Die Stimmung in der deutschen Landwirtschaft bleibt verhalten. Zwar hat sich der Abschwung nach dem Einbruch von Ende letzten Jahres nicht fortgesetzt, doch die Märzbefragung vom Konjunkturbarometer Agrar des Deutschen Bauernverbandes (DBV) weist nur eine leichte Verbesserung aus.
Vor allem die geplanten Investitionen in Ställe und Gebäude sind rückläufig.
Unverändert kritisch beurteilen die heimischen Landwirte danach ihre aktuelle wirtschaftliche Situation. Dagegen schauen sie wieder etwas optimistischer in die Zukunft als zuletzt, wenngleich die künftige Entwicklung nach wie vor schlechter eingeschätzt wird als die aktuelle wirtschaftliche Lage.
Vor allem die Milchbauern beurteilen ihre Zukunftsaussichten besser als im Dezember 2014. Deutlich nachgelassen hat die Investitionsbereitschaft. Im kommenden halben Jahr wollen die Landwirte nach eigenen Angaben insgesamt 5,1 Milliarden Euro investieren; das sind rund eine Milliarde Euro weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Vor allem die geplanten Investitionen in Ställe und Gebäude sind rückläufig.
DBV-Präsident Joachim Rukwied verwies am 15. April in Berlin auf eine spürbare Verunsicherung infolge einer anhaltenden Diskussion in Teilen der Öffentlichkeit über die derzeitige Tierhaltung. Dies könne zur Innovationsbremse werden, warnte Rukwied. Eine Weiterentwicklung und Verbesserung der Tierhaltung erfordere Investitionen und Innovationen.
Besorgt zeigte sich der Bauernpräsident über die Situation auf dem Schlachtschweinemarkt sowie dem Obst- und Gemüsemarkt. Politische Brennpunkte seien derzeit die Regelungen zum Mindestlohn sowie die Novelle der Düngeverordnung.
Lidl-Werbekampagne verärgert
Mit scharfer Kritik reagierte Rukwied auf die aktuelle Werbekampagne des
Lebensmitteldiscounters Lidl. „Die Kampagne von Lidl ärgert uns
massiv”, sagte der DBV-Präsident. Zwar weise das Unternehmen seit Wochen
zu Recht auf die hohe Qualität heimischer Lebensmittel hin.
Gleichzeitig verbinde es diese Aussage jedoch mit kräftigen
Preissenkungen für die entsprechenden Produkte in seinem Sortiment.
Unter anderem war Lidl in dieser Weise zuletzt bei Wein, Fleisch und
Brot verfahren und hatte Preisnachlässe von bis zu 20 Prozent
angekündigt. „Qualität gibt es nicht zum Ramschpreis”, stellte Rukwied
klar. Er warf Lidl vor, mit seiner Kampagne den jahrelangen Einsatz des
Berufsstands für eine höhere Wertschätzung von Lebensmitteln und
bäuerlicher Arbeit zu konterkarieren. Kritisch äußerte sich der
Bauernpräsident auch zur Senkung der Preise für Käse durch Aldi Nord und
Aldi Süd. Verschiedene Käsesorten seien im Preis um bis zu 30 Cent/kg
gesenkt worden; das entspreche einem Minus von bis zu 13 Prozent.
Die Perspektive auf dem Milchmarkt beurteilt Rukwied zurückhaltend. Noch
bis vor wenigen Wochen hätten weltweit die Preise für Pulver, Butter
und Käse angezogen. Dieser Trend habe sich jedoch nicht fortgesetzt.
Angesichts des bislang unveränderten Anlieferungsverhaltens der
Milcherzeuger sieht der DBV-Präsident keinen Zusammenhang zum Auslaufen
der Quote.