Pflanzenbau | 10. August 2017

Den Raps vor Schnecken schützen

Von Dr. Peter Knuth, RP Tübingen
Der Juni war zwar relativ trocken und für die Schneckenentwicklung nicht förderlich, aber im Juli und August fielen fast überall reichliche Niederschläge. Wenn das feucht-warme Wetter anhält, könnten sich die Schnecken bis zur Rapssaat sehr gut entwickeln und dann das Auflaufen gefährden.
Die tägliche Kontrolle des Schneckenbefalls ist ein Muss, solange der Raps sehr klein ist.
Der auflaufende Raps ist für Schnecken mit nichts zu toppen und ein absoluter Leckerbissen. Die zarten Pflänzchen sind sehr nahrhaft und werden oft gefressen, bevor sie überhaupt die Bodenoberfläche erreicht haben. So kann sehr schnell ein großer Schaden bis hin zum Totalausfall entstehen. Erst wenn die Rapspflanzen das Vier-Blatt-Stadium erreicht haben, sind sie durch Schneckenfraß nicht mehr gefährdet.
Schnecken sind Zwitter und haben daher ein großes Vermehrungspotenzial. Dies bedeutet, dass nach einer Paarung beide Tiere in der Lage sind, 300 bis 500 Eier zu legen.
Bei den Ackerschnecken können pro Jahr mehrere Generationen entstehen. Die Tiere halten keine echte Winterruhe. Bei Temperaturen unter 5 °C verkriechen sie sich in tiefere, frostsichere Bodenschichten. In milden Wintern können sie an warmen Tagen mehr oder weniger aktiv sein. Nur kalte und frostreiche Winter überleben die Schädlinge nicht, so dass sich im folgenden Frühjahr die Populationen allein aus den versteckt abgelegten Eiern wieder aufbauen muss.
Schnecken sind auf Feuchtigkeit im Boden angewiesen. Aber zu viel Nässe und vor allem Staunässe vertragen sie überhaupt nicht. Der viele Regen in diesem Sommer kann dazu geführt haben, dass in wassergesättigten Böden die Schnecken zum Teil erstickt sind.
Es den Schnecken ungemütlich machen
In der relativ kurzen Zeit zwischen der Ernte einer Getreide-Vorfrucht und der anschließenden Rapssaat sollte auf schneckengefährdeten Feldern das Nahrungsangebot unterbrochen werden, zum Beispiel sind „grüne Brücken” aus auflaufendem Ausfallgetreide so gut wie möglich zu vermeiden. Bei der Stoppelbearbeitung sollten keine Strohmatten vergraben werden. Es dürfen aber auch keine Strohreste oberirdisch liegen bleiben.
Je sorgfältiger und öfter das Feld bearbeitet wird, desto besser ist die Wirkung. Unerlässlich ist auch das Rückverfestigen des Saatbettes nach jedem Arbeitsgang. Ein auf diese Weise hergestelltes feinkrümeliges und klutenfreies Saatbett enthält weniger Hohlräume im Oberboden, in die sich die Schnecken verkriechen können. Ähnlich wirkt ein Walzen nach der Saat. Zwischenfrüchte und Greeningmaßnahmen sind für Schnecken ideale Rückzugsräume.
Eine Düngung mit Kalkstickstoff (Calciumcyanamid) in Höhe von  250 bis 300 kg/ha unmittelbar zur Rapssaat kann unter Umständen Jungschnecken und Eier reduzieren. Der Erfolg ist aber sehr stark von der Bodenfeuchtigkeit abhängig und selbst bei optimalen Bedingungen reicht diese Maßnahme alleine nicht aus, den Raps vor Schneckenfraß zu schützen.
