Betrieb und Wirtschaft | 20. September 2017

Badische Winzer erwarten nur 70 Hektoliter

Von Barbara Sester
Die Herausforderungen im Wein- und Obstbau werden in den nächsten Jahren zunehmen, waren sich die Teilnehmer bei der Erntepressekonferenz des Badischen Weinbauverbandes am Montag in Kippenheim-Schmieheim einig.
Ziel der Landesregierung sei es, die Existenz des heimischen Weinbaus trotz der Änderungen des Klimas langfristig zu sichern, sagte der baden-württembergische Agrarminister Peter Hauk vor Journalisten im Schmieheimer Weingut Schwörer. Als Möglichkeiten nannte er neben Liquiditätshilfen und einem Risikofonds auch die staatliche Förderung einer Mehrgefahrenversicherung, wie sie in manchen Ländern schon existiere. Hinzu kommen  technische Vermeidungsstrategien, dazu gehören Hagelschutznetze, Frostberegnung oder Luftmassenverwirbelung durch Hubschraubereinsätze. „Im Winter wird es dazu eine Arbeitsgruppe mit Betroffenen und Beteiligten geben, um eine optimale Lösung zu finden”, so der Minister.
Franz Benz (rechts) dankte Minister Peter Hauk für die schnelle Hilfszusage und wünscht sich für die Zukunft Unterstützung des Landes bei Präventionsmaßnahmen für Wetterereignisse.

Bis Ende Oktober können Wein- und Obstbaubetriebe einen Antrag auf Frostbeihilfe stellen. Das Land rechne mit einem Auszahlungsbetrag zwischen 40 und 60 Millionen  Euro. Die Beihilfe beträgt maximal 50 Prozent vom Ertragsausfall und greift erst ab einer Schädigung von mindestens 30 Prozent.
Weinbauverbands-Vizepräsident Franz Benz bedankte sich für die schnelle Hilfszusage. Er betonte: „Für uns ist Prävention noch wichtiger als Nothilfe, denn unser Fokus muss auf dem Markt liegen. Wenn Marktanteile durch Unwetterschäden erst weggebrochen sind, ist es schwer, diese wieder zurückzugewinnen.”
Toalausfall bis normal
Verbandsgeschäftsführer Peter Wohlfarth ging auf den Witterungsverlauf im Weinjahr 2017 ein, das geprägt war von den verheerenden Frostnächten vom 19. bis 21. April. Der letzte Frost dieses Ausmaßes datiert auf das Jahr 1953.
Die Reben entwickelten sich durch einen warmen Boden im Frühjahr sehr schnell, so dass der Frost stellenweise bis hin zum Totalausfall zuschlagen konnte. Danach sei die Witterung jedoch für die Rebenentwicklung optimal verlaufen und die Reben trieben neu aus. Gleichwohl war die Kulturführung durch die Nachfrostaustriebe anspruchsvoll und zeitintensiv.
„Die Unterschiede im Ertrag reichen vom Totalausfall bis zu einem normalen Herbst mit sehr guten Mostgewichten und Qualitäten. Manche sprechen deshalb von einem neidischen Herbst”, so Wohlfarth. Der Niederschlag der vergangenen Wochen mache auch die Lese wieder sehr herausfordernd für die Winzer. Von Vorteil seien die kühlen Nächte, damit sich die Essigfäule in Grenzen hält. Bis zur ersten Oktoberwoche werde der Herbst zu 90 Prozent eingebracht sein. Die Ernteschätzungen gehen derzeit von einem Ernteschnitt von 70 hl/ha für Gesamtbaden aus. Der Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre lag bei 77,5 hl/ha.