Betrieb und Wirtschaft | 21. Januar 2016

Hohe Preise im Regal bremsten Apfelabsatz

Von Dr. Egon Treyer
Die Vermarktung bei Äpfeln verläuft in diesem Winter deutlich ruhiger als im Jahr zuvor. Dr. Egon Treyer, Geschäftsführer der Marktgemeinschaft Bodenseeobst, gibt einen Überblick zur Lage auf dem deutschen und europäischen Markt.
Mit 4,3 Mio. t Äpfeln zum 1. Januar wird der Bestand im Vergleich zum Jahresbeginn  2015 um 2 % unterschritten, wie die Agrarmarkt-Informationsgesellschaft (AMI) meldet. Der Abbau in der EU-28 im Dezember mit 650000 Tonnen war der größte der letzten Jahre, während der Wert für November unterdurchschnittlich war. Nur Tschechien, Frankreich und England haben deutliche Plus-Bestände zu verzeichnen. Durch den starken Abbau in Frankreich entschärft sich der Blick dort auf die Golden Delicous und Granny. Braeburn und auch Red Delicous bleiben dagegen stärker unter Spannung. Die Offerten an Braeburn in Richtung Deutschland – mangels Absatz nach England und Skandinavien – unterstreichen dies. England verzeichnete einen schwachen Dezember.   So stauen sich dort Gala, aber auch Cox noch stärker. In Österreich ist man auf einem guten Weg. Man muss dort Braeburn und Gala im Fokus halten.  
Ladenverkaufspreise von bis zu 2,99 Euro pro Kilo hemmten die Kaufbereitschaft zwischen September und November: 12 Prozent betrug der Rückgang gegenüber den Vorjahren.
Italien verzeichnete einen bestandsangepassten Abbau. Es werden dort wie nicht selten auch Braeburn zu forcieren sein. Einiges geht auch bereits nach Süddeutschland. Granny und Red Delicious sind im Absatz zu steigern.
Die Akteure in den einzelnen Anbaugebieten waren und sind bemüht, die Vermarktungsmengen zu erhöhen. Von der gefühlten und rechnerisch ermittelbaren Konsumflaute sind nicht nur Äpfel betroffen, sondern auch andere Produkte wie Zitrusfrüchte oder Tafeltrauben. Im deutschen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) verzeichnet man seit Jahren einen negativen Verbrauchstrend für Obst und Gemüse in der Weihnachtszeit.
Exportbemühungen
Um der Gefahr zu entgehen, dass im zweiten Drittel der Kampagne mehr Äpfel als 2015 zur Verfügung stehen, ist man in der EU wiederholt auf die Öffnung der Märkte in Osteuropa angewiesen und muss wenn möglich die Exportzahlen in die Arabische Liga, Nordafrika und Vorderasien erhöhen. In Deutschland lagerten am 1. Januar 340000 t Äpfel, 8% weniger als im Vorjahr, aber die zweitgrößte Menge der vergangenen Jahre. Die Warenverfügbarkeit in den Regionen fällt sehr unterschiedlich aus. Im Norden lagerten mit 156500 t 9 % weniger als im  Vorjahr. In D-Ost waren es 58000 t (–3 %), in D-West 11240 t (+16 %), in D-Süd 114000 t, davon am Bodensee 104400 t (−15 %).  Der Süden mit Schwerpunkt Bodensee weist rund 18000 t weniger als im Mittel der letzten drei Jahre auf. Entsprechend der jeweiligen Ausgangslage wird am Markt agiert. Bei Braeburn, Jonagold und Elstar steht ein Minus von 4%, 35% bzw. 42% zu Buche. Lediglich bei Gala und Idared werden die Vorjahresmengen deutlich überschritten. Der Markt aus der Perspektive des Bodensees zeigt sich wesentlich ruhiger als im vergangenen Jahr. Noch ist der Absatz in der bisherigen Saison für Tafeläpfel zwar deutlich unter Vorjahr, aber da der Bestand mit einem Minus von 15% ebenfalls deutlich unter dem Vorjahr liegt, ist dies nicht beunruhigend. Die Qualitäten sind sehr gut,  durch den  sehr warmen Sommer ist der Zuckergehalt ideal. Auch bei den säuerlichen Sorten bringt das Verhältnis Zucker zu Säure sehr aromatische Essqualitäten hervor. Andere Herkünfte haben wesentlich mehr Grund zur Sorge, und das zeigt sich mittlerweile auch. Der Abbau am Bodensee war im Dezember durchaus vorzeigbar. Das Minus im Bestandsabbau zum Vorjahres-Dezember ist geringer als das Bestandsminus zum 1. Januar 2015. Bislang war also die Strategie am Bodensee bei weitgehend stabilen Abgabepreisen durchaus die richtige. Die für diese Kampagne alles entscheidende nächste Marktphase bis Ende April ist nun genauso gezielt anzugehen. Das letzte Drittel der Kampagne dürfte für den Bodensee durch die knapperen Mengen bei den länger lagernden Sorten etwas entspannter sein. Insgesamt musste der LEH in den letzten Wochen bei den Preisspitzen im Regal merklich kappen  und den Apfel bei den Konsumenten wieder attraktiver machen. Dies passierte auch über Weihnachten. Das im Vergleich zur Vorsaison höhere Preisniveau im Regal lässt Spielraum für Werbungen. Die zum Teil sehr hohen Ladenverkaufspreise von 2,49 Euro/kg oder gar bis zu 2,99 Euro/kg für gelegte Ware noch Anfang Dezember hemmten die Kaufbereitschaft der Konsumenten in Deutschland deutlich. Laut Daten der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ging der Apfelkonsum in Deutschland von September bis November 2015 gegenüber dem Mittel aus 2011 bis 2014 um 12 % zurück. Die Abgangspreise am Bodensee dürften sich  bei den meisten  Sorten und gewünschten Kalibern  seitwärts bewegen, außer der Druck aus den anderen deutschen Regionen und dem europäischen Ausland nimmt noch deutlich zu. Auch der Norden Deutschlands übt wieder Druck aus, dies nicht nur bei Braeburn, da die Kühlhausbestände sogar leicht über den Vorjahresbeständen liegen und auch die eingelagerte Ware offensichtlich aus einem sehr hohen Anteil an gut reifer Ware besteht. Durch die große europäische Apfelernte und hohen Bestände dürfte der EU-Markt für Überseezufuhren nicht besonders attraktiv sein, weshalb mit geringeren Einfuhren gerechnet werden kann. Bislang ist nur eine zum Vorjahr deutlich niedrigere Ernteschätzung aus Argentinien bekannt. Der schwache Euro wird ein Weiteres dazu beitragen.
 
