Grüne Karriere | 03. November 2017

Ruhig mal in die Ferne schweifen!

Von Petra Littner
Ein Auslandssemester bringt Studierenden viele neue Eindrücke und Erfahrungen. Auch im Agrarbereich ist dies zu empfehlen, denn es eröffnet angehenden Betriebsleiterinnen und -leitern interessante Perspektiven.
Viele denken beim Thema Agrar nur an Stall- und Ackerarbeit. Der Studiengang Agrarwissenschaften eröffnet jedoch viele spannende Berufsmöglichkeiten. Natürlich geht es dabei im Allgemeinen um die Produktion von Nahrungsmitteln, Haltung und Zucht von Nutztieren und Erzeugung von Rohstoffen. Das bedeutet aber nicht, dass man nur die Funktionsweise eines Bauernhofs studiert.
Vielmehr stehen Themen wie Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Betriebswirtschaft auf dem Lehrplan. Darin beschränkt sich das komplexe Studienfach nicht mehr nur auf das jeweilige Land, sondern ist global zu verstehen. Ländergrenzen spielen kaum noch eine Rolle.
Entsprechend profitieren Studierende von einem Semester im Ausland. Sie lernen andere Methoden kennen, erweitern ihr fachliches Wissen, verbessern ihre Sprachkenntnisse  und können internationale Zusammenhänge besser begreifen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Aufbau eines Netzwerks.
Lernen, wie es in anderen Ländern läuft
Nach dem Studium kehren viele an den Hof der Familie zurück, wo sie Verantwortung oder gar den Betrieb übernehmen. Das Gelernte können sie in der Praxis umsetzen und auch aufgrund ihrer erweiterten Sichtweise die Produktionsabläufe durch neue Erkenntnisse optimieren. Andere werden Betriebsleiter bei großen Firmen oder in der Industrie, oder spezialisieren sich auf dem Gebiet von Züchtung, Forschung und Lehre.
Darüber hinaus gibt es akademische Betätigungsfelder in der öffentlichen Verwaltung, bei Umwelt- und Landwirtschaftsverbänden oder auch bei Fachmedien.
Ebenso attraktiv kann eine internationale Karriere ein, für die ein oder mehrere Semester im Ausland beste Voraussetzungen schaffen. Arbeitsplätze findet man zum Beispiel in der Entwicklungshilfe oder bei einer NGO (nichtstaatlichen Organisation).
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Wenngleich regional unterschiedliche Einflüsse durch Klima, Bodenbeschaffenheit und Gesetzgebung herrschen, geht es im Kern der Landwirtschaft und ihrer nachgelagerten Bereiche doch immer um das Gleiche: die Erzeugung von Nahrungsmitteln für Menschen und Tiere. So ist es eine große Bereicherung, Gegebenheiten in anderen Ländern persönlich zu erleben und den Umgang damit praxisnah zu erlernen. Für den theoretischen Teil sorgen dabei Universitäten, von denen fünf einen besonders guten Ruf genießen:
- University of California, Davis, Kalifornien/USA. Anfang des 20. Jahrhunderts als University Farm der University of California Berkeley gegründet, genießt die Uni mit breit gefächertem Studienangebot einen international hervorragenden Ruf. Neben Agrarwissenschaften kann man hier auch das Studienfach Weinbau belegen, das Weinbaugebiet Nappa liegt nur eine knappe Stunde von Davis entfernt.
- Lincoln University. Die ländlich in Christchurch/Neuseeland gelegene Uni hat mehrere agrarwissenschaftliche Studiengänge im Programm. Neben klassischen Agrarwissenschaften gibt es auch ein Studium an der Schnittstelle von Agrarwissenschaften und Wirtschaft, beispielsweise der Bachelor of Commerce (Agriculture) oder der Master of Management in Agricultural Systems. Auch ein Weinbaustudium ist an der Lincoln University möglich. Zur Uni gehört auch eine Farm, an der Weiterbildungen in verschiedenen landwirtschaftlichen Fächern angeboten werden.
- Newcastle University, Großbritannien. Der Campus inmitten der Stadt bietet viele interessante Studienmöglichkeiten für Landfreunde. Beispielsweise
die Studiengänge „Agriculture with Agronomy” oder „Agriculture with Animal Production Science” sowie agrarwissenschaftliche Studiengänge mit wirtschaftlichem oder ökologischem Schwerpunkt. Dass angehende Agrarwissenschaftler an der Newcastle University hervorragend aufgehoben sind, zeigt das aktuelle Fächerranking des Guardian University Guide. Im Ranking für Agriculture, Forestry and Food gehört die Universität im Nordosten Englands zu den sechs besten Hochschulen Großbritanniens.
- Western Illinois University. Im US-Bundesstaat Illinois ist die Landwirtschaft einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Vor allem der Anbau von Mais und Soja spielt eine große Rolle. Inmitten des sogenannten „Corn Belt”, des Maisgürtels im Mittleren Westen der USA, liegt die Kleinstadt Macomb. Diese beheimatet die Western Illinois University. Die Hochschule hat ihrer Lage entsprechend verschiedene agrarwissenschaftliche Studienfächer im Programm, darunter Gartenbau und  Ackerbau. 
- University of Melbourne. Die University of Melbourne in Australien bietet im Bereich
Agrarwissenschaften Studiengänge wie „Bachelor of Agriculture” mit Spezialisierungen in Production Animal Science (Tierzucht), Plant (Pflanzenbau) and Soil Science (Bodenkunde) oder Agricultural Economics (Agrarökonomie). Als Mitglied der „Group of Eight” und damit als australische Elite-Universität in vielen internationalen Hochschulrankings kann die University of Melbourne wahrlich punkten. So auch im QS World University Ranking by Subject: Im Fächerranking für Agrar- und Forstwissenschaften ist die zweitälteste Universität Australiens auf Rang 32 platziert. Danach zählt die Uni zu den australischen Top 3 in diesem Bereich.
Kosten bedenken
Daneben gibt es viele weitere renommierte Universitäten, bei denen man ein Auslandssemster absolvieren kann. Einen Überblick darüber verschafft die Internetseite www.college-contact.com. Hier gibt es kostenlos Tipps, die Besonderheiten der Länder und eine Auflistung der Hochschulen mit deren Studienfächern. Darüber hinaus werden hier die verschiedene Möglichkeiten eines Studienaufenthalts vom klassischen Auslandssemester über eine kürzere Summer Session, von einer Weiterbildung bis hin zu einem Vollstudium aufgezeigt.
Abhängig vom Einzelfall, kann ein Auslandsaufenthalt mit erheblichen Kosten verbunden sein. So schlagen neben eventuellen Studiengebühren auch Lebenshaltungskosten zu Buche, die in manchen Ländern deutlich über dem deutschen  Durchschnitt liegen. Es lohnt sich deshalb, den Anspruch auf Bafög zu klären oder sich um ein Stipendium zu bemühen.
Kontaktadressen dazu sind unter www.college-contact.com ebenso zu finden wie Hinweise zu Bildungs- und Studienkrediten. Für ein Studium im Ausland gibt es viele Argumente, sowohl im Hinblick auf die persönliche Entwicklung als auch in Bezug auf fachliche Aspekte. Während die Beweggründe stets individuell sind, profitiert jeder vom kulturellen Austausch, von internationalen Erfahrungen und von der Erweiterung des eigenen Horizonts. Als Vorbereitungszeit sollte man etwa eineinhalb Jahre einplanen. Als bester Zeitpunkt gilt das zweite Studienjahr oder während des Masterstudiums.