Betrieb und Wirtschaft | 29. Oktober 2015

Edeka setzt bei Bio-Schweinen ein Preissignal

Von der BBZ-Redaktion
Edeka Südwest sucht händeringend Bio-Schweine. Deshalb setzt das Handelsunternehmen in Kooperation mit Bioland ein Signal und macht Preiszusagen in Verbindung mit einer langfristigen Abnahmegarantie.
In den letzten Monaten sei die Nachfrage nach Bio-Schweinen zur Herstellung von Fleisch- und Wurstwaren deutlich größer gewesen als das verfügbare Angebot. Bioland-Schweine würden weiterhin dringend gesucht und auch Bio-Ferkel fänden reißenden Absatz bei Mästern, berichtet Martin Weiler, Berater bei  Bioland Baden-Württemberg. „Bei solchen Marktverhältnissen können langfristig höhere Verkaufserlöse  umgesetzt werden, die gestiegene Futterkosten ausgleichen und Anforderungen in der Bio-Schweinehaltung mit höheren Investitions- und Arbeitskosten vollständig decken”, stellt er fest.
Bioland-Schweine müssen Auslauf haben, der Ringelschwanz ist verpflichtend. Wer die Voraussetzungen nach dem Agrarinvestitions-Förderungsprogramm erfüllt, kann 40% verlorenen Zuschuss auf die Nettoinvestitionen erhalten. Darüber hinaus gewährt das Land im Rahmen von FAKT pro Bio-Mastschwein 14 Euro.
Seit Sommer 2013 werden Fleischwaren von Bioland-Landwirten aus Baden-Württemberg bei  Edeka Südwest angeboten. Die Rohstoffe für die Produkte werden nach den Vorgaben des Bio-Zeichens Baden-Württemberg in der Region erzeugt, verarbeitet, kontrolliert und verpackt. Jürgen Sinn, Geschäftsführer der Edeka Südwest Fleisch GmbH, kommentiert den  Absatz: „Wir könnten ohne weiteres sofort 500 Bioland-Schweine pro Woche verarbeiten und vermarkten und suchen dringend mehr Bioland-Schweinemäster aus Baden-Württemberg. Derzeit vermarkten wir nur 10% der möglichen Verkaufsmenge, weil uns die Rohstoffe fehlen.”
 Außerdem brauche Edeka weitere Bioland-Ferkelerzeuger in der Region. Denn was die Edeka-Produkte ausmache, sei, dass sowohl die Ferkel als auch die Mastschweine aus Baden-Württemberg kommen sollen – im Sinne eines  konsequenten Bio-Ansatzes „aus der Region für die Region.”
Die Edeka  Südwest Fleisch und die Erzeugergemeinschaft „rebio” sichern laut Weiler mittels langfristiger Abnahmeverträge ihren Erzeugern auskömmliche Preise zu, die auf Basis einer   Vollkostenrechnung festgelegt wurden:  „Die Berücksichtigung aller Produktionskosten, einer auskömmlichen Arbeitsentlohnung sowie einer die betriebliche Zukunft absichernden Gewinnmarge haben dafür gesorgt, dass die Auszahlungspreise mit netto 140 Euro pro Ferkel und 3,75 Euro/kg Schlachtgewicht  (55 % MFA) ein klares Signal an den Markt senden”, meint Weiler.
Dazu komme eine Klausel, wonach  sich bei veränderten Produktionskosten auch die Auszahlungspreise entsprechend ändern. So gebe es Preiszusagen für einen Zeitraum von zehn Jahren.
Betriebe, die neu einsteigen wollen, benötigten  Zeit für eine fundierte Umstellungsentscheidung. Mit der Anpassung der Haltungsformen, einer Umstellung der Futterflächen und strategischen Überlegungen in Zusammenhang mit Möglichkeiten der Agrarförderung dauere die  Umstellungszeit   ein bis zwei Jahre, so Weilers Erfahrung.
 „Da an das  Können der Praktiker hohe Anforderungen gestellt werden, handelt es sich bei der Umstellung um eine  strategische Unternehmensentscheidung, die den kompletten  Betrieb und die  gesamte Familie betrifft”, betont Weiler. Das Ergebnis jedoch – ein auf Bioland umgestellter Schweinemastbetrieb mit abgesichertem Marktzugang über  „rebio” an Edeka – könne  den Schritt in eine verlässliche und gesicherte Zukunft darstellen.
 „Die höheren Stallplatzkosten  entstehen vor allem durch den Platzanspruch, der im Vergleich zur konventionellen Haltung nahezu dreimal so hoch ist”, so Weiler.  Herausragendes Merkmal der ökologischen Schweinehaltung seien Ausläufe, die allen Schweinen in entsprechender Größe zur Verfügung stehen müssen. Die Buchtenflächen dürften  nur zu einem Teil aus Spaltenboden bestehen, wobei der Liegebereich eingestreut sein müsse.
Mindestens 50 Prozent eigenes Futter
Grundlage der Fütterung seien  die im eigenen Betrieb erzeugten Bio-Futtermittel, deren Anteil mindestens 50Prozent betragen müsse. Der vorbeugende Einsatz von chemisch-synthetischen, allopathischen Arzneimitteln oder von Antibiotika sei nicht zulässig. Nach einer unausweichlichen Behandlung mit solchen Mitteln sei die gesetzlich vorgeschriebene Wartezeit zu verdoppeln. 
Tiere mit einem Lebenszyklus von weniger als einem Jahr  dürften maximal einmal allopathisch behandelt werden. Auch direkte Eingriffe am Tier – wie beispielsweise auch die Kastration männlicher Ferkel – unterlägen weitergehenden Beschränkungen. Schließlich weist Weiler darauf hin, dass  ein besonders deutliches Qualitätsmerkmal von Bio-Schweinen der  unversehrte Schwanz sei. 
Info-Tage und Ansprechpartner
Auf zwei Veranstaltungen informiert der Bioland-Landesverband über Bio-Schweineerzeugung: am 11. November ab 10.00 Uhr im Landhotel Günzburg in Kupferzell-Eschental (Hauptstr. 1) mit anschließendem Besuch eines Bio-Schweinemastbetriebes in Braunsbach sowie am  12. November  ab 10.00 Uhr im Kloster Untermarchtal in Untermarchtal (Margarita-Linder-Straße 8) mit anschließender Besichtigung des klösterlichen Mastschweinestalls.
Die notwendige Anmeldung erfolgt beim Bioland-Landesverband,  Telefon 0711/550939-0, Fax: -50, E-Mail: info-bw@bioland.de.
Weitere Infos über das Projekt erteilen  Gerd Nehk (rebio Rottenburg), Telefon 07472/9844-21, Martin Weiß (Bioland Baden-Württemberg),  Telefon 07525/91035, und Rudolf Wiedmann, Tübingen, Tel.  0151/65104430.