Betrieb und Wirtschaft | 28. September 2017

Kein Aufwärtspotenzial für Körnermais in Sicht

Von René Bossert
Im Rheintal nimmt die Körnermaisernte so langsam Fahrt auf. Erwartet wird nach der schwachen Ernte vom Vorjahr wieder eine Ernte zumindest auf Normalniveau. Die Erzeugerpreise werden belastet von der guten Versorgungssituation und dem zuletzt starken Eurokurs.
Mit konkreten Angaben zu den Erträgen waren   Landwirte und Erfasser der BBZ gegenüber  am Dienstag  noch vorsichtig, weil bis dato erst wenige  Partien  geerntet wurden. Für kommende Woche werden  hohe Mengen erwartet, dann dürfte es Schlag auf Schlag gehen, unter anderem weil  die Weinlese in diesem Jahr früh dran ist und man sich entsprechend zeitig dem Mais widmen kann. Auch der Maiszünsler setzt einigen Beständen zu, die zügig vom Feld geholt werden müssen, bevor sie zusammenbrechen.
Enttäuscht von den frühen Partien war  niemand, im Gegenteil wurden mancherorts  die Erwartungen übertroffen. Eine gute Durchschnittsernte mit  10 bis 11 Tonnen trockener Ware  pro Hektar könnte am Ende herausspringen, wenn man die Einschätzungen der Marktbeteiligten auf Zahlen herunterbricht. Im Elsass ist die Rede von 10,5 bis 11 Tonnen pro Hektar. Eine erhebliche Streuung bei den Erträgen wird allerdings aufgrund der Trockenschäden auf leichteren Böden erwartet.
Die Körnermaisernte im Rheintal läuft jetzt an.

Wenig Bewegung gibt es in diesen Tagen am Markt.  Frühdruchschprämien werden inzwischen keine mehr bewilligt, die Nachfrage ist ruhig bis sehr ruhig. „Der Markt ist gedrückt”, bringt ein Erfasser die Gesamtverfassung auf einen kurzen Nenner.
Die Versorgung ist – wie es im Moment aussieht – gesichert:  Es gibt global gesehen genügend Mais, genügend Weizen und vor allem genügend Futterweizen. Die EU-Körnermaisernte dürfte die Marke von 60 Millionen Tonnen  übertreffen. Nennenswerte Einbußen durch Trockenschäden werden nur aus Ungarn gemeldet.  In Frankreich ist die Rede von 13 bis 14 Millionen Tonnen und in Deutschland könnten es am Ende knapp fünf Millionen Tonnen werden.
Starker Euro belastet
Erschwerend kommt die Wechselkursentwicklung dazu. Der Euro hat in den vergangenen Wochen fast 10 % gegenüber dem US-Dollar zugelegt. So bewegen sich die Erzeugerpreise im Rheintal im Moment bei 140 bis 150 Euro pro Tonne,  an den Wasserplatz geliefert.  „Wir liegen damit auf einem ähnlichen Niveau wie vergangenes Jahr um diese Zeit, so schlecht ist das ja nicht”, meint ein Erfasser. Schließlich sei der globale Markt damals wie heute eben gut versorgt.
Ende Juli bzw. Anfang August waren noch 160 Euro möglich. Für so manchen Erzeuger war das damals eine Marke, die ihn zum Verkauf bewegt hat.  „Wenn der Erzeugerpreis  10 % über meinen Kosten liegt, dann ist der Verkauf sinnvoll”, beschreibt ein Erzeuger seine Devise.
Andere zögerten und hofften auf einen  weiteren Anstieg  – vergeblich,  im Moment scheinen die 160 Euro  in weite Ferne gerückt und Argumente für eine Befestigung der Preise zu finden, fällt schwer. „Die meisten Käufer warten im Moment ab und setzen darauf, dass es genügend Ware gibt”, stellt ein Erfasser fest.
 Mit Blick auf die Marktlage raten die Erfasser, im Moment keinen Mais zu verkaufen. Aufwärtspotenzial für die Preise könnte sich ergeben, wenn irgendwo auf der Welt die Ernteerwartungen deutlich unterschritten würden oder der Ölpreis einen Satz nach oben machen würde – für nichts davon gibt es im Moment Anzeichen. 
Nicht nur das Erzeugerpreisniveau zum Start der Ernte ist auf Vorjahresniveau, sondern auch die Trocknungskosten bleiben im Vergleich zu 2016 unverändert. Dies gilt für beide Rheinseiten.