Pflanzenbau | 14. August 2014

Wasser marsch gegen Trockenheit und Frost

Von Gabriele Hennicke, Freie Journalistin
Südlich des Kaiserstuhls haben sich 28 Landwirte zur Beregnungsgemeinschaft Breisach-Nord zusammengeschlossen. Früher wurde die Wasserentnahme einzelbetrieblich genehmigt. Heute profitieren Verwaltung und Landwirtschaft von der übergreifenden und flexiblen Organisationsform.
Hier wird Grundwasser zur Beregnung mit einer dieselbetriebenen Pumpe gefördert.
Am 10. Juli ist die wasserrechtliche Erlaubnis offiziell an die Beregnungsgemeinschaft Breisach Nord übergeben worden. Gegründet worden war sie im Zusammenhang mit der Neugestattung bestehender Rechte. „Für die Landwirtschaft bedeutet die Beregnungsgemeinschaft mehr Flexibilität bei Wasserentnahme und Flächenmanagement. Für die Wasserwirtschaftsverwaltung des Landkreises entfallen aufwendige Einzelverfahren. Das spart Kosten und Ressourcen und erleichtert später fällige Kontrollmaßnahmen”, betonte Christian Dusch bei der kleinen öffentlichen Feierstunde. Er ist Dezernent für Bau und Umwelt des Landratsamtes Breisgau-Hochschwarzwald.
Beregnung hat eine lange Tradition im Raum Breisach. Im Schatten der Vogesen regnet es wenig, hier fallen jährlich lediglich Niederschläge in Höhe von 630 Millimeter.  Die Entnahme von Grundwasser ist im Oberrheingraben grundsätzlich unproblematisch. Denn Grundwasser ist durch den nahen Rhein reichlich vorhanden: Die Vorräte sind anderthalb mal so groß wie das Fassungsvermögen des Bodensees.
440000 Kubikmeter für 640 Hektar
Die Landwirte beregnen in der Regel mit einer Pumpe, die von einem Dieselmotor betrieben wird und mit einer Beregnungsmaschine, auch Regenkanone genannt. Sie haben Brunnen gebohrt und entnehmen Grundwasser. Bewässert werden Felder, auf denen Kartoffeln, Obst und Gemüse sowie Mais und Getreide wachsen. Teilweise wird das Wasser auch für die Frostschutzberegnung eingesetzt, zum Beispiel in Kartoffeln, aber vor allem in Obstanlagen. Bislang hatte jeder Landwirt eine eigene Genehmigung zur Wasserentnahme. „Normalerweise wird bei dieser Erlaubnis die Wassermenge genau festgelegt,  und auch für welche Kulturen und für welche Flächen sie gilt”, sagt Martin Lindenlaub von der unteren  Wasserbehörde des Landratsamtes, „für die Beregnungsgemeinschaft haben wir uns von diesem starren Korsett gelöst und eine Fördererlaubnis von insgesamt 440000 Kubikmeter Beregnungswasser erteilt.” Das Gebiet umfasst 640 Hektar mit 53 Entnahmestellen. Im Zuge des Verfahrens hat man auch die Brunnensituation bereinigt, einige Brunnen fallen weg, neue kommen hinzu. „Die Erlaubnis umfasst neben den Brunnen auch die Entnahme von Oberflächenwasser aus einem kleinen Baggersee bei Achkarren und aus der Möhlin kurz vor deren Einmündung in den Rhein”, sagt Lindenlaub. Normalerweise sei die Entnahme von Oberflächenwasser nicht zulässig, um die Tier- und Pflanzenwelt nicht zu gefährden. An beiden Entnahmestellen ströme aber genügend Grundwasser nach.
Elektrische Pumpen als nächster Schritt
Rot eingezeichnet ist das Beregnungsgebiet der Beregnungsgemeinschaft Breisach Nord.
Die Kosten, die die Landwirte  für die Genehmigungen aufbringen müssen, werden künftig geringer ausfallen, weil das Landratsamt einen geringeren Verwaltungsaufwand haben wird. Mittelfristig könnten die Landwirte gemeinsam in neuere und vor allen Dingen effizientere Infrastruktur investieren. Die bisher von Dieselmotoren betriebenen  Pumpen  sind sehr energieintensiv. Sie verbrauchen viel Diesel, billiger wären Elektropumpen. „Wir wollen die Elektrifizierung forcieren. Elektropumpen wären besser regelbar und per Handy steuerbar. Man müsste nicht mit Diesel   hantieren und zum An- und Ausschalten der Pumpen immer wieder auf den Acker fahren”, erklärt  Arno Köbele die Vorzüge. Er ist Vorsitzender der Beregnungsgemeinschaft und bewirtschaftet den Griesmattenhof in Breisach. Köbele baut auf 90 Hektar vorwiegend Kartoffeln und Zwiebeln an und ist für diese Kulturen auf Beregnung angewiesen. „Das Einzelkämpfertum, das bei den Landwirten recht ausgeprägt ist,  wird zurückgehen”, ist Arno Köbele zuversichtlich. Es werden nur neue Brunnen gestattet, wenn die Beregnungsgemeinschaft zustimmt.
Die Strombeschaffung für die Elektropumpen, die man beim Bau neuer, leistungsfähigerer Brunnen nutzen möchte, ist meist nicht ganz einfach. Viele Flächen liegen nicht in der Nähe eines Knotenpunktes der Stromversorger. „Es ist sicherlich besser, wenn sich mehrere Landwirte  zusammentun und gemeinsam auf die Energieversorger zugehen”, meint Köbele. Der Einsatz von Solaranlagen auf dem Feld mache keinen Sinn, da die Pumpen eine Leistung von etwa 40 Kilowatt benötigen, die eine Solaranlage nicht bringen kann.