Betrieb und Wirtschaft | 13. Mai 2015

Durchwachsenes Jahr für den OGM

Von René Bossert
Mehr Umsatz, aber kein einfaches Vermarktungsjahr, dazu schlechte Stimmung bei den Erzeugern: Bei der Vertreterversammlung des Obstgroßmarktes Mittelbaden in Oberkirch-Ödsbach herrschten letzte Woche ernste Mienen vor.
„Die Stimmung unter den Erzeugern ist schlecht wie nie, es prasselt von verschiedenen Seiten im Moment einfach zu viel auf sie ein”, sagte der OGM-Vorstandsvorsitzende Wendelin Obrecht. Dass er trotzdem mit Optimismus nach vorne blicke, begründete Obrecht unter anderem damit, „dass der OGM viel tut, damit die Erzeuger die Schwierigkeiten meistern können – Erzeuger in anderen Regionen beneiden uns um unsere Vermarktungsorganisation.”  Er erinnerte  an das frühzeitige Votum für den Hagelflieger, die Aktivitäten in Sachen Kirschessigfliege und die Mindestlohn-Kundgebung. „Zusammenstehen  scheint mir das Gebot der Stunde zu sein”, sagte er.
Mit Karl Lorenz (links), Alfred Kasper (Zweiter von rechts) und Friedrich Haberle (rechts) zeichnete OGM-Vorstandsvorsitzender Wendelin Obrecht (Zweiter von links) drei ausscheidende Aufsichtsratsmitglieder aus. Haberle ist seit 26 Jahren im Gremium, Kasper war seit 17 Jahren im Aufsichtsrat und Lorenz seit 16 Jahren, wobei er seit 2002 den Vorsitz innehatte.
Obrecht mahnte, die Spielregeln bei der Förderung im Rahmen der Gemeinsamen Marktordnung (GMO) einzuhalten, insbesondere sei der Verkauf an Wiederverkäufer nicht erlaubt. Alle Jahresabschlüsse der Gremienmitglieder würden 2015 auf satzungskonformes Verhalten hin geprüft, ab 2016 sei dies auch für andere Mitglieder geplant. Er appellierte an die Betriebe, wenn nötig zu reagieren, beispielsweise mit echten Betriebsteilungen. „Wer nicht sicher ist, soll bei uns nachfragen, solange sie nicht in einer Behördenprüfung stehen, ist für uns alles heilbar”, so Obrecht. Die Vermarktung an Endkunden sei möglich, der maximale Anteil dabei wurde von 10 auf 20% angehoben.  
Das Jahr 2014 bewertete Obrecht im Rückblick als durchwachsenes Jahr. Es wurden 11% mehr Ware  bewegt, die Preise befriedigten nur teilweise. Der Umsatz stieg um 4,2% auf 38,2 Mio. Euro (netto, ohne Verpackung), was Geschäftsführer Michael Roßmann als passabel bezeichnete. Gut lief es laut Roßmann bei den Erdbeeren, wo 6250 Tonnen eine Rekordmenge bedeuteten. Die Preise lagen für Freilandware bei 2,21 Euro/kg (Vorjahr: 2,01Euro/kg), für die 600 Tonnen Tunnelware wurden im Schnitt 3,49 Euro/kg erzielt, 32 % weniger als 2013.  
Nicht rosig
Die Strauchbeeren fielen mengenmäßig ab, preislich war es in den meisten Kulturen ein überdurchschnittliches Jahr. Der OGM habe eine  marktführende Stellung in Deutschland, die Aussichten seien aber vor dem Hintergrund von Mindestlohn und Kirschessigfliege nicht rosig. „Die nächsten zwei bis drei Jahre werden richtungsweisend sein”, sagte Roßmann. Drei Millionen Euro an Umsatz fehlten dem OGM insgesamt durch die Kirschessigfliege, schätzte Roßmann. Bei Himbeeren, Brombeeren und Heidelbeeren waren die Ausfälle durch die Kirschessigfliege erheblich. Himbeeren erlösten 5,68 Euro/kg, etwas über dem langjährigen Schnitt. Rote Johannisbeeren litten unter der Witterung im Juli, mit 1163 Tonnen war die Menge bescheiden. Mit 2,03 Euro/kg war der Preis etwas besser als im Vorjahr. Auch bei Stachelbeeren war die Vermarktungsmenge mit 210 Tonnen knapp. 3,30 Euro/kg bedeuteten einen neuen Rekorderlös.
Bei Brombeeren war die Menge mit 251 Tonnen Tafelware und 64 Tonnen Industrieware höher als im Vorjahr. Die Preise lagen bei der vorherrschenden 125-Gramm-Verpackung auf dem neuen Rekordwert von 8,25 Euro/kg.
Kirschen gab es viele: 3140 Tonnen Brennkirschen, 767 Tonnen Industriekirschen, 1019 Tonnen für die Schokoladen-Industrie und 95 Tonnen Tafelkirschen wurden mit Ausnahme der Tafelkirschen zu befriedigenden Preisen vermarktet.
7745 Tonnen Zwetschgen bedeuteten einen weiteren Rückgang um 500 Tonnen gegenüber der schon kleinen Ernte 2013. Der Durchschnittspreis lag nur bei 0,50 Euro/kg. Schon bei den Frühzwetschgen lief es mit einem Durchschnittspreis von 0,61 Euro/kg nicht gut, bei den Spätzwetschgen war die Situation noch schwieriger, so dass nur noch 0,40 Euro/kg erzielt wurden, verbunden mit einem hohen Personalaufwand durch die Qualitätskontrollen. Für die Premiumsorte „Zwetty” wurden 0,79 Euro/kg erreicht, der OGM hält an der Marke fest.
Die Frühjahrsvermarktung der Äpfel lief zufriedenstellend, aber im Herbst waren die Preise wegen der hohen Ernte und des Russland-Embargos nicht mehr kostendeckend. Mit zwei Eckzahlen verdeutlichte Roßmann die Lage: Obwohl 1500 Tonnen Kernobst mehr abgesetzt wurden, fehlten gegenüber dem Jahr zuvor 2,5 Mio. Euro Umsatz. 
Marktgebühr im Schnitt rückläufig
Beim  Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit stand wegen höherer Personalkosten und Rückzahlungen von GMO-Fördermitteln ein Minus von gut 213000 Euro zu Buche  (Vorjahr: 1,12 Mio. Euro). Wegen eines hohen Gewinnvortrages konnte dennoch ein Bilanzgewinn von fast 207000 Euro bilanziert werden. Die gestaffelte Marktgebühr lag im Schnitt bei 6,36% gegenüber 6,51% im Jahr zuvor. Der Rückgang sei  durch den  Strukturwandel bedingt. Im Prüfungsbericht des Genossenschaftsverbandes wurde festgestellt, dass es für den Markt immer schwieriger werde, mit der seit 2001 unveränderten Gebühr auszukommen.