Land und Leute | 09. Februar 2017

Busam ist neuer Kreisvorsitzender

Von Robert Ullmann
Egon Busam aus Renchen-Erlach ist neuer Kreisvorsitzender des BLHV in Offenburg. Sein Vorgänger Franz Josef Müller hatte das Amt seit 1993 inne.
Der 53-jährige Busam ist Gemeinderat in Renchen und Vorsitzender des BLHV-Ortsverbands Erlach. Der Brennmeister, Obstbaumeister und Jäger  war bislang nicht in der Kreisvorstandschaft aktiv. Seine Wahl erfolgte einstimmig. Als stellvertretende Kreisvorsitzende bestätigt wurden Wendelin Obrecht und Martin Haas, beide Oberkirch. Zu Beisitzern gewählt wurden Gerhard Wörner, Durbach, Jürgen Kempf, Offenburg, Werner Huber, Oppenau, sowie Heinrich Danner und Jürgen Huber, beide Oberkirch. Josef Buß, Gengenbach, stellte sich aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl.
Es gehe darum, den Generationswechsel im Kreisvorstand gut hinzubekommen, erklärte Müller. Der 61-Jährige wurde 1979 Vorsitzender des Ortsverbandes Zusenhofen. Seit 1987 war Müller im Kreisverband aktiv, seit 1993 als Vorsitzender.
 Seine weiteren Ehrenämter – unter anderem als Präsident des Landesverbands Erwerbsobstbau –  will er weiter ausüben. „Für uns macht keiner Politik, wenn wir es nicht selber machen”, rief Müller und forderte zum Abschied seine Berufskollegen auf, Selbstbewusstsein zu zeigen. Er verwies darauf, dass Landwirte Unternehmer seien, und wandte sich gegen das Bild von der Landwirtschaft als Idylle. „Ich wünsche uns allen gute Ernten, gute Nerven, Gesundheit und Glück. Gesundheit ist wichtig”, sagte Müller, „aber Glück gehört auch dazu. Die auf der Titanic waren alle gesund – aber sie hatten kein Glück.”
Glück und Gesundheit spielten auch eine Rolle beim Vortrag der Landwirtin und Psychologin Maike Aselmeier aus Freiburg. Ihr Thema: Burn-out bei Landwirten. Am Beispiel des fiktiven Jungbauern Jonas stellte sie dar, wie das gehen kann. Jonas übernimmt den elterlichen Hof, ist darüber glücklich. Voller Energie will er vieles anders und alles ein bisschen besser machen, neue Hektar, neue Ställe.
Mann kann, darf und will die Signale nicht hören
Doch über Jahre verliert sich die Energie, die Ertragslage entwickelt sich nicht wie erhofft, schlechte Ernten, Schädlingsprobleme, doch man muss immer weitermachen. Die Zeit zum Ausruhen ist immer morgen. Gesundheit und Kraft nehmen ab, doch man kann, darf und will die Signale nicht hören. In der Versammlung löste das Nachdenken aus und Fragen wie diese: „Meine Anlage ist auf 30 Jahre angelegt. Was, wenn ich nach 15 Jahren merke, dass ich nicht mehr kann?” Laut Untersuchungen, die Maike Aselmeier vorstellte, leiden nicht wenige Landwirte an Burn-out, dem Gefühl, ausgebrannt zu sein. In Frankreich sei die Berufsgruppe der Landwirte unter denen mit der höchsten Selbstmordrate.
Stress sei zunächst positiv, sagte  Aselmeier: „Man strengt sich an, setzt Ideen um, stellt sich Herausforderungen.” Negativ wird es, wenn Stress zum Dauerstress wird, mit Anzeichen wie Nervosität, Schlafstörungen, Verbitterung, Hamsterrad-Gefühl. Man kann sich nicht mehr erholen, missachtet gesundheitliche Warnzeichen bis hin zur totalen Erschöpfung: „Ich muss halt!”
Es gebe Faktoren, auf die man als Landwirt kaum Einfluss habe: Witterung,  Erzeugerpreise, politische Rahmenbedingungen. Auch mangelnde Wertschätzung – etwa durch die Gesellschaft – spiele eine Rolle. Wichtig sei: Überprüfen, ob die Aufgabe noch stimmt, für Erholungszeiten sorgen, Kraftquellen anzapfen: die Familie, Kollegen, auch den Verband. Klar sei auch: Eine Lösung bei solchen Problemen sei stets abhängig von der ganz persönlichen Situation.