Betrieb und Wirtschaft | 01. März 2018

Kleinerzeuger kritisieren Bonus-Ausstieg des OGM

Von René Bossert
Kleinerzeuger des Obstgroßmarktes Mittelbaden (OGM) kritisieren, dass der OGM künftig die jährlichen Kosten für die Zertifizierung nicht mehr übernimmt. Der OGM will den Beschluss trotz der Kritik nicht zurücknehmen.
Im Oktober 2017 hat der OGM beschlossen, dass kein Bonus für die Zertifizierung mehr gewährt  werden soll. Der wurde seit gut zehn Jahren bezahlt,  es geht dabei um einen Betrag von zuletzt knapp  400 Euro pro Betrieb und Jahr.
Kleinere Erzeuger kritisieren die Entscheidung mit dem Verweis auf die für sie unverhältnismäßig hohen Kosten für die Zertifizierung. In einem der BBZ vorliegenden Brief  an den OGM-Vorstand    wird gefordert, die Bonusregelung beizubehalten oder aus der Zertifizierung auszusteigen. Der OGM trage die Verantwortung für den Erhalt der schönen Landschaft in seinem Verbreitungsgebiet mit. Die Zertifizierungskosten machten für die kleinen Betriebe oft 10 bis 20 % der Einnahmen aus. Der Brief wurde von 18 OGM-Mitgliedern im Raum Achern unterzeichnet.
Kleinere Obstbaubetriebe helfen mit, das schöne Landschaftsbild in der Ortenau zu erhalten, argumentieren die Kritiker des Ausstiegs.

Von einer  weiteren  Gruppe von Erzeugern  ging ein Brief ähnlichen Inhalts     an den OGM, wie dessen Vorstandsvorsitzender  Wendelin Obrecht  auf Anfrage der BBZ bestätigte. In seiner schriftlichen Antwort auf die beiden Briefe stellte Obrecht die Gründe für die Entscheidung dar. Danach wurde der Bonus  damals  eingeführt, um den Betrieben den Einstieg in die Zertifizierung zu erleichtern. Anfangs konnten manche Produkte noch ohne Zertifizierung verkauft werden, ab 2016 ging aber ohne Zertifikat nichts mehr, war sie quasi Standard.  Deshalb ergebe es aus Sicht des OGM keinen Sinn mehr, die Zertifizierung finanziell zu unterstützen.
Nicht Aufgabe des OGM
Dass kleine Betriebe durch die Kosten härter getroffen werden, stellt Obrecht nicht in Abrede. Aber es sei nicht satzungsgemäße Aufgabe des OGM, das Aufgeben von kleinen Strukturen um jeden Preis zu verhindern. Dies  sei Aufgabe der Politik, worauf der OGM gegenüber Entscheidungsträgern immer hingewiesen habe.
Trotz der Kritik wolle der OGM in dieser Frage seine Entscheidung nicht zurücknehmen, erklärte Obrecht am Dienstag gegenüber der BBZ. Vorstand und Aufsichtsrat stünden hinter der Entscheidung.   
Die Kritiker des Ausstiegs wollen   in Gesprächen mit Politikern darauf einwirken, dass die Kosten der Zertifizierung künftig nicht allein von den Landwirten getragen werden müssen.