Waldwirtschaft | 22. Oktober 2014

Äxte und Keile – eine kleine Warenkunde

Von Peter Richter
Wer eine Axt oder einen Spalthammer mit den notwendigen Spalt- oder Fällkeilen kaufen will, sollte vorher einiges klären. Braucht man das Werkzeug zum Fällen, Entasten, Holzspalten oder für alles zusammen? Um welche Stammmaße handelt es sich? Und woran erkennt man ein gutes Werkzeug?
Ein Drehkeil unmittelbar vor dem Einschlagen in einen Stamm.
An erster Stelle steht die Sicherheit des Werkzeugs: Wie sicher sind Axtkopf und Stiel miteinander verkeilt? Wie ist das Bruchverhalten des Stiels?
Vielfach ist in den Stiel nur ein Flachkeil eingeschlagen. Der aber lässt keine Klemmkraft in die Bewegungsrichtung entstehen und führt mit der Zeit zur Lockerung des Axtkopfes. Besser sind ein oder zwei Ringkeile. Sie verteilen die Klemmkraft in alle Richtungen und beschädigen die Faserstruktur des Stieles nicht. Ein eingebauter Widerhaken verhindert zuverlässig, dass sich der Ringkeil lösen kann – ein deutlicher Sicherheitsgewinn.
Eine noch höhere Sicherheit erzielt eine verschraubte Sicherheitsplatte: Hierbei hält eine lange Schraube eine Sicherungsplatte auf der Oberseite des Axtkopfes und reicht durch den Ringkeil bis in den Stiel hinein. Der sogenannte Abzugswert gibt an, bis zu welchem Gewicht sich der Werkzeugkopf nicht vom Stiel lösen darf. Die DIN-Norm schreibt hier zwei Tonnen vor. Doch es gibt Modelle, die bei mehr als fünf Tonnen immer noch fest sitzen.
Axtstiele müssen laut DIN-Norm zumindest aus Eschenholz bestehen. Es ist kurzfaserig sowie fest und elastisch. Dadurch kann es die Einwirkungen auf die Gelenke gut dämpfen. Wenn ein solcher Stiel bricht, dann meistens vollständig, und der Werkzeugkopf fliegt davon, manchmal mit bösen Folgen. Ein Fiberglasstiel ist äußerst witterungsbeständig und unempfindlich und nahezu unzerbrechlich. Allerdings erzeugt er kaum Dämpfung und gibt die Energie der Prellschläge fast ungedämpft an die Gelenke weiter. Stiele aus Hickoryholz, einer amerikanischen Walnussart, bieten die beste Holzqualität. Durch ihre Langfaserigkeit zeigen sie ein biegsames und elastisches Verhalten und sind drei- bis vierfach belastbarer als Eschenstiele. Bei einem Bruch trennen sich die Stielhälften wegen der langen Holzfasern nicht vollständig, so dass der Werkzeugkopf nicht fortfliegen kann
Die richtige Holzfeuchtigkeit
Wenn Werkzeugstiele brechen, dann geschieht dies meist nahe am Kopf.  Um diesen Bereich besser zu schützen, beispielsweise gegen die Folgen von Fehlschlägen, bieten einige Hersteller Metallhülsen an, die auf etwa zehn Zentimeter Länge den Stiel ummanteln. Wichtig ist, die Stiele bei einer bestimmten Holzfeuchtigkeit mit dem Werkzeugkopf zusammenzufügen. Daher unterhält wenigstens ein Hersteller auch ein sogenanntes befeuchtetes Stielelager, das automatisch die richtige Feuchtigkeit sicherstellt. Um zu vermeiden, dass der Werkzeugstiel zu trocken oder zu feucht wird, sollten Äxte und Spalthämmer im Schuppen oder der Garage lagern, keinesfalls aber im Heizungskeller. Bei längerer Lagerung ist es zudem sinnvoll, den Kopf mit etwas Öl einzureiben, um Rost zu vermeiden.
