Betrieb und Wirtschaft | 16. November 2017

Automaten statt Hofladen

Von Christa Maier
Milch, Käse, Eier, Wurst, Äpfel, Honig, Saft und Shakes gibt es auf dem Hof von Theresia und Markus Ziegler in Frickingen-Leustetten rund um die Uhr zu kaufen.
Dies ist ihren beiden neuen „Mitarbeitern” zu verdanken, die  24 Stunden täglich im Einsatz sind. Direkt neben dem  Milchviehstall steht ein schmuckes Holzhäuschen mit zwei Verkaufsautomaten.   
„Als wir vor zwei Jahren den Hof von meinen Eltern übernahmen, waren die Milchpreise sehr schlecht”, blickt Markus Ziegler zurück. Nach langen Überlegungen, wie man  den Hof auch in fünfter Generation zukunftsfähig machen kann, entschied sich der Familienrat für die Direktvermarktung.
Markus und Theresia Ziegler setzen bei der Direktvermarktung auf ihre beiden neuen Automaten, die teils von Berufskollegen bestückt werden.

 Ein herkömmlicher  Hofladens wäre auf dem Betrieb mit seinen  120 Milchkühen und 70 Mastbullen   ohne Einstellung von Fremdarbeitskräften nicht möglich gewesen. Doch man wollte weiterhin den Hof alleine – sprich mit den Eigentümern und den Kindern sowie den Altenteilern – bewirtschaften.   
Technik nutzen
„Schon mein Vater hat immer gesagt, man muss die vorhandene Technik nutzen”, verdeutlicht Markus Ziegler, der bisher schon viel bei der Außenbewirtschaftung – 140 Hektar Fläche, davon 90 Hektar Grünland – und auch auf dem Hof selbst mittels Technik organisiert. So hat er in einen selbstfahrenden Mischwagen investiert, ein Melkroboter wird gerade für die Hochleistungsgruppe unter den  Milchkühen eingebaut. 
 Die Lösung bei der Direktvermarktung war erst einmal die „Milchtankstelle”, die seit  Mai in Betrieb ist und aus dem Kunden zwischen 40 und 80 Liter Rohmilch täglich  zu einem Literpreis von einem Euro zapfen. Vom Becher bis zum sechs Liter fassenden Kanister können Gefäße  verschiedener Größe  in das Ausgabefach gestellt werden. „Vor dem Verzehr sollte die Milch abgekocht werden”, steht auf dem Automaten, womit der Hof diesbezüglich seine Pflicht erfüllt hat.
Der Tank fasst 150 Liter und wird alle zwei Tage geleert  und mit frischer, auf vier Grad heruntergekühlter Milch neu befüllt. Nicht verkaufte Milch wird an die Kälber verfüttert. Von der Fünf-Cent-Münze bis zum 20-Euro-Schein nimmt der Automat alles an und gibt   heraus. Man kann Gefäße für die Milch mitbringen oder vor Ort eine Ein-Liter-Flasche am daneben stehenden Regiomaten kaufen. Dieser Verkaufsautomat ergänzt seit geraumer Zeit die Milchtankstelle in dem schmucken Holzhäuschen und löst den gewünschten Mitnahmeeffekt aus. Neben Eiern, Honig, Käse aus dem Allgäu, geräucherten Würsten und Dosenwurst aus eigener Herstellung können auch Obst  oder  Flaschen mit  Geschmackspulver gekauft werden, das mit Milch aufgefüllt einen  Milchshake ergibt.
Seit neuestem kann  auch für 10 Euro pro Stück eine Hirschsalami „gezogen” werden. „Dies bestätigt uns, dass sich auch hochpreisige Produkte über den Automaten verkaufen lassen”, sagt Theresia Ziegler. Zehn Kollegen bestücken mit ihren Produkten, die fix und fertig verpackt und beschriftet werden, den Automaten. Am Verkaufserlös sind die Zieglers prozentual beteiligt.
Vertrauenskasse für Kartoffeln
Für Kartoffeln eignet sich der Automat weniger, da das Ausgabefach für höchstens 1,5 Kilogramm geeignet ist und zudem bei den Knollen viel Staub anfällt. Daher werden die Kartoffeln wie bisher über eine „Vertrauenskasse” auf einem daneben befindlichen Regal verkauft. Auch das Bauernhofeis in der Tiefkühltruhe geht über das Vertrauenskässle in den Verkauf.
Hygiene ist nach Aussage von Ziegler das A und O auch bei den Automaten.  Auch Werbung sei ein nicht zu unterschätzendes Absatzinstrument.  „5000 Euro sind da gleich weg”, sagt er, doch langfristig lohne sich auch dieses Zusatzangebot des Automatenherstellers. So werden die Automaten auf dem Hof über Flyer, Plakate, Homepage, Facebook und sonstige Internetplattformen beworben.
 Dass der Hof direkt am Bodensee-Radweg liegt, kommt dem Absatz entgegen. Neben Urlaubern kaufen   auch  viele Stammkunden ein, die hauptsächlich in einem Radius von 15 Kilometern wohnen, teils aber auch von weiterher kommen.  
„Der Zeitaufwand für  die Dokumentation, das Befüllen und das Reinigen darf  nicht unterschätzt werden”, sagt Theresia Ziegler. Auch die Kosten für das gesamte Ensemble verrieten die Zieglers ihnen Besuchern, die   vor kurzem im Rahmen des Direktvermarkter-Stammtischs des Vereins Bodenseebauer  zur Betriebsbesichtigung kamen. Das ganze Ensemble mit Häuschen, Milchtankstelle und Regiomat schlug mit 40 000 bis 45 000 Euro zu Buche.