Die Silagesignale im Blick haben
Die weitere visuelle Kontrolle richtet sich auf die Lage der Sandsäcke und die Suche nach Folienverletzungen und dem Eindringen von Regenwasser. Bei Mängeln muss hier direkt nachgebessert werden. Farbliche Veränderungen an der Anschnittfläche können auf Fehlgärungen hinweisen, die dann durch die sensorische Kontrolle genauer geprüft werden.
Ursache ist häufig zu nasses und/oder verschmutztes Futter. Aber auch hohe Eiweißgehalte, Reste von Gülle oder Festmist, ein zu geringer Gehalt an Zucker und/oder Nitrat oder auch ein Mangel an natürlichen Milchsäurebakterien können die Bildung von Buttersäure fördern. Als Folge ist neben hohen Energieverlusten auch von einem verstärkten Eiweißabbau und einer Reduzierung der Futteraufnahme auszugehen. Bleibt der pH-Wert zu hoch, so ist dieser Prozess nicht mehr zu stoppen, es kommt zum Verderb des Futters. Bei höheren Gehalten an Buttersäure sollte die Silage nicht mehr verfüttert werden.
Ein in der Nase stechender, stark saurer Geruch weist auf Essigsäure in der Silage hin. Grundsätzlich bewirkt die Bildung von Essigsäure höhere Energieverluste. Dennoch ist ein leichter Gehalt von 2–2,5 % in der Trockenmasse positiv zu sehen, da dadurch die Vermehrung von Hefen, und somit die Gefahr einer Nacherwärmung, vermindert wird. Höhere Gehalte sind aufgrund vermehrter Energieverluste und einer negativen Auswirkung auf die Futteraufnahme unerwünscht.
Alkoholartiger bzw. mostartiger Geruch deutet auf die Aktivität von Hefepilzen hin. Diese sind extrem flexible Schadkeime. Sie können sich bereits beim Start des Silierprozesses unter Verwendung der Restluft stark vermehren. Später vergären sie ohne Sauerstoff Zucker zu Alkohol. Gefährlich ist dies insoweit, da sich eine hohe Anzahl an Hefen immer ungünstig auf die Haltbarkeit der Silage in der Entnahmephase auswirkt. Zudem können dabei auch eiweißabbauende Prozesse ablaufen. Sie vertragen noch niedrigere pH-Werte als Milchsäurebakterien und werden somit auch bei Silagen mit einem pH-Wert im Optimalbereich nicht inaktiviert. Auf eine starke Hefevermehrung zu Gärbeginn weist ein röstartiger Geruch hin. Infolge der Atmung erhöht sich die Temperatur in der Silage. Dies wirkt sich dann negativ auf die Milchsäurebakterien aus, so dass die Ansäuerung verzögert wird. Daher ist auf ein rasches Silieren mit einer guten Verdichtung und schnelles, dichtes Abdecken zu achten.
Schimmelpilze sind bei ihrer Vermehrung immer auf Luft angewiesen. Entweder handelt es sich um einen Lufteinschluss (mangelhafte Verdichtung) oder Luftzutritt (undichte Abdeckung/Wände, geringer Vorschub). Häufiger Vertreter ist Aspergillus fumigatus, erkennbar an seiner weiß-grauen Farbe. In Maissilagen sind auch rote (i. d. R. Monascus ruber) oder blaue (i. d. R. Penicillium roqueforti), mehr oder weniger runde Nester auffindbar. Diese Schimmelarten benötigen für ihr Wachstum kleinste Mengen an Sauerstoff, der durch eine ungenügende Verdichtung an diesen Stellen noch vorhanden ist. Neben dem starken Abbau von Eiweiß und Zucker besteht die Gefahr von Mykotoxinbildung. Daher muss sicherheitshalber um die verfärbte Stelle herum mindestens 30 cm Futter abgeräumt werden.
Dringt auch Wasser in die Silage ein, so ist ein modriger Geruch nach Fäulnis oder Kompost feststellbar. Die Konsistenz ist schmierig, wie bei Mist. Die möglichen Folgen sind auch hier neben hohen Energieverlusten eine reduzierte Futteraufnahme. Diese Stellen sollten daher ebenfalls abgeräumt werden. Ursache sind eine mangelhafte Siloabdeckung oder bauliche Mängel.
Kadaver bedeuten ein sehr hohes Risiko hinsichtlich des Auftretens von Botulismus durch Clostridium botulinum. Dieses Bakterium produziert ein gefährliches Nervengift. Kadaverteile müssen daher immer aussortiert werden, die umliegende Silage ist in einem Radius von 50 cm, unterhalb der Fundstelle sogar noch großzügiger, abzuräumen.
Bei Grassilagen ist die Bestimmung des pH-Wertes bei der Laboranalyse empfehlenswert.Am Silo kann er mithilfe eines pH-Indikatorpapieres (Messbereich von 3,8–5,8) oder eines pH-Meters geprüft werden. Der TM-Gehalt lässt sich händisch schätzen (siehe Tab. 1). Die Kenntnis über den TM-Gehalt ist sehr wichtig für die Rationsgestaltung und sollte auch bei Maissilagen regelmäßig überprüft werden (siehe Tab. 2).
Die normale Kerntemperatur einer ausgekühlten Silage liegt, unabhängig von der Umgebungstemperatur, bei etwa 15 °C. An den Randbereichen, bis etwa 20 cm, liegt die Temperatur im Bereich der Umgebungstemperatur. Temperaturunterschiede über 5 °C innerhalb des Anschnittes oder Temperaturen über 20 °C im Silo zeigen eine beginnende Nacherwärmung auf. Die Messung erfolgt zum Beispiel mit Heustocksonden. Einfache Wärmebildkameras geben ebenfalls einen schnellen Überblick über das Temperaturgeschehen an der Anschnittfläche. Als Faustzahl gilt: Plus 10 °C bedeuten einen täglichen Energieverlust von 0,1 MJ NEL.
Die wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen bestehen in einem optimalen TM-Gehalt, gegebenenfalls einer Anpassung der Häcksellänge, einer hohen Verdichtung und sorgfältigen Abdeckung, einer an den Tierbestand angepassten Füllhöhe, um einen guten Vorschub zu erzielen (> 1,5 m/Woche im Winter, > 2,5 m/Woche im Sommer), sowie einer ausreichenden Gärdauer. Bei überalterten Grünlandbeständen empfiehlt es sich, diese getrennt als Ballensilage zu silieren.
Wird eine Nacherwärmung festgestellt, so sind je nach Grad der Erwärmung verschiedene Sicherungsmaßnahmen denkbar: In leichteren Fällen sind eine Anschnittbehandlung und Zusätze zur TMR-Stabilisierung denkbar. Weiterhin wäre das Umsilieren von Teilpartien oder ein komplettes Umsilieren (nur mit Zugabe von Siliermittel der DLG WR 2) in Erwägung zu ziehen.