Werkzeugstiele gibt es in den unterschiedlichsten Längen und Formen. Verbreitet ist die sogenannte Kuhfuß-Form, bei Spalthämmern findet man am Stielende einen Knauf. Beim Kauf sollte man daher genau darauf achten, ob die Länge ausreichend ist und wie das Werkzeug in der Hand liegt. Es ist auch wichtig, wie das Auge des Werkzeugs geformt ist. Denn auch dort gibt es Unterschiede, und der Stiel muss exakt hineinpassen.
Unterschiedliche Werkzeugformen
Äxte gibt es grundsätzlich in drei verschiedenen Ausführungen:
Mit schmaler, schneidender Klinge zum Entasten und Fällen sowie zur Kulturpflege.
Äxte und Beile in mehr konischer Form eignen sich als Universalwerkzeuge.
Zum Spalten eignen sich Geräte mit einer keilförmigen Form, die das Holz durch ihre massige Kopfform gut auseinanderspalten. Durch ihren balligen Schliff haben sie eine viel längere Standzeit und müssen nicht so häufig nachgeschliffen werden wie Werkzeuge mit Messerschliff.
Das Kopfgewicht reicht von unter einem Kilogramm bei Forstbeilen für den Einhandeinsatz bis zu drei Kilogramm für schwere Spaltäxte. Spalthämmer bringen es auf mehr als drei Kilogramm. Eine Sonderform stellen die Doppeläxte dar, die allerdings für den professionellen Einsatz im Forst aus Sicherheitsgründen verboten sind. Ihr Vorteil ist, dass ihre zwei Klingen unterschiedlich geschliffen sein können und somit zwei Werkzeuge mit nur einem Stiel bilden. Ihr Ursprungsland ist Kanada: Wegen der dort oft langen Wege zum Hiebsplatz vermieden es die Forstarbeiter mit solchen Äxten, gleich zwei Werkzeuge tragen zu müssen. Doppeläxte sind in Deutschland vor allem in sportlichen Wettkämpfen als Wurfaxt zu finden.
Die Stahlqualität der Werkzeuge muss mindestens C 45 betragen. Das bedeutet, der Kohlenstoffanteil im Stahl muss mindestens 0,45 % betragen. Je höher er ist, desto stärker ist auch die Verschleißfestigkeit. Äxte müssen von der Schneide Richtung Auge mindestens 30 Millimeter gehärtet sein. Manche Werkzeuge sind jedoch fast über die ganze Fläche bis nahe ans Auge gehärtet, nicht aber um es herum, da das Material sonst reißen könnte.
Beim Kauf auf Prüfzeichen achten
Eine Spaltaxt in Aktion.
In Deutschland produzierte Werkzeuge müssen dem Produktsicherheitsgesetz entsprechen. Daneben sollten sie über Prüfsiegel verfügen. Das GS VPA-Prüfzeichen vergibt die Versuchs- und Prüfanstalt in Remscheid, die spezialisiert nur Prüfungen für Handwerkzeug durchführt, und belegt die erfolgreiche  Sicherheitsprüfung. Das sogenannte „Dreipilz”-Siegel stellt die Stahlqualität sicher. Prüfzeichen des KWF – Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik e.V. in Groß-Umstadt – belegen die bestandenen Sicherheits- und Gebrauchsprüfungen. Es vergibt sie in drei Kategorien: KWF Profi, KWF Standard sowie KWF Test.
Äxte gibt es in vielen unterschiedlichen regionalen Formen, nach denen sie oftmals auch benannt sind. So findet man  beispielsweise die Rheinische Form, die Harzer, die Berliner und Bayerische, um nur einige zu nennen. Heutzutage ist dies aber ohne Bedeutung.
