Pflanzenbau | 31. Juli 2015

Jetzt gezielt die Gemeine Rispe bekämpfen

Von Klaus Kreß, LWA Breisgau-Hochschwarzwald
Grünlandwirten bietet sich jetzt die Chance, die Gemeine Rispe in den Griff zu bekommen. Wie 2003 ist diese aufgrund der Trockenheit abgestorben. Nun gilt es, durch Nach-  oder Übersaaten den erwünschten Gräsern Vorteile zu verschaffen.
Jetzt gilt es, durch Nach- und Übersaaten dem Neuaustrieb der Gemeinen Rispe Paroli zu bieten.
Die Gemeine Rispe ist eine Grasart, die sich  nach einer  Trockenheit  sehr schnell wieder aus dem Samenvorrat im Boden erholen und ihre   geschwächten Konkurrenten überwachsen kann. Deshalb kam es nach  2003 zu massiven Problemen mit der Gemeinen Rispe. Vermutlich auch, weil in den ersten fünf bis sechs Jahren niemand gemerkt hat, was eigentlich los ist.
Sobald der Boden wieder feucht ist und vor allem, wenn die Tage wieder kürzer sind,
sollte daher unbedingt eine Nachsaat erfolgen. Welche Gräser nachhaltig geschädigt wurden, lässt sich noch nicht sagen. Vor allem  an Stellen mit Hangneigung und direkter Ausrichtung zur Sonne wird es zu Schäden im Wurzelraum gekommen sein. Bei Bodentemperaturen über 25 °C gibt es  einen Wurzelwachstumsstopp. Ab etwa 30 °C sterben erste Feinwurzeln ab, bei 40 °C im Boden kommt es zur nachhaltigen Wurzelschädigung. Deshalb sind Nachsaat und Übersaat nun so wichtig
Mit welchen Geräten nachsäen?
Wichtig ist, dass der Samen Anschluss an das Boden- kapillarwasser bekommt.
Ein Granulatstreuer hat den Nachteil, dass die  Grünlandmischungen nicht exakt gestreut werden können, weil sich die Mischungen infolge des sehr  unterschiedlichen Tausenkorngewichtes  entmischen.
Glattwalzen können den erforderlichen Anschluss an das Kapillarwasser im Boden nicht ausreichend bewerkstelligen. Sie eignen sich für  Neuansaaten und zur Einebnung von Steinen, aber nicht für Nachsaaten. Eine Profilwalze (z. B. Güttler) ist da viel besser. Eine Schafherde oder andere  Klauentiere wären ebenfalls eine Möglichkeit.
Die Kombination von Grünlandstriegel mit aufgesattelter pneumatischer Sämaschine ist eher  kritisch zu sehen. Der Einsatz des Striegels macht jetzt bei anhaltender Trockenheit  Sinn,  um die Gemeine Rispe herauszukämmen und dann aufzuladen. Die gleichzeitige Saat ist unsinnig, da es zu trocken  und vor allem der Boden extrem hart ist und die Maschine nichts für den   Anschluss des Samens an das Bodenkapillarwasser tut.
Pneumatische Sämaschinen mit mehreren kleinen Streutellern  sind allerdings hervorragend zur Breitsaat geeignet. Diese gibt es auch als Aufbau auf Güttlerwalzen und  da macht  ihr Einsatz richtig Sinn. Auch andere Nachsaatmaschinen wie Vredo, Köckerlinggrasdurchsämaschine oder Eurogreen sind gut geeignet. Allerdings wird dort die Grünlandmischung in Reihe gesät und die auflaufenden Samen machen sich gegenseitig Konkurrenz.
Für manche Arten eine Chance
Insbesondere sehr feine Samen  und langsam keimende Arten  wie zum Beispiel Wiesenrispe, Knaulgras und Lieschgras nebst Fuchsschwanz  tun sich schwer, gegen Deutsches Weidelgras, Weißklee etc. anzukommen.  Hinzu kommt die stets vorhandene Konkurrenz der Altnarbe, die nun allerdings durch die  anhaltende Trockenheit geschwächt ist.
Für die sehr langsam keimende Wiesenrispe sind die Trockenschäden eine Chance, ihren Flächenanteil in der Grünlandnarbe zu erhöhen. Im Extremjahr 2003 hat man gesehen, dass Knaulgras, Rotklee, Rotschwingel, Wiesenrispe und ganz besonders der Rohrschwingel gut mit der Trockenheit zurechtkamen. Im Ackerfutter war die Luzerne die Königin, die der Trockenheit trotzen konnte.
Die Schafgarbe hat 2003 die Trockenheit genutzt, um  ihre Anteile in der Grünlandnarbe massiv auszuweiten. Schafgarbe kann so zu einem massiven Problem werden. Es droht also nicht nur die Gemeine Rispe als Lückenbesiedler.
Intensiv pflegen
Eine intensive Grünlandpflege – vor allem  durch Nachsaat, aber auch Mahd vertrockneter Aufwüchse – ist nun angesagt. Sollte  der Trockenheit eine anhaltende Regenperiode folgen, wäre nun eine gute Gelegenheit, das Grünland zu sanieren. Regnet  es weiterhin unterdurchschnittlich,   dann helfen  alle Maschinen, Tipps und Tricks nicht viel. Sinnvoll ist  es auf jeden Fall , das Risiko zu verteilen und nicht nur auf eine   Nach- oder  Übersaat zu setzen. Regelmäßige  Nach- und Übersaaten sind  nun notwendiger denn je.