GMON Ziege im Dezember gestartet
In GMON Ziege tragen die Tierhalter selbst Beobachtungen, Befunde und Gesundheitsmaßnahmen ein. Dabei gelten als „Beobachtungen” vom Tierhalter wahrgenommene Auffälligkeiten bei einem Tier. Beobachtet werden kann zum Beispiel eine Eutererkrankung, eine Verletzung oder eine Verhaltensauffälligkeit wie das Springen über Stalleinrichtung oder Zäune. „Befunde” sind dagegen medizinisch relevante Veränderungen oder Störungen (Symptome), die normalerweise durch den Tierarzt oder einen Labortest festgestellt werden. Ein Befund ist zum Beispiel das Feststellen einer akuten Verwurmung auf der Basis einer Kotprobe. Einem Befund folgt in der Regel eine „Maßnahme”, zum Beispiel die medikamentöse Entwurmung. Maßnahmen können aber auch vorsorgender Art sein, zum Beispiel Impfungen oder auch das Klauenschneiden. Im Gegensatz zu diesen drei Klassen können Diagnosen nur von einem Tierarzt gestellt werden. Die Diagnose ist die Gesamtbeurteilung der Symptome und entscheidend für die weitere Behandlung. Diagnosen werden mithilfe des Arzneimittel-Abgabe- und -Anwendungsbelegs (AUA-Beleg) dokumentiert.
Die Eintragungen im ZDV4M werden derzeit für das Einzeltier erfasst. Jedes Tier, das im ZDV4M mit einer Lebensnummer registriert ist, kann aufgerufen werden. Anschließend kann zu diesem Tier eine Beobachtung, ein Befund oder eine Maßnahme eingetragen werden.Erfasste Beobachtungen können zum Beispiel eine akute Mastitis, eine Pansenblähung oder Lahmheit sein. Wird beim Melken eine Knotenbildung bemerkt, kann diese als Befund im ZDV4M eingetragen werden. Ebenso können Beistriche, Gabelstriche oder Fisteln erfasst werden (Abb. 1 - Erfassung von Eutergesundheitsstörungen) und so bei der Selektionsentscheidung Verwendung finden. Weiter können Brunstbeobachtungen eingetragen werden. Dies ist vor allem für Betriebe interessant, die Eigenbestandsbesamungen durchführen.
Magen-Darm-Würmer stellen ein großes Problem bei Ziegen dar. Zunehmend ist eine Resistenzbildung der Parasiten gegenüber den eingesetzten chemisch-synthetischen Wurmmitteln zu beobachten. GMON Ziege erlaubt die genaue Eintragung der verwendeten Wurmmittel nach Wirkstoffgruppen, so dass über Jahre hinweg die verwendeten Mittel nachverfolgbar sind und der empfohlene Wechsel der verschiedenen Wirkstoffgruppen einfach umgesetzt werden kann. Ebenso kann bei doch auftretenden Resistenzproblemen so gemeinsam mit dem Bestandstierarzt schnell eine Lösung gefunden werden. Weitere Maßnahmen wie die Klauenpflege oder die Durchführung des Schalmtests sowie dessen Ergebnis oder das Trockenstellen erfasst werden.
Da bei den Ziegen eine Züchtung auf hornlose Tiere nicht möglich ist und viele Tiere in Weidehaltung oder in der Landschaftspflege gehalten werden, ist es besonders wichtig, auf charakterstarke und trotzdem umgängliche Tiere zu setzen. Insbesondere bei der Fütterung können bei horntragenden Tieren Verletzungen entstehen, wenn ranghohe Tiere ihren Status einfordern. Es gibt allerdings Tiere, die darüber hinaus negativ auffallen. Damit ist das gezielte Aushebeln der Vorderbeine oder aggressives Verhalten gegenüber Kitzen und Jungtieren gemeint. Weiterhin kann ein schwieriger Umgang im Alltag, zum Beispiel extreme Nervosität, die Routinearbeiten erschweren. Mithilfe des GMON Ziege können diese Verhaltensbeobachtungen erfasst werden (Abb. 2 - Erfassung von Verhaltensbeobachtungen beim Einzeltier). Wird bei einem Tier wiederholt negatives Verhalten beobachtet, sollte in Erwägung gezogen werden, mit diesem Tier nicht weiter zu züchten und es gegebenenfalls aus dem Bestand zu entfernen. Bei gehäuft auftretenden Verhaltensauffälligkeiten bei einem größeren Teil der Herde können dagegen Haltungs- oder Managementfehler vorliegen.
Beobachtungen, Befunde und Maßnahmen bei Zicklein werden bei der Mutter eingetragen, solange ihnen keine Lebensnummer zugeordnet ist. Erst wenn dem Zicklein eine eigene eindeutige Lebensnummer zugewiesen wird, können Eintragungen direkt zugeordnet werden. Die Aufzuchtphase spielt für die Auswahl der eigenen Nachzucht eine wichtige Rolle. Gerade in großen Beständen ist es wichtig, den Überblick über die geborenen Zicklein zu behalten und deren Entwicklung für die spätere Auswahl als Zucht- oder Schlachttiere effizient zu dokumentieren. Dies wird mithilfe des GMON Ziege möglich (Abb. 3 - Erfassung von Störungen der Zickleingesundheit). Eine Unterkühlung, Flüssigkeits- oder Energiemangel sowie das Auftreten von spezifischen Zickleinkrankheiten wie dem Floppy Kid Syndrom können eingetragen werden. Mithilfe des Monitorings kann erkannt werden, ob es sich um ein betriebliches Problem handelt oder lediglich Einzeltiere negativ auffallen. Es kann an entsprechenden betriebsindividuellen Stellschrauben gedreht und im Anschluss kontrolliert werden, ob das Problem behoben wurde oder nicht. Umgekehrt können positiv auffallende Tiere erkannt und diese als Nachzucht selektiert werden.
Damit das GMON Ziege praxisnah weiterentwickelt werden kann, sind die Projektpartner auf die Rückmeldungen ziegenhaltender Betriebe angewiesen. Möglichst viele davon sollten das GMON Ziege nutzen, um dieses nachhaltig und zukunftsfähig gestalten zu können. Das Programm ist zeitgleich in Bayern und in Baden-Württemberg gestartet. Eine Besonderheit ist, dass in Baden-Württemberg auch die Fleisch- und Robustziegenhalter das GMON Ziege nutzen können. Die Anmeldung für ZDV4M und GMON Ziege erfolgt über den zuständigen Zuchtwart oder direkt beim LKV Baden-Württemberg.