Tierhaltung | 18. Januar 2018

Bei Schweinen immer noch ein Dauerbrenner

Von Dr. Tanja Frey, Dr. Otto Hornstein, SGD Baden-Württemberg
Während die Salmonellenbekämpfung in der Geflügelhaltung in den letzten Jahren deutliche Fortschritte erzielt hat, stagniert sie in der Schweinehaltung. Über die Ursachen und darüber, wie man dem Salmonelleneintrag in den eigenen Betrieb vorbeugen kann, informiert der folgende Beitrag.
Als häufigste Eintragsquelle von Salmonellen gilt der Zukauf. Genau wie ein Mastbestand können auch Ferkelerzeuger- oder Zuchtbetriebe latent infizierte Tiere beherbergen.
Die Stagnation in der  Salmonellenbekämpfung  im Schweinesektor zeigt sich in den von QS und anderen Quellen veröffentlichten Zahlen aus den (Monitoring-)Untersuchungen der vergangenen Jahre: Seit 2012 sind mehr als 20 Prozent der Betriebe in die belasteten Kategorien 2 und 3 (siehe Tabelle) eingeordnet, davor waren es zwischen 15 und 20 Prozent. Bei einer Anzahl von bundesweit etwa 23000 im Jahr 2017 erfassten Mastbetrieben sind dies mehr als 4500 Mastbetriebe, die mit dem Problem kämpfen. Die Zahlen sind wahrscheinlich höher, da nicht alle Ergebnisse veröffentlicht sind. Noch deutlicher zeigt sich das Problem an den Zahlen der untersuchten Proben. Von über 1,6 Millionen untersuchten Proben lieferten mehr als 200000 ein positives Ergebnis. Auch in der Kategorie 1 (beste Stufe) fallen hier noch etwa acht Prozent der untersuchten Tiere mit Antikörpern auf.
In Baden-Württemberg ist die Situation günstiger. Hier sind nach vorliegenden Erkenntnissen von über 1400 untersuchten Mastbetrieben etwas mehr als 20 in Kategorie 3 und mehr als 140 in Kategorie 2 eingestuft, das ist im bundesweiten Vergleich unterdurchschnittlich. Allerdings muss man bedenken, dass die QS-Daten unvollständig sind und mit einer gewissen Dunkelziffer zu rechnen ist. Vermehrt wird in der letzten Zeit der Schweinegesundheitsdienst  angefordert, um nach den  Eintragsquellen zu suchen.  Die Betriebe melden sich aber größtenteils schon bei leichten Anstiegen, noch bevor sie in Kategorie 3 abrutschen. 
Infektion bleibt oft symptomlos
Bei Schweinen führen Salmonelleninfektionen nur selten zu Erkrankungen. Sie stellen nicht immer ein  gesundheitliches Problem im Schweinestall dar. Krankheitserscheinungen beobachten wir am häufigsten in Ferkelerzeugerbetrieben und hier vor allem im Aufzuchtbereich. Bei Sektionen verendeter Aufzuchtferkel werden immer wieder auch Salmonellen nachgewiesen, meist im Darm, gelegentlich aber auch in mehreren Organen.
 Viele Infektionen, vor allem im Mastbereich, verlaufen allerdings symptomlos, so dass der Schweinehalter keine Erkrankungen oder Leistungseinbußen feststellen kann. Die Tiere bleiben oft aber latent infiziert, können nach einer Belastung wieder Salmonellen ausscheiden und damit zur Ansteckungsquelle für andere Tiere oder den Menschen werden. Eine solche Belastung stellt zum Beispiel der Transport der Tiere dar. Durch den Transport zum und das Handling im Schlachthof kann eine Ausscheidung provoziert und können Salmonellen in die Lebensmittelkette eingetragen werden.
Eintragsquellen in den Bestand
Um einer Infektion mit Salmonellen im Schweinebestand vorzubeugen,  müssen die möglichen Eintragsquellen bekannt sein. Die häufigsten sind (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
  • zugekaufte Mastferkel oder Jungsauen
  • belastetes Futter oder Tränkewasser
  • Schadnager (Ratten und Mäuse)
  • Vögel
  • Infizierte Haustiere (mit Zugang zum Bestand oder Futterlager)
  • (Infizierte betreuende Personen)
  • Transportfahrzeuge und deren Fahrer
Zukauf: Als häufigste Eintragsquelle gilt der Zukauf. Genau wie ein Mastbestand können auch Ferkelerzeuger- oder Zuchtbetriebe latent infizierte Tiere beherbergen. Geraten diese Tiere unter Stress, zum Beispiel durch die Geburt, das Absetzen und Neugruppieren der Ferkel oder ähnliches, können sie zum Salmonellenausscheider werden. So kann eine infizierte Sau ihre Saugferkel anstecken und diese wiederum nach dem Absetzen die gesamte Aufzuchtgruppe. Ebenso kann der Transport von Aufzuchtferkeln zum Mäster oder von Jungsauen zum Ferkelerzeuger bei Salmonellenträgern die Ausscheidung und damit die Infektion des Empfängerbestandes  provozieren.