Ob im Boden viele oder wenige Schnecken lauern, ist nicht unbedingt entscheidend für das Schadenspotenzial. Viel wichtiger sind die Feuchtigkeits-  und  Temperaturverhältnisse während der Keimung bis hin zum Vier-Blatt-Stadium. In den Hohlräumen im Boden können sich viele Schnecken aufhalten – aber solange es trocken bleibt, passiert auch dem Raps nichts. Von Nachteil dabei ist allerdings, dass Trockenheit während der Keimung und des Auflaufens des Rapses ebenfalls schädlich ist. Bei ausreichender Bodenfeuchtigkeit und Temperaturen um 20 °C muss im Winterraps aber immer mit Schäden durch massives Auftreten von Schnecken gerechnet werden und dann ist schnelles Handeln notwendig.
Die Felder müssen daher ab der Saat sorgsam auf Schneckenaktivität kontrolliert werden. Dafür können feuchte Jutesäcke, Bretter oder spezielle Schneckenfolien abends im Bestand an mehreren Stellen ausgelegt und am nächsten Morgen überprüft werden. Für welches Material man sich entscheidet, ist unerheblich. Die Schadschwelle ist bereits erreicht, wenn in der Zeit bis zum Erreichen des Vier-Blatt-Stadiums eine bis zwei Schnecken pro Kontrollstelle in ein bis zwei Tagen festgestellt werden.
Schneckenkorn
Zur Schneckenbekämpfung steht eine große Anzahl von Schneckenkörnern mit den Wirkstoffen Metaldehyd oder Eisen-III-Phosphat zur Verfügung, siehe Tabelle. Trocken gepresste Köder werden meistens günstiger angeboten, haben aber in der Regel eine geringere Regenstabilität als die nassgepressten Präparate und zerfallen dann leicht. In den vergangenen Jahren wurden aber auch die trocken gepressten Köder in ihrer Regenstabilität verbessert. Neu im Handel ist das Schneckenkorn Metarex Inov, das bisherige Metarex TDS wird nicht mehr hergestellt.
Schnecken haben zwar einen recht gut ausgeprägten Geruchssinn, die Lockwirkung der Köder ist dennoch auf fünf bis zehn Zentimeter beschränkt. Um eine gute Wirkung erzielen zu können, müssen deshalb die Köder mit einer ausreichend hohen Dichte ausgebracht werden. Anzustreben ist je nach Mittel eine Belegungsdichte von 30 bis 40 Körnern/m². Beim Einsatz von Derrex oder SluxxHP muss auf eine noch höhere Dichte geachtet werden.
Die möglichst gleichmäßige Verteilung der Körner im Feld ist eine weitere Grundvoraussetzung für den Bekämpfungserfolg. Darum sollte der Streuer auch regelmäßig auf seine Verteilgenauigkeit überprüft werden. Bei hohem Schneckendruck ist mit einer Anwendung direkt zur Saat und einer zweiten Anwendung beim Auflaufen die beste Wirkung zu erzielen. Wenn der Raps einmal das Vier-Blatt-Stadium überschritten hat, richten die Schecken in der Regel keinen wirtschaftlichen Schaden mehr an.
Schneckenkorn zusammen mit der Rapssaat in einem Arbeitsgang auszubringen, ist auf keinen Fall ratsam. Schnecken graben nicht nach verschütteten Körnern und werden von diesen auch nicht angelockt. Auch eine zu frühe Ausbringung, zum Beispiel gleich nach der Saat noch am selben Tag, birgt die Gefahr, dass bis zur Keimung des Rapses die Körner bereits  verschlämmt sind. Um die bestmögliche Wirkung nach der Ausbringung zu erreichen, muss nach der Saat die Witterung genau beobachtet werden. Sind direkt nach der Saat Regenfälle zu erwarten, sollte die Ausbringung besser erst nach dem Regen erfolgen. Solange die Schneckenkörner formstabil bleiben, wirken sie auch.
Resistenzgefahr
Die ausschließliche Verwendung des Wirkstoffs Metaldehyd gegen Schnecken kann auch dazu führen, dass unter den Tieren eine Selektion auf geringer anfällige Individuen stattfindet und somit die Resistenzbildung gefördert wird.