Pflanzenbau | 27. März 2015

Gegen Gelbrost zur rechten Zeit spritzen

Von Christian Erbe, Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ)
2014 trat die Weizenkrankheit Gelbrost in Baden-Württemberg nahezu flächendeckend auf. Erste Befunde gab es bereits Ende März im Rhein-Neckar-Kreis sowie im vorderen Kraichgau. Die Sorten Akteur, Alixan, JB Asano, Manager, Meister und Herman erwiesen sich als besonders anfällig.
Der jahrelang in Deutschland fast vergessene Gelbrost hat sich 2014 wieder in Erinnerung gebracht.
Der epidemieartige Befall im Jahr 2014 wurde durch eine neue, aggressivere Erreger-
Rasse namens Warrior verursacht. Sie stammt vermutlich aus dem Himalaya-Gebiet und ist mit dem Wind oder mit dem Flugverkehr nach Europa eingeschleppt worden.
Diese Rasse ist im Vergleich zum bisher heimischen Gelbrost wärmetoleranter und produziert mehr Sporen. Sie kommt seit 2011 in Deutschland vor. Gegen „Warrior” schützen die in die Weizensorten eingekreuzten Resistenzgene nur zum Teil.
2014 wurde ein bundesweites Monitoring zu der Pilzkrankheit durchgeführt. Bei 17 von 21 aus Baden-Württemberg an das Julius-Kühn-Institut eingesandten Gelbrostproben, was 81 % entspricht, handelte es sich um die Warrior-Rasse. Das bestätigt den bundesweiten Trend, wonach die Warrior-Rasse in 78 % aller Proben aus Deutschland festgestellt wurde.
Versuche des LTZ 2014
pdf-Dokument - Seite26.pdfVergangenes Jahr wurden vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) zwei Fungizidversuche in Winterweizen angelegt. Ein Versuchsstandort lag in Stetten am Heuchelberg (Sorte: Akteur), ein zweiter auf dem LTZ-Versuchsgut Stifterhof in Östringen-Odenheim (Sorte: JB Asano). Die Varianten unterscheiden sich in Bezug auf den Anwendungstermin und die Wahl der Pflanzenschutzmittel. Generell wurden innerhalb der Versuche vier Bekämpfungsstrategien bewertet:
  • Keine Behandlung von Rost oder anderen Blattkrankheiten (Kontrolle).
  • Späte Bekämpfung von Rost zu Beginn des Ährenschiebens (BBCH 51 bis 53).
  • Frühe Behandlung zu Befallsbeginn unterteilt in eine kostenintensive  (77 €/ha) und eine preiswerte  Variante (20 €/ha).
  • Praxisübliche Behandlung nach Befallsbeginn.
In die frühen Behandlungstermine war eine Fusariumbekämpfung zum Zeitpunkt der Blüte eingeschlossen. Hier lagen die DON-Gehalte im Korn nach der Ernte, wie bei allen anderen Versuchsvarianten, unterhalb der Bestimmungsgrenze von 0,2 ppm.
Am Versuchsstandort Stifterhof wurde der erste Befall mit Gelbrost nesterweise in schwachem Umfang Ende März bis Anfang April festgestellt. Infolgedessen wurde die frühe Behandlung am 9. April zum Ein-Knoten-Stadium (BBCH 31) appliziert. Praxisorientiert erfolgte die Behandlung zum Zwei-Knoten-Stadium (BBCH 32) um etwa eine Woche verzögert. In beiden Varianten wurde durch gezielte Folgebehandlungen kein wesentlicher Befallszuwachs mit Gelbrost festgestellt. Anders hingegen präsentierte sich die späte Behandlung zu Beginn des Ährenschiebens (BBCH 51). Hier explodierte im Bestand der Pilzbefall aufgrund der anhaltend feuchtwarmen Witterung und des erhöhten Sporenpotentials. Die Wirkung des Fungizides setzte etwa eine Woche nach der Applikation ein. Bis dahin verdoppelte sich die mit Gelbrost befallene Blattfläche und stand somit der Pflanze nicht mehr zur Photosynthese zur Verfügung. Ähnlich präsentierte sich der Befallsverlauf am Versuchsstandort Stetten, jedoch in schwächerem Umfang und um etwa eine Woche verzögert.
Der kostenbereinigte Mehrertrag verschiedener Fungizidstrategien ist in den zwei Abbildungen dargestellt.
  • Am Stifterhof ergabe eine späte Gelbrostbekämpfung einen Mehrertrag von 20 dt/ha im Vergleich zur Kontrolle. Eine frühe Behandlung steigerte den Ertrag um 47 dt/ha (+ 77 %). Im Vergleich zum späten Bekämpfungstermin waren es + 44 %.
  • In Stetten war der Befallsdruck durch Gelbrost deutlich geringer. Der Ertragsunterschied zwischen der unbehandelten Kontrolle und der späten Bekämpfung lag bei 8 dt/ha. Eine frühe Gelbrostbekämpfung brachte rund 21 dt/ha Mehrertrag ein (+ 27 %). Das sind + 17 % verglichen mit der späten Behandlung.
Zusammenfassung
Aus den einjährigen Versuchsauswertungen auf zwei Standorten lässt sich noch keine statistisch abgesicherte Behandlungsempfehlung oder Be kämpfungsschwelle ableiten. Aber es lassen sich aus den Versuchsergebnissen wichtige Tendenzen erkennen.
Wer 2014 früh mit ausreichender Aufwandmenge behandelt hat und seine Folgebehandlung termingerecht platzierte, hatte keine hohen Ertragseinbußen. Verringerte Aufwandmengen ergaben einen nicht befriedigenden Bekämpfungserfolg. Wurde aufgrund von frühem Befallsdruck die Erstbehandlung bereits im Ein- bis Zwei-Knoten-Stadium des Weizens (BBCH 31 bis 32) durchgeführt, so hatte die Wahl eines teuren oder günstigen Mittels kaum Einfluss auf die Wirkung. Die späte Bekämpfung von Gelbrost (Beginn Ährenschieben) zog einen Ertragsverlust von 33 % nach sich. Gab es gar keine Fungizidbehandlung, kam es zu einem Ertragsverlust bis 77 %.
Eine mögliche Bekämpfungsschwelle könnte  wie folgt aussehen: Nimmt man den Befall auf der zweiten Blattetage unter dem Fahnenblatt (F – 2; siehe Abbildung) bei der späten Behandlung als maßgebende Bekämpfungsschwelle, so würde aus 1 % befallener Blattfläche rund 1 dt/ha Ertragsverlust resultieren. Demnach ist, falls der Gelbrost nicht schon zuvor aufgetreten ist, eine Behandlung ab der Besiedlung von F – 2 zwingend notwendig, um größere Ertragseinbußen zu vermeiden.
Die Lage 2015
Der vergleichsweise warme Winter 2014/2015 begünstigte den Befall mit Gelbrost besonders in früh gesätem Winterweizen. Dies zeigen einzelne Befunde in anfälligen Sorten wie JB Asano oder Akteur aus diesem Frühjahr. Wer in seinen Schlägen Gelbrost vorfindet, sollte nicht vor dem Ein- bis Zwei-Knoten-Stadium (BBCH 31 bis 32) des Weizens Fungizide spritzen, sofern der Pilz nicht flächig auftritt. Frühere Behandlungstermine sind nicht ertragssichernd.