Situation bei Öko-Äpfeln
Im Markt für ökologisch produzierte Äpfel sieht die Situation deutlich anders aus. In Westeuropa befanden sich nach statistischer Erfassung, bei einem geschätzten Erfassungsgrad von 70 %, zum 1. Januar nur noch rund 70000 t in den Lagern. Dies ist ein Minus von um die 8% zum Vorjahr. Südtirol liegt dabei auf Linie mit noch 30000 t und damit minus 9 %. Auch die Niederlande mit Belgien zusammen haben noch 4300 t und mithin ein leicht weniger deutliches Minus. In Frankreich gibt es keine repräsentative Erfassung. Man darf aber dort von einem höheren Bestand ausgehen. Dieser korreliert dort durchaus mit dem auch höheren Bestand am konventionellen Markt. In der Steiermark stellt man einen Bestand von 14000 t fest und damit etwas mehr als zur Vorjahreswende.
In Deutschland sind noch knapp 24000 t (–20%) auf Lager. Diese verteilen sich mit 12000 t (–23%) auf Norddeutschland und 8000 t (–36 %) auf den Süden Deutschlands. Von diesen 8000 t liegt die Hälfte in den Lägern der WOG/BayWa und die andere Hälfte in denen der ÖKOBO/MaBo-Kooperation. Die Vermarktung ist flüssig und gestaltet sich entlang der Haltbarkeit der einzelnen Sorten preisstabil leicht über dem Vorjahr.