Damit der Start ins Leben gut gelingt
Kälber werden weitgehend schutzlos geboren, da die von der trächtigen Kuh produzierten Abwehrstoffe nicht in den Blutkreislauf des ungeborenen Kalbes übertragen werden können. Zudem ist das körpereigene Immunsystem von Neugeborenen in den ersten Lebenswochen noch nicht voll funktionsfähig.
Der Rindergesundheitsdienst stellt in Problembetrieben immer wieder fest, dass bei neugeborenen Kälbern zu wenig Schutzstoffe (Immunglobuline) im Blut nachweisbar sind. In den meisten Betrieben liegt dies an einer zu späten und zu geringen Biestmilchgabe. Kommt dann noch eine schlechte Biestmilchqualität dazu, führt dies zu einem völlig unzureichenden Schutz und einer stark erhöhten Krankheitsanfälligkeit.
Vor allem in Milchviehbetrieben mit positivem oder unbekanntem Paratuberkulosestatus ist es wichtig, dass die neugeborenen Kälber möglichst schnell nach der Geburt in einer sauberen Einzelbox aufgestallt werden. Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt, dass durch konsequente Einzelhaltung der Kälber in den ersten zwei Lebenswochen das Auftreten von Neugeborenendurchfall deutlich reduziert werden kann. Nach jeder Belegung sind die Kälberboxen bzw. Iglus gründlich zu reinigen, am besten mit einem Hochdruckreiniger. Anschließend sollten die Boxen abtrocknen und nicht sofort wiederbelegt werden. Je kürzer die Leerstehzeit bzw. je höher der Infektionsdruck, umso wichtiger ist eine zusätzliche Desinfektion mit einem wirksamen Desinfektionsmittel. Mithilfe der Desinfektionsmittelliste für Tierhaltung der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG) können geeignete Mittel gegen die im Bestand vorkommenden Erreger ausgewählt werden (www.desinfektion-dvg.de).
Kommt es trotz aller Vorbeugemaßnahmen zu Erkrankungen, müssen diese frühzeitig erkannt werden. Dafür ist es wichtig, die Kälber täglich am besten beim Tränken genau zu beobachten. Das Auftreten von Neugeborenendurchfall ist in den ersten zwei Lebenswochen mit Abstand das größte Problem. Aber auch Nabel- und Gelenkserkrankungen sowie Kälbergrippe treten immer wieder auf.
- Falls notwendig: Die oberen Atemwege von Schleim befreien, Stimulation der Atmung mit Kaltwasser und mit kräftigem Trockenreiben
- Bei fehlendem Atemreflex
– Kalb in Nasenscheidewand zwicken
– Brustmassage
– Mund-zu-Nase-Beatmung - Nabelkontrolle, möglichst ohne Anfassen
- Frühe Trennung von Mutter und Kalb
- Aufstallung in sauberer Einzelbox oder sauberem Einzeliglu
- Rasche Kolostrumgabe
- Abgang des Darmpechs kontrollieren
- Eisenversorgung am besten über Vollmilchergänzer
- Kontrolle, ob Entzündung oder Nabelbruch
- Bei Nabelentzündung
– verdickt, teilweise eitrigerNabelstrang, schmerzhaft,Gefahr einer aufsteigenden Entzündung (Bauchhöhle, Leber, Blase)
– Gelenke kontrollieren, sind durch Keimstreuung häufig mitbetroffen
– Temperaturkontrolle
– frühzeitige antibiotische Behandlung - Bei Nabelbruch
– ist in der Regel weich und lässt sich in Bauchhöhle zurückschieben, kann in seltenen Fällen aber auch „einklemmen”
– kleinere Bruchpfortenwachsen meist selbst zu
– Kälber nicht zur Zucht verwenden
- Frühzeitiges Erkennen durch regelmäßige Kontrolle von Afterbereich, Schwanz und Einstreu; weitere Anzeichen können Trinkschwäche und ein auffälliger Geruch sein
- Trockene Einstreu, bei ausgekühlten Kälbern Wärmelampe/-quelle
- Milch nicht absetzen, zusätzliches Anbieten von Elektrolyttränken zwischen den Milchmahlzeiten, eventuell Verabreichen von Puffersubstanzen wie zum Beispiel Bi-Pill
- Rechtzeitig Tierarzt zuziehen: wenn Kalb nicht mehr trinkt oder Anzeichen von Austrocknung und Übersäuerung zeigt (eingefallene Augen, Auskühlung, Schwäche, unsicherer Stand)
- Trockener, wärmegedämmter Liegebereich
- Ausreichend Luftaustausch, aber keine Zugluft
- Schadgase senken durchregelmäßiges Ausmisten
- Körpertemperatur kontrollieren, bei mehr als 40° Tierarzt zuziehen
- Rechtzeitige Behandlung mit Antibiotika und Entzündungshemmern
- Ohren kontrollieren: vor allem bei Kopfschiefhaltungund Ohrenhängen (meisteinseitig)