Rund 80 junge Leute zog der zweite Jungunternehmertag des BLHV in Zusammenarbeit mit dem Bund Badischer Landjugend an – 20 mehr als bei der Premiere. Sie erfuhren aus erster Hand von fünf jungen, innovativen Produktions- und Vermarktungskonzepten in der regionalen Landwirtschaft.
Rund 80 Besucherinnen und Besucher des zweiten Jungunternehmertages des BLHV verfolgten mit großem Interesse die Präsentationen.
Am Freitag voriger Woche waren in der Stadthalle in Bräunlingen 80 junge Leute von morgens bis nachmittags interessiert, konzentriert und diszipliniert bei der Sache. Wenn die Referenten und deren präsentierte Inhalte zum aufmerksamen Zuhören animieren, geht das problemlos: Die Organisatoren der zweiten Auflage des Jungunternehmertages des BLHV durften dieses Fazit ziehen und zufrieden auf die Vorbereitungsarbeit zurückblicken.
Den Start bei den Präsentationen machte Anne Körkel aus Kehl-Bodersweier mit ihrem Hähnchenmastprojekt
„Annes Ha(h)nauer”. Für das Unternehmenskonzept mit Hähnchen vom mobilen Strohstall mit Auslauf erhielt sie erst jüngst den
CeresAward 2017 in der Kategorie „Unternehmerin”. Die Auszeichnung hat den Absatz beflügelt, wie sie betont. „Ich könnte locker das Dreifache vermarkten, will ich aber nicht.” Es sei nur noch ein moderater Ausbau im Plan, da ihr auch der persönliche Bezug zu den Tieren wichtig sei.
Online-Vermarktung
Das
Cowfunding-Projekt von Moriz Vohrer aus dem Münstertal wurde ebenfalls sehr interessiert
aufgenommen (
BBZ 30/2017, S. 30). Hier wird auf der Internet-Plattform ein Rind komplett
angeboten. Das Tier wird geschlachtet, wenn alle Teile vermarktet sind.
Online funktioniert auch das Konzept
„Marktschwärmer”:
Es werden von Kunden im Internet Waren geordert. Landwirte bringen sie
zu einer festgelegten Zeit an einen bestimmten Ort und treffen dort auf
die Kunden. Die Organisation übernimmt ein Gastgeber (
BBZ 18/2017, S. 31).
Barbara Schneider, in Freiburg „Schwärmerei”-Gastgeberin, erklärte, wie
es funktioniert, und Martin Linser, Winzer und Landwirt aus
Freiburg-Opfingen, bestätigte als Spargel-Lieferant, dass es
funktioniert.
Simon Sperling betreibt mit seiner Familie den
Hof Sperling in Stuttgart-Mühlhausen; ein vielseitig aufgestellter
Direktvermarktungsbetrieb mit Ackerbau, Gemüsebau, Obstbau, schottischen
Hochlandrindern auf der Weide und Legehennen. Die Familie beschickt
zwei Wochenmärkte und betreibt als Besonderheit einen
24-Stunden-Automaten-Hofladen. Simon Sperling riet seinem Publikum für
die Entwicklung des eigenen Betriebes: „Das Ziel immer im Auge behalten
und sich treu bleiben.” Eine Aussage, die übrigens in abgewandelter
Form, aber mit gleichem Inhalt, mehrmals auf der Veranstaltung fiel.
Heumilch als Konzept
Mathias Friedrich aus Bruggen hatte den kürzesten Weg als Referent.
Seine Familie hält 125 Milchkühe mit 110 Hektar Grünland und 40 Hektar
Ackerland. Der Betrieb wirtschaftet biologisch und verschreibt sich der Erzeugung von Heumilch, die Mathias Friedrich zufolge mit drei Cent
Zuschlag auf den Bio-Preis vergütet wird. Ausführlich stellte Friedrich
die neue Heutrocknungshalle vor.
BLHV-Präsident Werner Räpple war laut
Programm nach der Präsentation der jungen, innovativen
Unternehmskonzepte an der Reihe, die Entwicklung seines Betriebes und
seinen ehrenamtlichen Werdegang beim Bund Badischer Landjugend (BBL) und
beim BLHV vorzustellen. Noch beeindruckt von den Konzepten zuvor
bekundete er, dass er „nur” eine klassische betriebliche
Wachstumsentwicklung als genossenschaftlicher Winzer und Obstbauer mit
heute 18 Hektar Reben und drei Hektar Obst zu präsentieren habe. Das
habe sich parallel zum ehrenamtlichen Engagement im Berufsstand so
entwickelt.
Der BLHV setzt auf den Nachwuchs
Andererseits sei sein Beispiel ganz
gut, da die Genossenschaften nach wie vor für einen hohen Anteil an
Produktion und Vermarktung der heimischen landwirtschaftlichen Erzeugung
stehen. So reifen im Weinbereich in Baden rund 70 Prozent der
Gesamtproduktion in Tanks und Fässern von Winzergenossenschaften und
werden von diesen vermarktet. Räpples persönliches Fazit nach 62
Lebensjahren: „Ich bin zufrieden, wie es beruflich und im Ehrenamt
gelaufen ist.”
Der BLHV-Präsident hat vier Kinder, wovon eines den
Betrieb übernehmen will. Räpple unterstrich gegenüber dem jungen
Publikum, wie wichtig dem BLHV die Einbindung des Nachwuchses ist: „Wir
wollen ein lebendiger Verband sein und Sie aktiv dabei haben, damit in
den Gremien nicht nur graue Köpfe sitzen.”
Er machte auf jüngste
Weichenstellungen aufmerksam. So werde je ein Mitglied einer
Junglandwirtegruppe im Verbandsausschuss, dem höchsten Gremium des
BLHV, vertreten sein. Die Bildungsarbeit des BLHV und des BBL sei
neuerdings mit Michaela Schöttner in einer Person vereint. Um die
Bedeutung der Jungen für den BLHV zu untermauern, gehörten mit Franz
Käppeler und Bernhard Bolkart zwei weitere Präsidiumsmitglieder des BLHV
zu den Zuhörern beim Jungunternehmertag.