Ein solcher Eintrag kann durch die Beprobung frisch eingestallter Tiere überprüft werden. Hierfür in Frage kommen sowohl Blutproben zum Antikörpernachweis als auch Kotproben zum direkten Nachweis von Salmonellen. Werden in den Blutproben Antikörper nachgewiesen, hatten die Tiere Kontakt mit Salmonellen, es sei denn, sie  wurden gegen Salmonellen geimpft.
Aussagekräftiger ist der direkte Salmonellennachweis aus Kotproben, da dieser auch die Typisierung des Salmonellenstammes ermöglicht. Dazu werden von frisch angelieferten Tieren nach maximal zwei Stunden eine oder mehrere Sammelkotproben (von 5–10 Tieren) mit Plastikhandschuhen oder Sockentupfern aufgenommen und zur Untersuchung gebracht. Wichtig dabei ist, diese Proben unmittelbar nach dem Einstallen oder direkt auf dem Transportfahrzeug zu nehmen und nicht vom Boden aufzukratzen, um einen falsch positiven Befund durch Salmonellen aus einem noch kontaminierten Stall zu vermeiden. Nach einem Transport kann die Darmpassage so schnell ablaufen, dass innerhalb weniger Stunden im neuen Stall oral aufgenommene Salmonellen bereits wieder ausgeschieden werden.
Belastetes Futter oder Tränkewasser: Die Ausgangskomponenten des Futters oder das Wasser sind in der Regel unbedenklich. Während der Lagerung und des Transports besteht aber vielfach die Möglichkeit der Kontamination mit Salmonellen. Offene Hochsilos und Flachlager können jederzeit durch Vogelkot belastet werden, im Flachlager besteht zusätzlich die Gefahr des Eintrags durch Ausscheidungen von Schadnagern und Haustieren.
Andere Faktoren: Die Infektion durch Vögel, Schadnager, infizierte Personen oder Haustiere erfolgt entweder  direkt durch Kontakt mit den Ausscheidungen oder indirekt durch Verschleppung über Futter, Wasser oder Hilfsmittel im Stall. Werden Fahrzeuge nach einem Transport von Ausscheidertieren nicht genügend gereinigt und desinfiziert, können durch die verbleibenden Salmonellen beim nachfolgenden Transport auch negative Tiere infiziert werden. Gleiches gilt für Stiefel, Waage und Hilfsmittel des Transporteurs, wenn dieser zum Beispiel beim Verladen auch die Stallungen betritt.
Vorbeugen
Nachweis von Salmonellen auf einem Selektivnährboden
Aus dem Genannten ergeben sich die Maßnahmen zur Vermeidung eines Eintrages in den Bestand. Beim Zukauf sollte der Gesundheitsstatus der Tiere bekannt sein. Dabei sind Fragen nach dem Salmonellenstatus des Herkunftsbestandes durchaus zulässig. Ist dieser nicht bekannt oder ergibt sich aus einer Untersuchung nach dem Zukauf der Verdacht, dass die Tiere bereits mit Salmonellen belastet im Betrieb ankommen, sind auch im Herkunftsbestand entsprechende Untersuchungen einzuleiten. Gelingt hier ein Nachweis, müssen Maßnahmen eingeleitet werden.
Die Futterlagerung sowohl im Hochsilo als auch im Flachlager ist so zu gestalten, dass Vögel und Schadnager keinen Zugang erhalten. Hochsilos sind geschlossen zu halten oder müssen zumindest mit einem Netz vogelsicher gemacht werden. Flachlager sind schwerer zu schützen. Gegen Vögel kann ein Abdecken mit Vlies schützen.
Sind Vögel auch im Stallbereich anzutreffen, ist auf jeden Fall sicherzustellen, dass die bevorzugten Sitzplätze nicht genau über den Trögen oder dem Futterlager liegen, oder die Stellen sind durch Abdeckungen vor abgesetztem Kot oder Schmutz zu schützen.
Schadnager müssen im Lagerbereich ebenso konsequent bekämpft werden wie in den Stallgebäuden. Oft ist es dabei hilfreich, sich externe Sachverständige zur Hilfe zu holen, um einen Köderplan zu erstellen und die richtigen Maßnahmen einzuleiten. Mäuse sind anders zu bekämpfen als Ratten. Mäuse fressen an verschiedenen Stellen immer nur kleine Mengen. Daher sind mehrere bis viele Köderstellen einzurichten. Diese sollten an Stellen mit sichtbarer Aktivität nahe an Wänden und Schlupfwinkeln platziert werden.
