Land und Leute | 17. April 2014

Flammendes Farbenfeuerwerk mit leicht scharfem Abgang

Von Walburga Schillinger
Die ursprünglich aus Peru stammende Kapuzinerkresse mit ihren kreisrunden Blättern hat es in sich – farblich und geschmacklich. Sowohl die Blätter als auch die leuchtenden Blüten sind essbar und schmecken würzig-peffrig.
Eine schöne Blume, leuchtend die Farben und dabei  recht unkompliziert in der Handhabung. In vielen Gärten wird sie angebaut und die wenigsten Gärtnerinnen und Gärtner wissen, was für ein Kompetenzpaket sie zwischen ihrem Gemüse oder in ihrem Blumenbeet pflegen. Im letzten Jahr wurde die Große Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus) von Wissenschaftlern der Universität Würzburg als Arzneipflanze des Jahres ausgerufen und das verheißt schon Wertschätzung und Hochachtung. Mit ein Grund, sich intensiver mit diesem „Neubürger” zu befassen.
Bei Trockenheit gibt es bei der Kapuzinerkresse rasch gelbe Blätter, daher stets auf eine gleichmäßige Wasserversorgung achten.

Essbare Blumenblüten
Für unsere Großmütter und teilweise auch noch Mütter war es nicht üblich, Blüten zu essen. Das hat man auf dem Land einfach nicht gemacht. Ausnahmen waren allerhöchstens kandierte Veilchen. Für viele kostete es  große Überwindung, eine Blüte  in den Mund zu stecken. Heute ist es nicht mehr ungewöhnlich, Blüten bei der Speisenzubereitung mit einzubauen. Die gehobene Gastronomie verwendet zum Dekorieren von Speisen seit Jahren essbare Blüten – ein anhaltender Trend. Alle diejenigen, die einen eigenen Garten bewirtschaften beziehungsweise pflegen, können sich diesen Luxus ebenfalls erlauben, denn die Kapuzinerkresse produziert den ganzen Sommer über bunte, schmackhafte Blüten für Salate, Vorspeisen oder Aufstriche. Doch nicht nur die Blüten, auch die Blätter eignen sich, kleingekackt in Salaten, Kräuterquark oder Fitnessdrinks,  auch die Stängel, die kleingeschnitten wie Schnitt-lauch beispielsweise in Kräuterbutter passen. Alle Pflanzenteile schmecken kressig scharf und können bis zum Frost laufend geerntet werden. Die ersten Minusgrade aber lassen die massig-saftigen Pflanzen sofort absterben. Sie liegen dann wie  Stroh auf den Beeten. Dabei kullern aber auch die  kugligen, beigefarbenen Samen, sogenannte Spaltfrüchte, zuhauf auf die Erde.
Die Kapuzinerkresse ‚Kaiserin von Indien‘ besticht mit blutroten Blüten und einem dunklen Laub.

Aussaat und Pflege
Die reifen, rubbeligen Samen fallen in drei Teile und sehen aus wie winzige Apfelspalten. Um auch im nächsten Jahr viele üppige Pflanzen zu bekommen, muss man im Grunde genommen nur noch die Samen beim Hacken oder Umspaten in den Boden graben. So sind sie mit wärmender Erde bedeckt und werden im Frühjahr von selbst zu keimen beginnen. Dafür sollte die Erde schon recht warm sein, was in den meisten Gegenden erst Mitte Mai der Fall sein wird. Die großen Samenstücke werden am besten direkt ins Beet gesät, sollte doch eine Anzucht erfolgen, ist auf nicht zu kleine Töpfe und gute Wasserversorgung zu achten. Sobald die ersten Keimblätter ausgebildet sind, die Setzlinge verpflanzen, damit sie zügig weiterwachsen können. Kapuzinerkressen lieben tiefe Pflanzlöcher. Deshalb fühlen sie sich in Blumenkästen oder Schalen nicht ganz so wohl und reagieren mit Kümmerwuchs. Im Gartenboden können ihre langen, weichen Pfahlwurzeln  so auch in Trocken- und Hitzeperioden gut an Wasser gelangen. Die feurige Südamerikanerin kam im 16. Jahrhundert mit holländischen Seefahrern nach Europa. Der Geschichte nach soll sie, wie so viele andere Einwanderer auch, zuerst in den Klostergärten der Kapuzinermönche kultiviert worden sein.
Kultiviert von Kapuzinermönchen
Die gelbe Kapuzinerkresse ‚Golden King‘ ist eine alte, buschig wachsende Sorte.
Der Sporn der Blüte erinnert an die Kapuze der Mönchskutten. Daher der erste Teil des Namens und Kresse kommt unzweifelhaft vom scharfen, kressigen Geschmack. Hundert Jahre nach ihrer Einfuhr nach Europa beschäftigte sich der schwedische Botaniker Karl von Linné mit der Pflanze und gab ihr den heute noch gültigen Namen ‚Tropaeolum majus‘. Die schöne, unkomplizierte Pflanze macht sich auch  in der Mischkulturplanung im Gemüsegarten gut. In feuchten Jahren, wenn es Läuseplagen zu geben scheint, ist es hilfreich, die Pflanze neben Bohnen anzubauen.
Gute Begleiter in Mischkulturen
Die Läuse werden sich auf die Blüten und Blätter der Kresse stürzen, diese können dann ganz einfach mitsamt dem Befall ausgeknipst werden. So bleibt auch die Pflanze als Küchenzutat erhalten. Ein guter Tipp ist auch, die dicken Samen zwischen Rosenkohlsetzlinge  zu stecken. Hier dienen diese zur Bodenbeschattung der hochwachsenden Kohlkultur. Nicht nur als bunte, ansehnliche und schmackhafte  Salatbeigabe sind die Blüten und Blätter willkommen. Kapuzinerkresse ist ein enormes Abwehrpaket gegen Infektionen der Harn- und Atemwege. Sie stärkt die körpereigenen Kräfte. Die darin enthaltenen scharf schmeckenden Stoffe sind Senfölglykoside, die  Bakterien und Viren in ihrem Wachstum hemmen.
Kapuzinerkresse als Unterpflanzung von Butterkohl ist eine farblich attraktive und nutzbringende Verbindung.

Heilkraft und Anwendungen
Weiterhin wirken sie gegen krankheitserregende Pilze. Untersuchungen belegen außerdem, dass circa 10 g Kapuzinerkresse (das sind ungefähr 3 bis 4 Blüten pro Tag) dem  Urin bakteriostatische Eigenschaften verleihen. Die schöne Blume gilt daher als natürliches Penicillin mit Breitbandwirkung. Das zwar schwächer wirkt, dafür aber keine Nebenwirkungen wie Allergien und Resistenzen auslöst. Bei all den Vorteilen und gleichzeitig vielen verschiedenen Züchtungen, die es auf dem Markt zu haben gibt, kann man sich schlecht für nur eine Sorte entscheiden. Aber genau das ist ratsam, soll die Pflanze weiterhin in Reinform gezogen werden. Kapuzinerkressen kreuzen sich nämlich gerne und häufig miteinander. Ihnen ist sicher schon aufgefallen, dass bei mehreren Sorten die einzelnen entweder in der Farbe immer blasser und ausgewaschener werden. Oder sie ändern die Wuchseigenschaften, aus buschig wird rankend. Schade, man muss sich also entscheiden, entweder fröhlich bunt durcheinander oder schön einheitlich.