Betrieb und Wirtschaft | 08. September 2016

Boden wurde nicht überall teurer

Von AgE
Der seit zehn Jahren in Deutschland zu beobachtende Anstieg der landwirtschaftlichen Grundstückspreise hat sich 2015 fortgesetzt, wenn auch in etwas abgeschwächter Form.
Innerhalb der vergangenen zehn Jahre hat sich landwirt- schaftlicher Boden in Deutschland um 125 % verteuert.
2015 wechselte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ein Hektar Acker- und Grünland im bundesweiten Durchschnitt für 19578 Euro den Besitzer; das bedeutete gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 8,2 %. Im Jahr 2014 waren die Kaufpreise im Schnitt noch um 10,5 % gestiegen, im Jahr zuvor um 13,6 %. Innerhalb einer Dekade hat sich damit der landwirtschaftliche Boden um 125 % verteuert. Der prozentuale Anstieg fiel 2015 gegenüber dem Vorjahr im Osten mit einem Plus von 15,8 % erneut deutlich höher aus als im Westen mit einem Zuwachs von 5,2 %. Mit gut 22 % verzeichnete Brandenburg im vergangenen Jahr den relativ größten Preissprung, gefolgt von Sachsen-Anhalt mit 17,7 % und Mecklenburg-Vorpommern mit 14,6 %. In den alten Ländern gab es vor allem in Bayern mit 14,3 % eine überdurchschnittliche Verteuerung. 
Plus in Baden-Württemberg
Steigende Bodenpreise waren  zudem in Baden-Württemberg, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz zu beobachten. In den anderen Westländern stagnierten  die Kaufwerte oder gingen sogar wie in Nordrhein-Westfalen um 3,3 % oder in Hessen um 2,3 % zurück. Die Wiesbadener Statistiker selbst veröffentlichen keine prozentualen Änderungen und begründen dies damit, dass sich die statistischen Massen, aus denen die mittleren Kaufwerte ermittelt würden, jeweils aus anders gearteten Einzelfällen zusammensetzen könnten. Auf Regierungsbezirksebene macht sich das in teilweise stark schwankenden Preisen bemerkbar.
Insgesamt wechselten 114369 ha den Besitzer; das waren 5429 ha beziehungsweise 5,0 % mehr als im Vorjahr, in dem die Bodenmobilität ebenfalls zugenommen hatte. Maßgeblich für die höheren Verkaufszahlen war die Entwicklung in Ostdeutschland, wo die veräußerte Fläche gegenüber 2014 um 8,4 % auf 75207 ha wuchs. In den alten Bundesländern nahm sie dagegen leicht ab, nämlich um 0,4 % auf 39161 ha. Nicht erfasst sind hierbei Eigentümerwechsel im Garten- und Weinbau, weil diese im Unterschied zur landwirtschaftlich genutzten Fläche (LF) nicht zur Fläche der landwirtschaftlichen Nutzung (FdlN) zählen. 
Reger handel in Ostdeutschland
Auf Ebene der Bundesländer wechselte im vergangenen Jahr in Brandenburg der meiste landwirtschaftliche Boden den Besitzer. Insgesamt wurden dort mit 32491 ha FdlN 30,8 % mehr Areal verkauft als 2014. Mecklenburg-Vorpommern lag in dieser Kategorie mit 15587 ha auf dem zweiten Platz, gefolgt von Sachsen-Anhalt mit 13110 ha und Niedersachsen mit 12747 ha.
Bezogen auf die einzelnen Bundesländer reichten die von Destatis ermittelten Durchschnittspreise für Agrarböden im Jahr 2015 von 9972 Euro/ha im Saarland bis 47358 Euro/ha in Bayern. Die nach der Ertragsmesszahl (EMZ) besten Böden wurden 2015 den Wiesbadener Statistikern zufolge erneut in Sachsen-Anhalt veräußert; deren Wert belief sich dort auf durchschnittlich 61,0 Punkte. Trotzdem lag dort der durchschnittliche Kaufpreis mit 15 283 Euro/ha im Bundesvergleich bestenfalls im Mittelfeld. Mit eher schwachen 38,8 Bodenpunkten im Schnitt wechselte in Mecklenburg-Vorpommern das Land den Besitzer; der dabei erzielte Verkaufswert lag mit 20 107 Euro aber dennoch etwas über dem Bundesmittel.
Eine im Vorjahresvergleich nahezu unveränderte Bodenqualität von 49,1 Punkten auf der EMZ-Skala wurde in Baden-Württemberg den Käufern offeriert, die dabei im Schnitt eine Preissteigerung von 7,3 % auf 24698 Euro/ha akzeptierten. Mit Ausnahme des Regierungsbezirks Freiburg mussten die Erwerber überall sonst tiefer in die Tasche greifen. Am stärksten verteuerte sich dabei die FdlN im Raum Tübingen mit einem Plus von 7,6 % auf 27 519 Euro/ha. Die höchsten Erlöse ließen sich jedoch in Baden-Württemberg beim Verkauf von landwirtschaftlichem Boden im Regierungsbezirk Stuttgart mit 27706 Euro/ha erzielen.
Im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen war das fast noch „ein Schnäppchen”, denn im bevölkerungsreichsten Bundesland lag der Durchschnittspreis bei 38720 Euro/ha.
In Niedersachsen nahm  der Verkauf landwirtschaftlicher Produktionsfläche gegenüber 2014 um 7,5 % auf 12 747 ha zu. Die dabei gezahlten Preise lagen im Schnitt bei 30713 Euro/ha und damit um 6,4 % über dem Vorjahresniveau, nachdem sie 2014 um 14,6 % gestiegen waren. Damit landete Niedersachsen im Preisranking für Agrarböden nach Bayern und Nordrhein-Westfalen erneut auf dem dritten Platz.
Unter 10000 Euro
Danach folgte wie im Vorjahr Schleswig-Holstein, wobei der Verkaufswert in dem nördlichen Bundesland mit 26494 Euro/ha FdlN gegenüber 2014 weitgehend stabil blieb. Stark zugenommen hat dort dagegen das verkaufte Areal, nämlich um 28,7 % auf 3998 ha.
Am günstigsten war Agrarland im vergangenen Jahr in Thüringen und im Saarland zu erstehen. Dabei erfuhr der Boden in Thüringen bei Eigentümerwechsel gegenüber dem Vorjahr eine Wertsteigerung von 10,8 % auf 10450 Euro/ha im Schnitt. Das reichte aus, um die rote Laterne im Ranking an das Saarland abzugeben. Dort erlösten die Verkäufer im Mittel für den Hektar FdlN 9972 Euro; das waren 0,9 % weniger als 2014.