Land und Leute | 27. August 2015

Flaggschiff der Regionalvermarktung

Von Antje Ritzert
Am vergangenen Wochenende wurde der Neubau der Geroldsauer Mühle in Baden-Baden eröffnet. Herzstück des Hauses ist ein Markt, in dem Produkte von insgesamt 85 landwirtschaftlichen Betrieben verkauft werden.
Martin Weingärtner hatte kaum zwei Sätze gesagt, da gab es schon den ersten stürmischen Applaus für den Bauherrn der neuen Geroldsauer Mühle. Dem Projekt eilt ein Ruf der Superlative voraus.
 Als „Schmuckstück”, als „Flaggschiff”, bereits als „neues Wahrzeichen der Stadt” bezeichnete Baden-Badens Oberbürgermeisterin Margret Mergen  den Neubau.  Seit 2011 hatte das alte Mühlengebäude brachgelegen, bis es der Unternehmer und Landwirt Martin Weingärtner vor zwei Jahren abriss und auf dem Gelände das größte Weißtannengebäude Deutschlands errichtete.
Viel Holz sorgt auch im Verkaufsraum der neu eröffneten Geroldsauer Mühle für Atmosphäre.

„Ein Aushängeschild” nannte Landrat und Naturpark-Vorsitzender Jürgen Bäuerle das Projekt, das  in nur 15 Monaten Bauzeit auf die Beine gestellt wurde. Auf 3000 Quadratmetern Nutzfläche vereint das „Tor zum Schwarzwald”, wie die neue Geroldsauer Mühle in ihrem Logo wirbt, eine Marktscheune, Tagungs- und Ausstellungsräume, Gästezimmer und ein Restaurant mit Biergarten.
Herzstück des Hauses ist der große Markt, der knapp die Hälfte des Erdgeschosses ausmacht. Hier werden landwirtschaftliche Produkte aus 85 Betrieben verkauft. Von Molkereiprodukten, Eiern, Obst, Gemüse über Fleisch und Wurst bis hin zu Teigwaren, Wein, Spirituosen oder Kosmetikprodukten: Das Sortiment der Halle lässt keine Verbraucherwünsche offen.
Die Erzeugnisse stammen alle aus der Region. Mit einer Ausnahme: Das eingemachte Obst und Gemüse liefert hauptsächlich der Löbke-Hof aus Ibbenbüren (Westfalen). Ein großes Schild über den dekorativen Gläsern weist auf das Dilemma hin: „Wir sind da ehrlich”, sagt Christine Baumann, die Ehefrau des Marktbetreibers Axel Baumann, „wir haben es hier einfach nicht gekriegt. Aber wir suchen weiter.”
Kriterien bei der Auswahl
Bei der Auswahl der Produkte sei man klar nach regionalen Gesichtspunkten vorgegangen, so Baumann. „Und wenn es regional zusammen mit Bio gab, dann haben wir das bevorzugt”, sagt sie. Baumann selbst verkauft ihre Highland-Cattle-Produktreihe statt im eigenen Hofladen jetzt in der Geroldsauer Mühle. Martin Weingärtner, ebenfalls in der Landwirtschaft aktiv, hat sich die meisten Betriebe vorher genau angeschaut, bevor er sie ins Boot geholt hat: „Bei der Viehhaltung war mir am wichtigsten, dass die Tiere ordentlich gehalten werden und dass es sauber ist”, sagt er. Gut ein halbes Jahr waren er, sein Marktleiter und die Partner unterwegs, um geeignete Zulieferer zu finden.
Das Rennen am Gemüsestand hat der Bioland-Hof Späth aus Achern-Wagshurst gemacht. Wie beim Obst (Kirnhof Renchen) spielt auch beim Gemüse die Präsentation der Waren eine große Rolle: Ob in geflochtenen Weidenkörbchen oder dekorativen Haus- und Gartenbehältern auf Massivholztischen – das Konzept vom naturnahen und naturverträglichen Tourismus, für das die Geroldsauer Mühle steht, hat auch Eingang in die Gestaltung des Verkaufsraumes gefunden. „Kleine Einheiten – und immer frisch”, beschreibt Verkäuferin Karin Huck die Vorgaben.
Der Frische-Stand ist jedoch bei Weitem nicht der einzige Hingucker im Laden: Markus Dreher, Bäckermeister aus Gengenbach, hat gleich neben dem Eingang des Gebäudes eine Schaubackstube eingerichtet. Während sich vorn im Verkaufsstand Brote, Kuchen und Törtchen in der Vitrine türmen, kneten Dreher und seine Mitarbeiter hinter einer Glaswand den Teig. „Was wir hier verkaufen”, sagt er, „werden wir auch fast alles hier produzieren.” Der große Holzbackofen hinter ihm läuft schon auf Hochtouren, während Dreher mit flinker Hand Dutzenden von Butterzöpfen den letzten Schliff gibt. Getreide und Eier für die Dreherschen Backwaren kommen von heimischen Bauern.
Auch die Stadt Baden-Baden hat sich in die Geroldsauer Mühle eingeklinkt und den Verkauf ihres Wildfleischs in die Marktscheune verlegt. Ab sofort gibt es das komplette Wildbret-Angebot des Städtischen Forstamts ausschließlich an der Kühltheke des Mühlenladens zu kaufen.