Export und Regionalität - beides ist wichtig
Neben der Vitfrisch und den vormals im Marktkontor Baden vereinigten Märkten in Bruchsal, Oberrotweil, Oberkirch und auf der Insel Reichenau sind auch die Marktgemeinschaft Bodenseeobst, Friedrichshafen, und die Württembergische Obstgenossenschaft, Ravensburg, in das genannte Umsatzvolumen mit einbezogen.
250000 Tonnen Obst und 88000 Tonnen Gemüse wurden abgesetzt, das ist ein Minus von 11% beim Obst. Die Gemüsemenge blieb auf Vorjahresniveau. „Eine kleine Ernte, gute Erlöse und hervorragende Qualität”, fasste Glaser die Saison zusammen. Wermutstropfen waren bei einigen Kulturen höhere Bewässerungskosten durch die Trockenheit.
Äpfel, Erdbeeren und Tomaten waren erneut die wichtigsten Umsatzträger (siehe Tabelle). Zufrieden könne man mit der Saison bei Spargel und Erdbeeren sein, so Glaser. Besonders gut lief es bei Zwetschgen, wo ein hoher durchschnittlicher Kilopreis von 76 Cent für einen Umsatzsprung um 43% sorgte.
Die Apfelvermarktung litt unter der hohen Ernte aus 2014, so dass sich erst mit der Vermarktung der neuen Ernte die Preise befestigen konnten. Eine Belastung für die baden-württembergischen Erzeuger sei der russische Einfuhrstopp für Lebensmittel aus der EU. Auch wenn Deutschland selbst nur vergleichsweise wenig nach Russland exportierte, so wirke sich doch der zunehmende Absatzdruck europäischer Mitbewerber stark auf den deutschen Markt aus. Der Exportanteil unserer Erzeugermärkte liege unter 10% und der Hauptanteil davon im europäischen Ausland.
Mit Blick auf die Zukunft sei bei Äpfeln der Export aus der EU heraus wichtig, betonte Glaser. Aber mit Blick auf den Trend zur Regionalität gelte auch: Man müsse das eine tun, aber das andere nicht lassen.
Eine große Herausforderung bleibe der Mindestlohn in Verbindung mit bürokratischen Vorgaben durch das Arbeitszeitgesetz. „Wer Regionalität will, muss sie auch möglich machen”, forderte Glaser mit Blick auf Wettbewerbsvorteile für ausländische Mitbewerber. Mit Blick auf das Arbeitszeitgesetz forderte er Erleichterungen, ohne dass jährliche Ausnahmen genehmigt werden müssten.
Die Kostensteigerungen bleiben bei den Betrieben hängen. Sehr arbeitsintensive Kulturen wie Beerenobst werden in die Bredouille kommen. „Wir werden in drei Stufen an den gesetzlichen Mindestlohn herangeführt”, rief Wendelin Obrecht in Erinnerung und befürchtete: „Die Betriebe fallen jetzt noch nicht um, in zwei bis drei Jahren kommt es zum Schwur.” Man fordere nach wie vor, dass abgesenkte Mindestlöhne für osteuropäische Saison-Arbeitskräfte möglich sein müssten.
Durch die ab diesem Jahr notwendige Zertifizierung für alle Anlieferer durch die Vorgaben der Abnehmer erwartet der Generalbevollmächtigte des BWGV, Dr. Ansgar Horsthemke, einen merklichen Effekt bei den Mitgliederzahlen mancher Genossenschaften: „Es trifft Klein- und Kleinsterzeuger”, sagte er. Beim Obstgroßmarkt Mittelbaden seien rund 300 Zwetschgenerzeuger betroffen, berichtete Wendelin Obrecht. Rund 7% der Erntemenge seien bisher nicht zertifiziert gewesen. Das tue dem OGM, was die Lieferfähigkeit angehe, nicht wirklich weh, sei aber eben auch ein emotionales Thema.