 Die Bekämpfung von Ratten dagegen muss bereits außerhalb des Stalles beginnen. Rund um ihren Bau laufen Ratten auf durch Urin markierten Wechseln. Auf diesen Wechseln (Wege, Nischen, Rohre) sind attraktive Köder, unbedingt in Boxen, im Abstand von maximal 20 m auszubringen. Die Köderboxen sollten direkt an den Laufwegen und vor den Schlupflöchern liegen, um eine Barriere zwischen Nestern und Futterstellen zu schaffen. Köder sollten nicht mit bloßen Händen berührt werden, da sie sonst   menschlichen Geruch annehmen und damit die Ratten abschrecken.
Haustiere dürfen keinen Zugang in den Stallbereich oder Zutritt zum Futterlager haben. Gerade Katzen koten sehr gerne im Getreidelager ab.
Genauso wichtig ist es, die Weiterverbreitung der Infektion im Bestand zu unterbinden. Auch hier fungieren neben dem direkten Kontakt die oben beschriebenen Vektoren, daneben auch Fliegen, als Überträger der Erreger.
Treten in einem Mastbestand Probleme mit Salmonellen auf, muss der Tierhalter Maßnahmen ergreifen. Ansprechpartner sollte der Haustierarzt sein. Hilfestellung kann auch der Schweinegesundheitsdienst geben. Dessen Tierärzte  sind mit dieser Thematik vertraut und haben Erfahrung mit der Bekämpfung von Salmonellen im Schweinebestand.
Hilfreich können auch die Empfehlungen der Arbeitsgruppe Salmonellen der Schweinegesundheitsdienste (Leitfaden Salmonellen) sein, die im Internet unter www.schweinegesundheitsdienste.de/sgd-arbeitsgruppen/ag-salmonellen.html nachzulesen oder downzuloaden sind. 
Bekämpfungsmaßnahmen beim Geflügel effektiver
Salmonellen sind Bakterien, die beim Menschen Erbrechen und schweren Durchfall (Gastroenteritis), manchmal sogar Todesfälle verursachen können. Eine wichtige Übertragungsquelle sind Lebensmittel tierischen Ursprungs wie Geflügel-, Schweine- oder Rindfleisch und auch Eier.
Auffällig ist der Rückgang der gemeldeten Salmonellenerkrankungen beim Menschen in den letzten Jahren. In der Bundesrepublik wurden im Jahr 2001 noch 77000 Infektionen beim Menschen registriert, während 2016 nur knapp 13000 Fälle gemeldet wurden. Da nicht alle Infektionen zur Kenntnis gelangen, ist sicher von einer wesentlich höheren Rate an Infektionen auszugehen.
Dieser Rückgang ist ein Ergebnis der sogenannten  Zoonose-Verordnungen, die von der EU 1992 und 2003 erlassen wurden, um den Verbraucher vor Infektionen und Vergiftungen durch Lebensmittel tierischen Ursprungs zu schützen. Im weiteren Verlauf wurden  die Schweine-Salmonellen-VO (2007), die Geflügel-Salmonellen-VO (2001) und die Legehennen-Salmonellen-VO (2009) in Deutschland erlassen, die die Verbreitung von Salmonellen auf diesem Wege vermindern sollen.
Auffällig ist bei der Verringerung der gemeldeten Fälle, dass vor allem die Zahl der Übertragungen aus dem Geflügelbereich deutlich zurückging,  während die Anzahl der Infektionen aus dem Schweinebereich zahlenmäßig fast konstant blieb, wodurch sich deren Anteil an den Infektionen stark erhöhte. Dies ist vor allem auf den unterschiedlichen Ansatz der Salmonellenbekämpfung im Hühner- und  Schweinebereich zurückzuführen.
In der Geflügelhaltung, speziell im Bereich der Legehennen, ist eine Impfung gegen Salmonellen in der Zuchtstufe, in der Aufzucht und für die Legehennen vorgeschrieben. Werden in einem Bestand Salmonellen nachgewiesen, wird er geräumt und darf erst nach Reinigung und Desinfektion wieder belegt werden.
Dagegen fußt die Bekämpfung im Schweinebereich auf dem Monitoring ausschließlich im Mastbereich. Das Monitoring stützt sich dabei auf den Nachweis von Antikörpern gegen Salmonellen und nicht auf den Nachweis der Bakterien. Anhand der Häufigkeit von Nachweisen werden die Betriebe unterschiedlichen Kategorien zugeordnet (siehe Tabelle). Wird in einem Mastbestand eine erhöhte Anzahl an Reagenten (Tieren mit Antikörpern) festgestellt und der Betrieb in Kategorie 2 oder 3 eingeteilt,  so ist der Besitzer verpflichtet, Maßnahmen zur Bekämpfung einzuleiten.