Pflanzenbau | 04. September 2014

Grubber für eine effektive Bodenbearbeitung

Von Markus Heinz und Norbert Bleisteiner, Triesdorf
Längst hat sich der Grubber zu einem Allrounder für Stoppelbearbeitung und Saatbettbereitung entwickelt und wird von vielen Landwirten dem Pflug vorgezogen. Beim Kauf einer Maschine sind verschiedene Aspekte zu beachten, die im Folgenden erläutert werden.
Richtig eingesetzt ebnet und krümelt der Grubber den Boden gleichmäßig.
Trotz neuer Bodenbearbeitungsgeräte, wie Kurzscheibenegge und Federzahnegge, behauptet sich der Grubber als meistverkauftes Bodenbearbeitungsgerät.
Seitens der Technik hat sich hier in den letzten Jahren einiges getan: Während in den 80ern bis Mitte der 90er-Jahre vorwiegend mehrbalkige Grubber mit Doppelherzscharen verkauft wurden, ging der Trend seitdem hin zu zweibalkigen Kombinationen mit Flügelscharen und Nachläufern. Jedoch mussten viele Betriebe feststellen, dass diese Bauart in der Bodenbearbeitung, gerade im pfluglosen Ackerbau in Verbindung mit Strohrücklieferung, dazu neigt, die Ernterückstände in Streifen abzulegen, und keine gleichmäßige Einmischung in den Bearbeitungshorizont erfolgt.
Daher geht die Entwicklung momentan wieder deutlich hin zu mehrbalkigen Systemen. Die größte Bedeutung haben dabei dreibalkige Grubber. Auch wenn der Trend klar erkennbar ist, ergeben sich für die Praktiker beim Kauf einer Maschine viele Fragen. Verschiedene wichtige Aspekte dazu sollen im Folgenden erläutert werden.
Die richtigen Schare wählen
Bei der Auswahl der richtigen Schare kommt es darauf an, für welche Einsatzzwecke die Maschine gekauft wird. Für die flache Stoppelbearbeitung kommen unabhängig von der Bodenart Flügelschare zum Einsatz. Hier kann trotz flacher Einstellung eine ganzflächige Bearbeitung ermöglicht werden. Wird der Grubber neben der Stoppelbearbeitung auch für die tiefe Grundbodenbearbeitung als saatvorbereitende Maßnahme oder zur Tiefenlockerung (Bearbeitungstiefe 15 bis 25 cm) eingesetzt, kommen schmale Meißelschare zum Einsatz. Soll der Grubber sowohl für flache als auch tiefe Bodenbearbeitung eingesetzt werden, ist mit wenigen Ausnahmen eine Steinsicherung zu empfehlen. Auch bei der tiefen Bodenbearbeitung mit schmalen Scharen ist eine ganzflächige Bearbeitung erwünscht. Hier gilt: Der
Schwergrubber können den Ackerboden ohne Vorarbeit krumentief lockern.
Strichabstand geteilt durch die Anzahl der Balken ergibt die Mindestbearbeitungstiefe. Ein zielgerichteter Einsatz von schmalen Scharen für eine tiefere Lockerung reduziert Verschmierungen im Unterboden und führt zu einer erheblichen Einsparung an Kraftstoff. Die Hersteller arbeiten zunehmend mit unterschiedlich langen Scharen und differenzierter Wendelung. Je nach gewünschter Mischintensität – in Abhängigkeit vom einzuarbeitenden organischen Material – stehen hier unterschiedliche Schare zur Verfügung. Um den Anforderungen aus der Praxis gerecht zu werden, bieten mittlerweile viele Hersteller Grubber an, die sowohl für die flache als auch tiefe Bearbeitung geeignet sind. Entweder kommen Wechselscharsysteme wie bei den Firmen  Lemken und Kverneland zum Einsatz, oder es können die Flügelschare entfernt und das Meißelschar kann solo verwendet werden.
Wichtig ist, dass der Wechsel ohne Spezialwerkzeuge oder Schrauben möglich ist, damit die Schare in der Praxis mit vertretbarem Arbeitsaufwand auch tatsächlich gewechselt werden. Dabei haben sich die bereits angesprochenen Systeme bewährt. 
Besser angehängt oder gezogen?
Neben der eigentlichen Ausstattung ergibt sich bei der Kaufentscheidung gerade bei größeren Arbeitsbreiten häufig die Frage, ob ein Gerät mit einer Dreipunktanhängung oder ein gezogenes das richtige ist. Dabei sind die Hubkraft und die Zugkraftübertragung des Schleppers oder der Raupe entscheidend. Des Weiteren ist die Belastung der Hinterachse, die sich aus dem tatsächlichen Gewicht des Anbaugerätes ergibt, zu beachten, weil hier vor allem am Vorgewende schädliche Bodenverdichtungen auftreten können. Die für die Rückverfestigung notwendigen schweren Packerwalzen führen bei angebauten Geräten zu enormen Belastungen der Hinterachsen und damit zu Verdichtungen beim Wendemanöver. Bei gezogenen Geräten treten diese Nachteile nicht auf.
Packer und Ballast
Packer drücken den Boden an.
Bei der Auswahl der Packer kann auf die standortoptimale Variante zurückgegriffen werden. In Verbindung mit einem automatischen Lenksystem und damit der Möglichkeit, im Beetsystem zu arbeiten, können die Verdichtungen auf dem Vorgewende deutlich reduziert werden. Zudem kann der Reifendruck des Schleppers aufgrund der geringeren Belastung deutlich reduziert werden.
