind, haben teilweise wie folgt gehandelt:
1. Folie oder Vlies wieder aufgezogen oder Doppelvlies aufgezogen – wie im Erdbeeranbau – und dann im Intervall beregnet.
2. Wenn es der Beregnungsverband und der Brunnen erlaubten, mit größeren Düsen gearbeitet mit Intervallberegnung und weiteren Regnerabständen.
3. Eher zu früh als zu spät eingeschaltet, wenn mehrere Schläge bedient werden mussten.
4. Das Vlies mit wenig Wasser vorberegnet, um die Eisbildung im Vlies zu erhöhen.