Betrieb und Wirtschaft | 12. Januar 2017

Kein neuer Schlachthof in Offenburg

Von Heinrich von Kobylinski
Das Neubau-Projekt für einen Schlachthof in Offenburg ist vorerst gescheitert. Diese Botschaft sendete Gerd Baumer vergangene Woche an die Presse.
Der ehemalige Grünen-Kreisrat und frühere Berufsschullehrer für das Metzgerhandwerk war im Vorjahr als Pate für den Schlachthof im Unterausschuss Ländlicher Raum des  Ortenaukreises  aktiv. Hierbei stand er in Kontakt mit der Firma Haas-Bauernschmid, dem wichtigsten Investor des Schlachthofprojekts. Die Stadt Offenburg, Eigentümerin des bisherigen Schlachthofgrundstücks, hat den Pachtvertrag per Ende 2019 gekündigt.   Zum Ausgleich will die Stadt den Schlachthofnutzern ein Grundstück am Südrand Offenburgs kostenlos zur Verfügung stellen, um  den Anstoß für einen Neubau zu geben. Laut Baumer gibt es jetzt eine Finanzierungslücke von knapp drei Millionen Euro. Der Schlachthof hätte fünf bis sechs Millionen Euro gekostet (ohne Zerlegebetrieb). Neben einem Landeszuschuss von 1,5 Millionen Euro und einem gemeinsamen Anteil von Landwirten von rund 0,5 Millionen Euro war vom Landkreis ein Zuschuss von zwei bis drei Millionen Euro erwartet worden. Die Kreisverwaltung selbst äußerte sich bisher dazu noch nicht.
Noch wird in Offenburg geschlachtet.

Über die Tageszeitung erhob Baumer jetzt Anschuldigungen gegenüber der Kreisverwaltung, die das Projekt 2016 nicht wirklich unterstützt habe.  BLHV-Vizepräsident Karl Silberer bezeichnete gegenüber der BBZ den bisherigen Vorgang als „Armutszeugnis für den wohlhabenden Ortenaukreis”, der sich für das Projekt bisher zu keiner Förderzusage durchringen konnte. Dabei müsste sich aus  Silberers Sicht der Kreis auch im Verbraucherinteresse für eine ortsnahe Lösung mit kurzen Transportwegen einsetzen.
Auch  Schlachtunternehmer Michael Bauernschmid bedauerte gegenüber der BBZ das  Scheitern des Projektes, in das er viel Zeit investiert habe. Den Schlachthof wollte er noch mit einem Zerlegebetrieb ergänzen. Das unternehmerische Risiko für die Gesamtkombination aber war ihm zu groß im Hinblick auf die tatsächliche Förderkulisse.
 Er wird den Schlachtstandort nicht nach Bühl verlegen. Fest steht auch, dass er an der Investition in einen Zerlegebetrieb in Offenburg festhalten wird. Ein vergleichbares Vorhaben hat auch die Metzger-Dienstleistungsgenossenschaft FGS. Bauernschmid würde es begrüßen, wenn die Vorhaben in ein gemeinsames Projekt münden würden.  
 Baumers Verkündung der Absage hat im Landratsamt für Empörung gesorgt. Landrat Frank Scherer entgegnete in einem offenen Brief, dass der Kreis das Projekt  unterstützend begleitet habe. Aus seiner Sicht fehlten eine Bedarfsanalyse, ein Betreiberkonzept und eine „valide Wirtschaftlichkeitsberechnung” – und obendrein eine Zusage des Regierungspräsidiums Freiburg bezüglich einer Landesförderung. Gerade die aber konnte laut Michael Bauernschmid mit dem Schlachthofanteil der Firma Färber (beim bisherigen Schlachthof 45 %) nicht verwirklicht werden, weil Färber wegen seiner hohen Zahl an Mitarbeitern nicht mehr im Rahmen der Förderrichtlinien bleibt. Das sei  erst im Herbst 2016 deutlich geworden.
Das Landratsamt hat laut Baumer schon vorher für schlechte Stimmung gesorgt. Tatsächlich hat Kreisdezernent Martin Schreiner 2016 in der Presse wiederholt auf mögliche Alternativen zu einem neuen Schlachthof verwiesen und Schlachtorte genannt, die das Offenburger Potenzial übernehmen könnten. Er nannte Birkenfeld, Straßburg, Freiburg, Mannheim oder Bühl. Für Baumer ist damit eine Negativwerbung verursacht worden, die potenzielle Co-Investoren möglicherweise abgeschreckt hat.