Um eine effiziente Zugkraftübertragung zu erreichen, ist bei den gezogenen Geräten auf eine gleichmäßige Ballastierung zu achten. Häufig wird der Schlepper dabei durch zu große Front-ballastgewichte auf der Hinterachse entlastet. Die Montage von Radgewichten kann Abhilfe schaffen, ist jedoch zeitaufwendig und wird deshalb in der Praxis häufig nur bei Schleppern verwendet, die ausschließlich für die Bodenbearbeitung eingesetzt werden. Wer jedoch trotzdem die Vorteile einer Heckballastierung nutzen möchte, kann anstatt der Radgewichte einen Heckballast im Dreipunkt anbauen, an dem später die Maschine angekuppelt wird. 
Neben der Ballastierung sind für eine optimale Zugkraftübertragung der Luftdruck in den Reifen und das Motormanagement entscheidend. Wie diese Faktoren ineinander greifen, wurde an der Landmaschinenschule Triesdorf im Rahmen einer Schulung beim Ausbildungsgang Fachkraft Agrarservice zusammen mit der Firma Claas untersucht. Einsparpotenziale bis zu 30 % sind dabei realisierbar. Neben der Technik spielt also die Effizienz eine zunehmende Rolle.
Intensität der Bodenbearbeitung
Bestimmte Fragen der erforderlichen Intensität der Bodenbearbeitung wurden vor fünf Jahren noch völlig anders diskutiert als heute. Reicht zum Beispiel eine flache Bearbeitung in Verbindung mit anderen Bodenbearbeitungsgeräten, wie Pflug oder Scheibenegge, aus? Oder soll ausschließlich der Grubber zur flachen und anschließenden tiefen Bearbeitung zur Lockerung der Krume eingesetzt werden?
In Zeiten niedriger Agrarpreise wurde die Bearbeitungsintensität deutlich zurückgefahren. Hier ging der Trend eher zur kostensparenden, flachen Bearbeitung. Dieses System stößt jedoch bei Böden, die zur Dichtlagerung neigen oder extrem schwer sind, schnell an seine Grenzen und führt auf Dauer zu Mindererträgen und erhöhtem Unkraut- und Gräserdruck.
Einerseits wird die Intensität der Bearbeitung aus heutiger Sicht aus den verschiedensten Gründen nach oben gefahren:
  • Ein deutlich höheres Agrarpreisniveau führt dazu, dass eine intensive Bewirtschaftung lohnend geworden ist, da der finanzielle Aufwand durch den gesteigerten Mehrerlös übertroffen wird.
  • Es besteht Bedarf an einer wirksamen Bekämpfung von Ausfallgetreide als Wirtspflanze bei der Übertragung von Krankheiten (grüne Brücke).
  • Wirtschaftsdünger müssen eingearbeitet werden.
  • Herbizidresistenzen breiten sich aus.
Da in naher Zukunft kaum neue Wirkstoffe entwickelt und zugelassen werden dürften, kommt der mechanischen Bekämpfung von Unkräutern und Ungräsern eine entscheidende Bedeutung zu. Nur so werden sich die zunehmenden Resistenzprobleme reduzieren lassen. Die Konsequenzen unzureichender Bodenbearbeitung, enger Fruchtfolgen und eines strategielosen Einsatzes von Herbiziden sind in Großbritannien bereits an resistentem Unkraut erkennbar. Andererseits aktiviert der Verzicht auf eine wendende Bodenbearbeitung das Bodenleben. Damit werden die Lebensbedingungen beispielsweise für Regenwürmer verbessert, die eine natürliche Lebendverbauung im Boden schaffen und damit den Pflanzen bessere Entwicklungsmöglichkeiten bieten.
In der Praxis werden zwischen Ernte, Vorfrucht und Aussaat in der Regel drei Bearbeitungsgänge durchgeführt: Eine flache, ganzflächige Stoppelbearbeitung auf 3 bis 4 cm Tiefe zum Auflauf des Ausfallgetreides, anschließend zur Beseitigung des Aufwuchses ein Arbeitsgang bei circa 10 cm und je nach Witterung zur Saatvorbereitung ein tiefer Bearbeitungsschritt auf 20 bis 25 cm Tiefe.
Grubberschare sollten sich mit geringem Aufwand wechseln lassen.
Auch die turnusgemäße Tiefenlockerung im Abstand von drei bis fünf Jahren zum Aufbrechen von Dichtlagerungen auf 30 bis 50 cm Tiefe wird zunehmend in der Praxis thematisiert und neue Geräte werden durch die Hersteller auf den Markt gebracht. An ihre Grenzen stoßen Grubber vor allem dann, wenn es um die Zerkleinerung von Ernterückständen oder Zwischenfrüchten geht. Hier reicht die Bearbeitungsintensität nicht aus, um den erforderlichen Zerkleinerungseffekt zu erzielen. Dann sind die Landwirte auf Spezialmaschinen angewiesen, die entweder solo oder in Kombination mit dem Grubber gefahren werden. Hier sind Kombinationen aus Grubber im Heck mit Messerwalze, Zünslerschreck oder Prismenwalze im Frontanbau zu empfehlen.
Fazit: Im Ackerbau ist momentan eine deutliche Steigerung der Intensität erkennbar, da auch mit höherem Aufwand eine vollkostendeckende Produktion möglich ist. Extrem tiefe Lockerungen sind jedoch aus unserer Sicht nicht zielführend, da der Lockerungseffekt meist nur von kurzer Dauer ist. Ein aktives Bodenleben ist hier wesentlich zielführender.