Das Schleifen einer Axt sollte nur in eine Richtung erfolgen. Dabei darf die Schneide nicht zu heiß werden, wie es beim Schleifen mit einer Flex schnell geschehen kann. Ist das Metall erst einmal blau angelaufen, dann ist die Härte verloren. Ein Nachhärten ist zwar möglich, aber nur durch Fachbetriebe durchführbar.
Äxte dürfen nicht als Hammer missbraucht werden, beispielsweise zum Einschlagen von Keilen. Dafür sind Spalthämmer da. Sie dienen zum Spalten von Holz und Einschlagen von Spalt- und Fällkeilen aus Aluminium oder Kunststoff. Sie sollten über eine große, nur bis 42 HRC – Härteprüfung nach Rockwell –  gehärtete Schlagfläche verfügen. Ihr Kopfgewicht liegt bei über drei Kilogramm. Sind sie noch zusätzlich mit einer Wendenase ausgestattet, so lässt sich mit ihnen bequem am Boden liegendes Stammholz wenden.     
Bei Keilen gibt es die Qual der Wahl
Keile dienen zum Fällen und zum Spalten von Holz. Beim Fällen helfen sie, den Fällschnitt offen zu halten, damit das Gewicht des Baumes die Motorsäge nicht eingeklemmt. Dabei kommen sie und die Keile wechselseitig zum Einsatz: schneiden, keilen, schneiden, keilen.  So bekommt der Baum Übergewicht in Fällrichtung.
Spaltkeile sind eine sehr effiziente Hilfe beim Spalten von Holz. Sie haben im Gegensatz zu Fällkeilen eine eher scharfe und spitze Schneide. Drehspaltkeile sind in sich um bis zu 45 Grad verdreht, was zu einem sehr wirkungsvollen Spaltprozess führt.
Als Materialien stehen Stahl, Aluminium und Kunststoff zur Verfügung. Stahlkeile sind die preiswerteste Variante, aber mit zwei bis drei Kilo pro Stück am schwersten. Zudem dürfen sie niemals zusammen mit einem Hammer aus Stahl verwendet werden: Stahl auf Stahl kann zum Absplittern von Metallteilen am Keil oder Spalthammer und dadurch zu schweren Verletzungen führen. Daher müssen sie mit einem Hartholzhammer oder Hammer mit Kunststoffeinsatz eingeschlagen werden. Trifft die Kette der Motorsäge auf einen Stahlkeil, wird sie schwer beschädigt und kann sogar reißen.
Alukeile können problemlos mit einem Stahlhammer eingeschlagen werden. Allerdings können sich im Laufe der Nutzung Metallgrate an der Schlagplatte bilden, die dann abzuschleifen sind. Die Berührung mit der Motorsägenkette bleibt folgenlos.  Zudem sind sie stabil und etwa nur ein Drittel so schwer wie vergleichbare Stahlkeile, aber leider von allen Varianten die teuerste.
Keile aus Kunststoff sind nur zum Fällen einsetzbar, nicht aber zum Spalten. Nicht jeder Kunststoff ist dauerhaft geeignet. Daher sollte man Keile aus Polyamid wählen, da dieses Material besonders bruch- und schlagfest ist. Es lässt sich auch an gefrorenem Holz einsetzen und ist bis minus 30 Grad kältebeständig.
Allen Keilen ist gemeinsam, dass sie mit verschiedenen Führungs- und Keilnuten wie Fischgrätprofilen, Sägezahnprofilen oder Widerhaken versehen sind, die das Herausrutschen aus dem Fällschnitt oder der Spaltfuge verhindern sollen. 
Fazit
Äxte und Keile sind hochwertige Produkte, wenn sie hochwertig hergestellt wurden. Das Angebot ist vielfältig und nicht immer gut überschaubar. Doch wer sich im Vorfeld eines derartigen Werkzeugkaufs klar macht, was damit erreicht werden soll, wird mit Sicherheit das für ihn passende Gerät finden. Wer es dann noch richtig einsetzt, pflegt und lagert, wird lange sicher, effektiv und die Gelenke schonend damit arbeiten können.